8/31/2006

Innovation aus Japan (20): Hybrid-Videokamera mit Double Drive

Schon seit Jahren gehen in Japan die Videokameras weg von Kassetten hin zu Mini-DVDs und seit neuestem auch zu Hard Disks als Aufnahmemedien.

Hitachi
verkauft nun in Japan seit heute eine Videokamera, die als weltweit erste mit eingebauter Festplatte und dazu einem DVD-Laufwerk ausgestattet ist.

Zwei Alternativen bei Aufnahmen
Mit der Mikro-Festplatte im DZ-HS303 können Käufer etwa 6 Stunden im Standardmodus oder 3 Stunden im hoher aufgelösten Fine-Modus aufnehmen. Die Festplatte hat eine Kapazität von 8 GB.

Die Aufnahmen können bei Bedarf ohne weiteres Zubehör problemlos von der Hard Disk auf Leer-DVDs (DVD-RAM, DVD-RW und DVD-R-alle in der Minivariante mit 8 cm Durchmesser) gespielt werden, die in das Laufwerk der Kamera eingelegt werden. Über USB ist auch das Überspielen auf den PC möglich.

Bild: Hitachis Hybrid-Videokamera DZ-HS303


Genaue Daten
Das DZ-HS303 gehört zur Woo-Markenfamilie von Hitachi. Die Kamera hat einen 3,31 Megapixel CCD-Sensor, ein 10fach-Zoomobjektiv und einen 2,7 inch (6,858 cm)-LCD-Bildschirm. Sie wiegt 560 Gramm und ist 66 x 92 x 143 mm klein.

Der Preis ist grundsätzlich offen, in den Läden Tokyos wird die Kamera für rund 130.000 Yen (~864 Euro/~1360 Franken) angeboten. Das DZ-HS303 ist vorerst nur in Japan erhältlich.

8/30/2006

Präfektur Fukuoka hat bald keine staatlichen Krankenhäuser mehr

Der Umbruch in Japans Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen macht auch vor dem Gesundheitssektor nicht halt.

Am 20.08. hat die Präfekturregierung von Fukuoka (Südjapan) angekündigt, daß bereits zum April nächsten Jahres ihre 5 Krankenhäuser vollständig privatisiert werden sollen. Drei Einrichtungen wurden schon im letzten Jahr an nichtstaatliche Unternehmen veräußert.

Damit nimmt Fukuoka eine Pionierstellung ein: Als erste der insgesamt 47 Präfekturen des Landes hat sie nach der Durchführung des Plans kein einziges Krankenhaus mehr in ihrem Besitz.

Schlechtes Krankenhausmanagement?
Laut der Präfektur ist der Grund für die Privatisierung schlechtes Management in den Krankenhäusern, das in der Konsequenz zu einer mangelhaften Finanzsituation geführt hätte. Daneben hält die Regierung das erweiterte Angebot von Universitätskrankenhäusern in Fukuoka für einen Anlaß, die 5 Krankenhäuser abzugeben.

Kritik von Vereinigung
Die Japan Municipal Hospital Association (Website nur in Japanisch) hat die Maßnahme bereits kritisiert.

Nach dieser Organisation ist es zweifelhaft, ob die Qualität der Versorgung in den Krankenhäusern nach der Privatisierung aufrechterhalten werden kann, da private Betreiber mehr nach Wirtschaftlichkeitsaspekten handeln würden.

Generell und empirisch nachweisbar ist es in Japan so, daß Privatkliniken finanziell besser dastehen als staatlich verwaltete Krankenhäuser.

Also auch im sensiblen Bereich Gesundheit: Japan ändert sich und bietet einen für europäische Unternehmen (gerade deutsche und schweizerische Unternehmen genießen Imagevorteile) potentiell riesigen Markt.

Zusatzinfo
1)
Für weitere Informationen zum japanischen Gesundheitssystem können Sie meine Website aufrufen:
www.medizintechnik-japan.de

Dieses ist das einzige Internetportal in deutscher Sprache, das sich umfassend mit dem milliardenschweren Gesundheitssektor Japans befasst.

2)
Für einen ausführlichen Artikel von mir zu Fukuoka siehe hier!

