Das Klischee des japanischen Geschäftsmanns: wuselig, immer nett lächelnd, dicke Nickelbrille, klein, glatt gezogener Scheitel und höchst konservativ gekleidet.
Zumindest mit dem letzten Punkt hat Japans Regierung bereits letztes Jahr versucht, Schluß zu machen.
In einer vorbildlichen Aktion (mit Premier Koizumi als höchstrangigem "Model") hat die japanische Regierung die Aktion "Cool Biz" (Website nur in Japanisch) ins Leben gerufen. Demnach sollten Büroangestellte -vorwiegend Männer- in den heißen Sommermonaten sich so locker wie möglich kleiden dürfen.
Business-Men in Shorts habe ich in Japan noch nie gesehen, aber die ganze Kampagne hat durchaus Erfolg gehabt. Viele Männer verzichten auch in diesem Jahr auf Jackett und Krawatte - Koizumi und viele andere Kabinettsmitglieder inklusive.
Bild: Koizumi als "Cool-Biz"-Modell
Das Ziel von "Cool Biz" ist nicht nur eine Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Sitzt man lockerer gekleidet im Büro muss man plausiblerweise die Klimaanlage (sonst in japanischen Bürogebäuden eine Art Lebensretter!) weniger stark hochdrehen als mit voller Bürokrieger-Montur.
"Cool Biz" hat nun offensichtlich auch in Großbritannien Wirkung hinterlassen. Die Trades Union Congress, der Dachverband aller Gewerkschaften des Landes, hat offiziell eine mit "Cool Work" bezeichnete Kampagne angestoßen, die sich auf das japanische Vorbild beruft. Wie in Japan auch wird dabei eingesehen, daß natürlich von Fall zu Fall "konservative" Kleidung nicht zu ersetzen ist. So etwa bei Kundengesprächen, offiziellen Anlässen usw.
Dieses Beispiel aus Japan sollte IMHO in viel mehr Ländern Schule machen.
Zusatzinfos:
1)
Im letzten Winter wurde in Japan analog zu "Cool Biz" die Aktion "Warm Biz" ins Leben gerufen, um Heizkosten und Energie in japanischen Büros einzusparen.
2)
Eine Umfrage ergab letztes Jahr, daß etwa die Hälfte der japanischen "Salary Men" (サラリーマン, japanisch-englisches Wort für "businessmen") die "Cool Biz"-Vorgaben angenommen haben. Das halte ich für bemerkenswert viel.
3)
Das vielleicht wichtigste Resultat: Vom 1. Juni bis zum 30. September 2005 (der offiziellen Laufzeit von "Cool Biz") wurden in Japan nach Angaben des Umweltministeriums satte 460.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Menge, die 1 Million japanische Haushalte pro Monat verbrauchen!
4)
Die Sommer in Zentraljapan sind außergewöhnlich heiß und schwül. Durchschnittstemperaturen Juni: 21,8 Celsisus, Juli: 25,4 Celsius und August: 27,1 Celsius.
Für die gefühlte Hitze kann man jedoch durchaus jeweils 5 Grad dazu addieren....
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