9/19/2006

Überalterung Japans (5): Altersheimbetreiber mit Problem bei Personalrekrutierung

Die japanische Wirtschaft erholt sich ja gerade kräftig. Zumindest regional steigen die seit Jahren sinkenden Immobilienpreise etwas (etwa in Tokyo, Osaka und Nagaoya wurde dieses gerade in dieser Woche gemeldet!) , die Deflation schwächt sich ab, die Arbeitslosenzahlen sinken etc. etc.

Gute Position für Arbeitssuchende
Der letzte Punkt ist besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die für Absolventen, Arbeitssuchende etc. wenig "sexy" sind, ein Problem: Diese können sich im munteren japanischen Arbeitsmarkt 2006 die passende Stelle fast frei aussuchen!

Schlechte Lage bei der Versorgung von älteren Pflegebedürftigen
In der Yomiuri Shimbun habe ich heute einen Artikel gelesen, in dem die schlechte Lage bei der Rekrutierung von Pflegekräften in Altersheimen im besonderen thematisiert wird.

Diese gelten bei Arbeitssuchenden als nicht besonders attraktiv. Kein Wunder also, daß Japan mit den Philippinen ein Abkommen geschlossen hat, unter dem 1.000 Pflegekräfte ins Land kommen könnten. Hier habe ich darüber bereits gebloggt.

Im Artikel steht, daß das Verhältnis von Jobs zu Jobsuchenden im "Care Sector" bei 2,03:1 steht (Zahl für Juni 2006) - doppelt so viel wie in anderen Industrien.

Selbst moderne und neue Einrichtungen mit Problemen
Das größte Altersheim Japans, das Egota no Mori, das nächsten Frühling in Nakano-ku in Tokyo eröffnet werden soll, klagt ebenfalls über einen Mangel an Bewerbern. Von 330 zu besetzenden Stellen im neuen Haus sind noch 280 offen!

Der Betreiber des Altersheims hält diverse Veranstaltungen für potentielle Bewerber ab, aber ganz offensichtlich mit wenig Erfolg.

Das Japanese Council of Senior Citizens hat daneben festgestellt, daß 60% der unter dieser Organisation stehenden Altersheime unter einem Mangel an Pflegekräften leidet. Das Council hat immerhin 18.000 Mitgliedsunternehmen, die insgesamt 360.000 Menschen beschäftigen!

Meinung
Ehrlich gesagt, verstehe ich diese Aufregung nicht. Die Arbeit mit Älteren übt ganz offensichtlich wenig Faszination besonders unter japanischen Jugendlichen aus.

Die Anzahl von 1.000 neuen Arbeitnehmern aus den Philippinen für diesen Sektor ist fast lächerlich klein und selbst diese Zahl war noch hart umkämpft.

Trotzdem ist die Bezahlung für potentielle Arbeitskräfte (als möglicher Ausgleich und Motivation) in diesem Sektor meiner Meinung nach nah an der Grenze zur Unverschämtheit:

In Japan verdiente in 2005 ein Arbeiter in der Industrie in der Stunde durchschnittlich 1.830 Yen (~12,26 Euro/~19,48 Franken).

Dagegen liegt der Lohn bei einer Pflegekraft in einem Altersheim bei 1.210 Yen (~8,10 Euro/~12,88 Franken)! Sind diese ausschließlich mit Hausbesuchen beschäftigt, sinkt die Vergütung sogar auf durchschnittlich 1.142 Yen (~7,65 Euro/~12,16 Franken).

Wer sich da wundert?

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