Nintendo-Aktie steigt stark

Vor einem Monat (am 25.7.) hatte ich in diesem Artikel geschrieben, daß ich gerne Nintendo-Aktien kaufen würde - aber für einen größeren Kauf kein Geld habe.

An letzterem hat sich nichts geändert, wohl aber am Kurs der Videospielaktie. Lag er zum Zeitpunkt des Artikels bei 20.840 Yen (da war der Kurs zudem aufgrund sehr guter Quartalszahlen bereits kurzfristig stark gestiegen!) ist das Papier mittlerweile bei 23.830 Yen angekommen - Stand 29.8.!

Die Nintendo-Aktie ist also innerhalb dieses Zeitraums um 290 Yen bzw. knapp 15% gestiegen.

Bis Jahresende kann ich mir gut vorstellen, daß es weiter bergauf geht. Und zwar dann, wenn die neue Konsole Wii (Bericht hier) in Japan in den Verkauf kommt.

8/29/2006

Innovation aus Japan (19): Maschine transformiert altes Motorenöl in Benzin

Seit einigen Wochen bietet der Spezialhersteller für Umweltschutzprodukte Fuji Energy (Website nur in Japanisch) aus Kagoshima (Präfektur in Südjapan) eine neue Maschine an, die einen Beitrag zum Umweltschutz leistet und Kosten spart.

Mit der relativ kleinen Maschine (80x80x130 cm) kann gebrauchtes Motorenöl in Benzin "verwandelt" werden.

Funktionsweise
Dazu wird zunächst das Motorenöl mit Benzin in einem Verhältnis von 40 zu 60 gemischt. Mit einer Zentrifuge werden dabei feste Bestandteile zerkleinert. Anschließend wird das Gemisch 6-7 mal durch einen Präzisionsfilter gespült und in Mikronengröße aufgespalten: Als Ergebnis erhält man ein Benzin, das in seiner Beschaffenheit dem gleicht, was man zuvor dem Motorenöl beigemischt hatte!

Der Fuji Oil Eco Changer kostet 5,5 Mill. Yen (~37.000 Euro/~58.000 Franken).

Große Maschine im Praxistest
Eine größere Maschine wird bereits zu Testzwecken in einem Onsen eingesetzt. Laut der Firma kann diese Version 100 Liter Öl pro Tag verarbeiten und entspricht den japanischen Abgasrichtlinien.

Von der Kompaktvariante will Fuji Energy 50 Exemplare im Jahr verkaufen, wobei die Zielgruppe aus Lebensmittelherstellern und Transportunternehmen besteht. Diese können nach den Angaben mit einer Benzinersparnis von bis zu 30% rechnen.

Japans Arbeitslosenquote wieder gefallen

Die Flut an guten makroökonomischen Daten aus Japan ebbt nicht ab.

Heute hat die Regierung in Tokyo bekannt gegeben, daß die Arbeitslosenquote im Lande bei nunmehr 4,1% liegt (Zahl für Juli). Im Juni lag der Wert bei 4,2%.

In absoluten Zahlen ausgedrückt sind 2,68 Millionen Japaner arbeitslos. Das sind im Vergleich zum Juli des Vorjahres 210.000 Menschen weniger.

Im Vergleich zu Deutschland sind das paradiesische Zustände.

In eigener Sache: Emailverkehr läuft wieder ungestört

Meine PC-Krise ist überwunden. Der Emailverkehr kann wieder ungestört laufen. Sie finden meine Adresse unter jedem Beitrag.

Kritik und Anfragen sind jederzeit willkommen!

8/28/2006

Übernahme von Hokuetsu durch Oji gescheitert

Der spektakuläre Plan von Japans größtem Papierhersteller Oji, seinen kleineren Rivalen Hokuetsu aufzukaufen, ist mittlerweile gescheitert.

Details zu diesem Fall können sie in meinem Bericht von vor 2 Wochen finden.

Oji hat als Begründung mitgeteilt, daß es äußerst unwahrscheinlich sei, mehr als 50% der Hokuetsu-Aktien zu erwerben. Das Handelshaus Mitsubishi und weitere Anteilseigner von Hokuetsu waren gegen die Übernahme.

Bemerkenswerter Fall in der Wirtschaftsgeschichte
Bei diesem Übernahmeversuch handelt es sich um den ersten Fall in Japans Geschichte, in dem eine größere japanische Firma eine andere feindlich übernehmen wollte - und das in der mit deutlichem Abstand zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt.

