Ein seit Jahrzehnten mit Sorge betrachtetes "Hot Topic" in Japan ist die Furcht vor "Kudoka", der graduellen Aushöhlung der industriellen Basis des Landes.
Der Hintergrund liegt auf der Hand:
Globalisierung, Öffnung des chinesischen Marktes, Nähe zu den viel billigeren Standorten China und Süostasien, niedrige Transportkosten, kaum noch existierende tarifäre Handelshemmnisse, hohes Lohnniveau in Japan.
Diese Faktoren besitzen eine große Durchschlagskraft und lassen sich auch in ferner Zukunft wohl nicht wegdiskutieren.
Es gibt aber doch noch Ausnahmen. Kawasaki Heavy Industries (川崎重工業) hat gerade am Montag ein Werk in Yatomi in der Präfektur Aichi fertiggestellt. Dort werden Teile für Flugzeuge der Marke Boeing 787 hergestellt (z.B. Rumpfteile), wobei die Produktionsanlage eine Größe von knapp 21.000 Quadratmetern hat. Das Investitionsvolumen beträgt 17 Milliarden Yen (~117 Mill. Euro/~183 Mill. Franken)
Bild: Boeing 787 (Konzeptfoto, das Flugzeug steht noch vor dem Jungfernflug)
Die Boeing 787 ist ein mittelgroßes Großraumflugzeug für Langstrecken, daß 200-300 Passagiere befördern kann. Das Flugzeug steht in Wettbewerb zum Airbus A350.
Meinung:
Interessanterweise haben sich insbesondere einige Großkonzerne Japans (mein kurzer Bericht zu Toshibas letzter entsprechender Ankündigung etwa ist hier) besonders in den letzten 3-4 Jahren entschlossen, diesen Trend zumindest teilweise umzukehren.
Die Investitionen im Heimatland gehen dabei quer durch alle Wirtschaftssektoren. Es fällt aber auf, daß bei diesem Phänomen High-Tech-Produkte besonders stark repräsentiert sind.
Dieses gilt speziell für Bildschirme: Canon und Toshiba planen eine gemeinsame Produktion in Hyogo, wo auch Matsushita Plasma-Screens herstellen will (beide in 2007). Sharp investiert in Mie in die Produktion von LCD-Bildschirmen, ein Gemeinschaftsunternehmen von Hitachi und Fujitsu plant die Herstellung von Plasmas in Miyazaki.
Es ließen sich weitere Beispiele anführen. IMHO wird es ähnlich wie in Deutschland eine duale Entwicklung geben: Zum Teil wird weiter oder wieder im "Mutterland" produziert, ein anderer Teil der Investitionen wird trotzdem weiter in Billiglohnländer gelenkt. Ein echtes Comeback Japans als Produktionsstandort wird es wohl nicht geben.
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