Zumindest feindliche Mergers und Acquisitions widersprechen der japanischen Volksseele - eine Meinung, die man nicht nur in Japan sehr oft hört.
In den letzten Jahren hat sich die -im Vergleich besonders zu den USA- tatsächlich tiefe Abneigung gegen M&As auch in Japan deutlich abgemildert. Feindliche Übernahmen sind vornehmlich aus Mentalitätsgründen noch immer extrem selten.
Neben dieser psychologischen Barriere existierten speziell bis 1980 strenge gesetzliche Bestimmungen, die Fusionen im Wege standen.
Entsprechend ist die Geschichte von Mergers und Acquisitions in Japan noch sehr kurz. Lediglich in den 60er Jahren gab es eine nennenswerte Reihe von vorwiegend politisch erwirkten Fusionen von japanischen Großunternehmen in der Stahl-, Automobil-, Papier- und Chemieindustrie.
Deutliche Zunahme der Akzeptanz
Die Skepsis unter japanischen Managern gegenüber Fusionen und Unternehmensübernahmen - auch aus dem Ausland - hat deutlich abgenommen.
Diese Entwicklung wurde begleitet von zahlreichen Deregulierungsmaßnahmen der japanischen Regierung. So wurden etwa im Zuge der Reform des Anti-Monopol-Gesetzes bereits 1997 zuvor zwingend vorgeschriebene Formalitäten bei Unternehmensfusionen vereinfacht.
Neues Handelsrecht erleichtert M&A
Auch im Rahmen der Reform des Handelsgesetzes in den letzten Jahren sind Erleichterungen vorgesehen. So konnte bis dato ein Unternehmen bei Zusammenschlüssen den Anteilseignern des anvisierten Unternehmens lediglich Aktien der bestehenden bzw. neu zu bildenden Firma anbieten.
Durch diese Regelungen waren z. B. Cash-Out-Verschmelzungen in Japan unmöglich. Nach dem neuen Recht können neben den genannten Aktien auch andere Vermögenswerte zugelassen werden.
Anzahl an M&As in 2005/2006 steigt deutlich
Refco Japan Ltd. hat am Donnerstag mitgeteilt, daß in Japan vom 1. Januar dieses Jahres bis zum 31. Juli insgesamt 1.641 M&As in Japan stattgefunden haben. Der Wert dieser Transaktionen betrug 68,34 Mrd. USD - 8,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.
Interessant auch die Situation bei den feindlichen Übernahmen bis Ende Juli. Nach Refco gab es 31 entsprechende Angebote. Der dabei zu beobachtende Geldwert von 26,12 Mrd. USD übertrifft den des gesamten Vorjahres deutlich.
Feindlicher Übernahmeversuch in der japanischen Papierindustrie
In der traditionell starken Papierindustrie Japans spielt sich aktuell (seit Ende Juli) eine Art Wirtschaftskrimi ab: Oji Paper Co. (die Nr. 1 in der Branche und ein 130 Jahre altes Traditionsunternehmen) will seit Wochen die Nr. 6, Hokuetsu Paper Mills Ltd. (Website nur in Japanisch), kaufen.
Hokuetsu hat die Offerte von Oji bereits abgelehnt. Oji will mit dem Zukauf eine Kostenreduktion im 3. Jahr nach der Fusion von 7,5 Mrd. Yen (~50,65 Mill. Euro/ ~80,01 Mill. Franken) erreichen.
Oji beschäftigt insgesamt 20.200 Menschen (Hokuetsu: 2.800) und übertrifft auch mit seinem Umsatz im Fiskaljahr 2005 von 1,214 Bill. Yen (~ 8,2 Mrd. Euro/~13 Mrd. Franken) die Konkurrenz: Hokuetsu erreichte einen Umsatz von 153,5 Mrd. Yen (~1,04 Mrd. Euro/ ~ 1,64 Mrd. Franken).
8/14/2006
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