12/22/2006

Japan plant im "Krieg" mit China schon wieder neue Freihandelsabkommen

Japan droht im Wettlauf mit den anderen großen Volkswirtschaften wie den USA oder besonders seinem asiatischen Konkurrenten China, den Anschluß an die Weltspitze zu verlieren.

Japan mit "Freihandelszonenagenda"
In den letzten Monaten bemüht sich das Land aus dem Grunde, seine Stellung im Welthandel durch die Bildung von Freihandelsabkommen zu festigen. Ich habe über diese Entwicklung bereits hier, hier und hier gebloggt.

Zusammenfassend ergibt sich bis heute folgendes Bild:
Alle Freihandelsabkommen Japans (bereits beschlossen/geplant)
Schweiz
Australien
Mexiko
Singapur
Malaysia
Indien
Philippinen
Vietnam

Abkommen mit Indien rückt näher
Über das Freihandelsabkommen mit Indien habe ich bereits vor einigen Monaten gebloggt (s. ersten Link oben). Am 15.12. trafen sich die Regierungschefs beider Länder, Singh und Abe, in Tokyo und einigten sich auf eine Aufnahme konkreter Gespräche nächsten Monat. Diese sollen in 2 Jahren abgeschlossen werden.


Bild: Indiens Premier Singh mit Japans Ministerpräsident Abe in Tokyo


Bisher schwacher indisch-japanischer Handel
Für Japan ist diese Vereinbarung aus mehreren Gründen wichtig.

Zum einen ist der Handel mit dem Riesenstaat (1,1 Mrd. Einwohner, 8 % durchschnittliches Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren) kümmerlich. Der Anteil Indiens an Japans Außenhandel beträgt 1%. Das ist ein Dreißigstel von dem mit China! Die Direktinvestitionen japanischer Firmen in Indien beliefen sich in 2004 auf kümmerliche 89 Mio. USD (China: 50x mehr!).

Zum anderen wäre Japan mit einem solchen Pakt ein "First Mover" und könnte mit seinen Unternehmen wichtige Geschäftsbereiche besetzen: Weder mit China noch mit den USA plant Indien derzeit ähnliches.

Neues Abkommen mit Brunei angekündigt
Des weiteren gab die japanische Regierung am gestrigen Donnerstag in Tokyo bekannt, daß so bald wie möglich eine bilaterale Außenhandelszone mit dem asiatischen Zwergstaat Brunei (ca. 370.000 Einwohner) gebildet werden soll.

Neben der üblichen Streichung von Zöllen für Agrarprodukte, Stahl usw. soll unter diese Vereinbarung auch eine breitangelegte Kooperation in der Energieversorgung fallen. Brunei besitzt reiche Gas- und Erdölvorkommen. Klar, daß ein solcher Staat im rohstoffarmen Industriestaat Japan umworben wird. Dieses ist bereits seit Juni diesen Jahres der Fall.

Meinung
Es ist zu erwarten, daß Japan diese Strategie weiterführen wird, um besonders im Hinblick auf China nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten. Bisher haben 2 Faktoren bremsend auf diese Entwicklung eingewirkt: a) die Furcht vor dem "Einfall" fremder Arbeitskräfte in Japan und b) die Sorge um die heimische Agrarindustrie. Doch die demographische Entwicklung wird auf beide Punkte Einfluß haben.

a) Die Zahl arbeitsfähiger Japaner wird in den nächsten Jahren drastisch schrumpfen. Indonesische und philipinische Arbeitskräfte können auch deshalb (wie ebenfalls bereits gebloggt) bereits nach Japan einwandern, auch wenn die Bedingungen sehr, sehr hart sind.

b) Der heimische Agrarsektor ist ein Thema für sich. Die Japaner sind aus historischen Gründen sehr bedacht darauf, sich sozusagen "autonom ernähren" zu können, was insbesondere für Reis gilt.

Das Problem: Die Menschen, die auf Reisfeldern, Bauernhöfen u.ä. arbeiten, weisen eine im Hinblick auf die Zukunft besorgniserregende Altersstruktur auf. So sind etwa Reisbauern, die 60, 70 oder gar noch älter sind keine Seltenheit in Japan. Ähnlich wie in Europa weigern sich parallel zu dieser Entwicklung -durch Änderungen im Lebensstil und Wertebild- auch immer mehr jugendliche Japaner entsprechende "harte und unangenehme" Jobs anzunehmen...

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