10/31/2006

Industrieverband Keidanren will Gaijin-Firmen blockieren

Der 1. Deutsche Japan-Business-Blog hat es sich ja zum Ziel gemacht, über News, Trends und Innovationen aus Japan zu berichten, die zum einen persönlich kommentiert werden (Blog eben) und zum anderen unter den Radar europäischer Medien fallen.

Eine solche Nachricht ist etwa am heutigen Tage zu vermelden. Ich glaube nicht, daß irgendwo anders darüber berichtet wird - und schon gar nicht in deutscher Sprache!

Keidanren versus ACCJ und EBC
Es geht um eine Initiative des in Japan außerordentlich einflußreichen Verbandes der japanischen Industrie, des "Nippon Keidanren" (日本経団連). Gegenüber dieser Organisation nimmt sich die Macht des BDI in Deutschland fast verschwindend klein aus.

Die beiden einflußreichsten Industrielobbys unter Kontrolle von Gaijin sind zum einen die American Chamber of Commerce (ACCJ) und zum anderen das European Business Council (EBC). Das EBC ist eine Interessensvereinigung von 18 europäischen Handelskammern in Japan und repräsentiert 3.000 Firmen aus Europa. Die DIHK ist ebenso Mitglied wie die Handelskammern aus der Schweiz und Österreich.

Keidanren will Mergers verhindern
Die ACCJ und das EBC gehen nun seit gestern öffentlich auf Konfrontationskurs mit dem Keidanren. Hintergrund sind Berichte, wonach die Japaner derzeit ersuchen, massiv auf Parlamentarier einzuwirken - Ziel: Erschwernis von Mergers durch Gaijin-geprägte Firmen mit heimischen Unternehmen.

Konkret will das Keidanren verhindern, daß Ausländer -durch Aktientausch erreichte- sogenannte "Triangular Mergers" durchführen können. Den Berichten nach soll der Verband wohl fordern, daß eine ausländische Firma zuvor in Japan gelistet sein muß: Ein Brocken also, der solch ein Vorgehen praktisch unmöglich macht!

Die ACCJ und das EBC haben gemeinsam eine Erklärung verabschiedet, in der sie sich über die Initiative des Keidanren beschweren und auf die sowieso schon blamabel schlechte Position Japans in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) aufmerksam machen. Diese kann sich durch eine solche Regulierung natürlich nur weiter verschlechtern.

Zusatzinfos
1)
Dazu muß man wissen, daß Japans Anteil von FDI am BIP bei 2,2% liegt. In China liegt dieser Wert bei 14,3%. Japans Quote in 2005 war so schlecht wie seit 1996 nicht mehr.

2)
Die ACCJ und das EBC haben zudem betont, daß an Japans Börsen zur Zeit nur etwa 30 Firmen aus dem Ausland notiert sind - dazu noch mit gebremstem Wachstum in der letzten Zeit.

3)
Politischer Hintergrund für die Maßnahme des Keidanren: Im Mai 2007 tritt ein neues Gesetz in Japan in kraft, wonach es in- und ausländischen Firmen erlaubt wird, sich durch Aktientausch mit japanischen Unternehmen zu verschmelzen. Aus Angst vor einer M&A-Welle aus dem Ausland wurde dieses Gesetz bereits um ein Jahr verschoben!

4)
Das Keidanren repräsentierte zur Jahresmitte 1.351 Einzelunternehmen, 130 Industrieverbände und 47 regional organisierte Wirtschaftsvereinigungen - also mehr oder weniger die gesamte japanische Wirtschaft!

5)
Ein ausführlicher Bericht von mir zu M&A in Japan (Hintergrund und aktuelle Fälle) finden Sie hier!

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