Paloma (3) kommt nicht aus den Schlagzeilen

Gerade habe ich wieder einen Bericht über die japanische Firma Paloma gesehen, deren mangelhafte Produkte für den Tod von über 20 Kunden verantwortlich sind.

Rückrufaktion mangelhaft
Ich habe hier und hier über diesen Skandal berichtet. Im letztgenannten Artikel wußte ich noch nicht, daß die Firma den Behörden zugesagt hatte, eine angemessene Rückrufaktion zu starten, die "Werbung" im Fernsehen also freiwillig war.

Palomas Bemühungen waren offenbar nicht genug. Die japanische Regierung zwingt die Firma nun zu verstärkten Maßnahmen im Rahmen des Rückrufs der defekten Wasserboiler. Scheinbar ist die Gefahr, die von Palomas fehlerhaften Geräten ausgeht, noch nicht gebannt.

Meinung
Gegen diesen Skandal muten Schindler Japans Fehler geradezu harmlos an. Man erkennt, daß "Typisch Gaijin-Firma" ganz offensichtlich nicht immer als Argument in solchen Fällen taugt.

In der Nikkei Weekly habe ich erst kürzlich einen Kommentar gelesen, in dem Paloma heftig kritisiert wurde. Der Autor des Artikels warf der Firma Untätigkeit und Arroganz vor, die seiner Meinung nach aus den Erfolgen Palomas in Übersee entspringt (die Firma macht im Heimatmarkt Japan deutlich weniger Umsatz als im Ausland).

Die beiden obersten Bosse des Familienunternehmens, Vater und Sohn Kobayashi, haben sich bis heute nicht persönlich zu den Vorgängen geäußert....

Ikeas Comeback in Japan: Zweites Geschäft in Yokohama ab September

Ikea hat in Japan Geschichte geschrieben, allerdings nur in negativer Hinsicht. Das Möbelhaus kam bereits 1974 ins Land, hat jahrelang versucht, Fuß zu fassen und gab dann schließlich 1986 endgültig auf.

Erfolgreiches Comeback in Chiba
20 Jahre später folgte dann das Comeback: Im April 2006 eröffnete Ikea mit viel Getöse (und viel Erfolg) einen riesigen Laden in Chiba (Funabashi), östlich von Tokyo. 2 Etagen, satte40.000 qm Verkaufsfläche und Parkplätze für insgesamt 2.200 Autos.

Interessanterweise ist die Ikea-Japan-Homepage auch komplett in Englisch verfügbar. Man kann sich sämtliche Artikel in Englisch anzeigen lassen.

In diesem riesigen Komplex integriert ist auch ein schwedisches Restaurant (für bis zu 700 Gäste gleichzeitig).

Bild: Ikea in Funabashi (Chiba)


Angeboten werden rund 7.000 verschiedene Artikel. Nach Unternehmensangaben werden davon etwa 70 % in Europa und der Rest in Asien hergestellt.

Neueröffnung in Yokohama
Ich selbst war leider noch nie dort. Aber nun macht näher an meine Nachbarschaft (Zentral-Tokyo) ein zweites Ikea-Geschäft auf.

Die Einweihung des neuen Möbelhauses findet am 15. September in Shin-Yokohama statt. Daten: Etwa 10.000 verschiedene Produkte auf wiederum etwa 40.000 qm Verkaufsfläche.

Anpassung an japanische Kundenbedürfnisse
Ikea will seinen Kunden 69 "Model Rooms" präsentieren. 3 davon sollen den Wohnungen in der Nachbarschaft des Yokohama-Ablegers von Ikea entsprechen. Damit will die Firma sicherstellen, daß Geschmack und Lebensbedingungen der japanischen Kundschaft genau getroffen werden.

In einem Interview mit Tommy Kullberg, dem Präsidenten und CEO von Ikea Japan, hatte ich gelesen, daß Ikea beim ersten Japan-Abenteuer seine Produkte noch ohne Modifizierung nach Japan exportiert hatte. Das bekannte Dilemma.

Ich denke, man muß weder Japan-Kenner noch in der Möbelindustrie tätig sein, um zu erkennen, daß so ein Plan nur schiefgehen konnte.

