10/30/2006

METI vergibt neue Milliardenkredite an Klein- und Mittelunternehmen

Wer für eine längere Zeit in Japan gelebt hat, wird um das Phänomen des "Hoshounin" (保証人) nicht herumkommen. Dabei handelt es sich um einen Bürgen, auf den Japaner bei bestimmten Verträgen beim Aufkommen von Problemen zurückgreifen können.

Am bekanntesten ist das Hoshounin-Prinzip, das übrigens nicht auf Gaijin beschränkt ist, bei Mietverträgen. Mittlerweile gibt es Ausnahmen, aber normalerweise muß man vor dem Abschluß einen in Japan lebenden Menschen als Bürgen benennen können.

Japaner oder Gaijin ist in der Regel egal, ein Japaner im Ausland zählt jedoch nicht! Es können auch "Nichtpersonen" -etwa der Arbeitgeber oder die Universität- als Bürgen angegeben werden.

Die Methode wird auch bei Kreditverträgen angewendet. Vergibt eine Bank einen Kredit an die auch in Japan stark vertretenen Klein- und Mittelunternehmen (KMU), ist es hierzulande so, daß der Besitzer persönlich als Hoshounin eingesetzt werden muß.

METI durchbricht Hoshounin-Prinzip bei KMU
Natürlich ist mit solch einer Vereinbarung eine persönliche Bürde verbunden: Platzt der Kredit, kann sich die Bank am Privatvermögen des Besitzer des betreffenden KMU schadlos halten. Das allmächtige Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) möchte diesem Treiben nun ein Ende setzen.

Bereits ab nächsten Frühling ist es geplant -in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Finance (Zaimushou: 財務省)- ein neues Darlehenskonzept einzuführen, daß ohne Bürgschaften funktioniert. Die beiden Ministerien werden dann Gelder an KMU vergeben, ohne daß Privatleute mit ihrem persönlichen Vermögen haften müssen.

Der Zins soll dabei bei bei den standardmäßigen 2,35 % für 5-Jahres-Darlehen stehen und mit einem Aufschlag zwischen 0,2% und 0,3% für das Zahlungsausfallrisiko versehen werden. Das METI schätzt, daß mit diesem neuen Programm im ersten Jahr etwa 150 Mrd. Yen (~1 Mrd. Euro/~1,6 Mrd. Franken) ausgeschüttet werden.

Das ist in der Tat eine stolze Zahl. Überhaupt scheint das METI in der letzten Zeit in diesem Bereich extrem aktiv zu werden. Man beachte z.B. auch meinen Bericht vom 30. September (Japanische Regierung gibt Pleiteunternehmen eine 2. Chance)! Auch das dort bebloggte Programm war ja bereits auf japanische KMU ausgerichtet.

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