Expansionspläne
Ikea Japan kann aber nun wohl wirkliche Erfolge verbuchen. Das erste Geschäft hat bis dato 2,3 Mill. Besucher angelockt!

Das nächste Möbelhaus soll 2008 in Kobe eröffnet werden. Insgesamt woll Ikea Japan in den nächsten 5 Jahren 6 weitere Geschäfte eröffnen (in Tokyo und der Region Kansai um Osaka und Kobe).

8/26/2006

Innovation aus Japan (18): Matsushita bietet neue Art von Musicplayern an

Matsushita Electric Industrial Co. hat diese Woche den baldigen Verkauf von tragbaren Musicplayern bekanntgegeben, die speziell für den Einsatz in Bussen und Zügen geeignet sind.

Technik gegen Geräuschbelästigung
Lautes Sprechen, Telefonieren mit dem Handy und Musikhören mit hoher Lautstärke sind in Japan in öffentlichen Transportmitteln verpönt. Generell kann man sagen, daß sich alle Passagiere auch an diese Regel halten (vom ein oder anderen betrunkenen Geschäftsmann, die abends nach Hause fahren, abgesehen-aber selbst die sind oft sehr ruhig).

Die Kopfhörer des "D-snap SV-SD800N" bzw. "SV-SD400V" sind in der Lage, beim Musikhören unerwünschte Töne aus der Umgebung auszuschalten. Somit kann der Benutzer die Lautstärke niedrig halten und schont somit seine Ohren und Außenstehende.

Bild: Matsushitas neueste Babys (anklicken für grosses Foto)


Als Medium werden SD-Cards genutzt, auf die von CD Musik direkt aufgespielt werden kann (die Player haben somit im Gegensatz zu ipod und Co. keinen internen Speicher).

Bild: J-Pop-Queen Ayumi Hamazaki und der neue Player (anklicken für grosses Foto)


Flankierung durch zweites Produkt
Zu diesem Zweck geht zeitgleich eine Micro-Stereoanlage in den Verkauf. Die mobilen Player können zum Wiederaufladen der Batterie in die Anlage gesteckt werden (über eine spezielle Dockingstation). Es ist auch möglich, während des Abspielens vom tragbaren Player in die stationäre Anlage zu wechseln und das Musikstück dort weiter zu hören! Sie können alternativ über USB mit dem PC verbunden werden.

Die Player D-snap SV-SD800N und SV-SD400V sind 3,5 x 8,7 x 1 cm groß und wiegen 38 Gramm. Eine Akkuladung soll für bis zu 30 Stunden Betrieb reichen.

Die Anlage hat eine 160 GB-Festplatte und kann etwa 80.000 Lieder speichern. Das dürfte ein Leben lang reichen. Alternativ kann man sich auch ein Modell mit 80 GB zulegen, was auch erstmal langen sollte.

Bild: Anlage und tragbarer Player unisono


Alle Geräte sollen ab dem 8. September in den Handel kommen und sind nur in Japan erhältlich.

Preise:
SV-SD800N 20.000 Yen (~134 Euro/~212 Franken)
SV-SD400V 16.000 Yen (~107 Euro/~170 Franken)
Microanlage mit 160 GB 80.000 Yen (~536 Euro/~848 Franken)
Microanlage mit 80 GB 65.000 Yen (~436 Euro/~689 Franken)

Das sind stolze Summen...

8/25/2006

Generalhandelshaus Marubeni und Lufthansa kooperieren bei Deutschland-Flügen

Endlich mal wieder eine Nachricht über eine deutsche Firma!

Das renommierte Sogo Shosha (Sougou Shousha: 総合商社 bzw. Generalhandelshaus) Marubeni hat sich die Agentenrechte für einen Service im Flugverkehr zwischen Japan und Deutschland von der deutschen Lufthansa gesichert.

Bequemes Reisen für Top-Manager
Marubeni wird in Kürze einen Charterjet-Service anbieten, mit dem hochrangige japanische Manager nicht nur zwischen den beiden Ländern reisen können, sondern auch innerhalb Europas bequem weitere Ziele erreichen.

Konkret will Marubeni mit seinem neuen Angebot bestehende First-Class-Linienflüge von Japan nach Deutschland mit anschließenden Flügen innerhalb Europas in kleinen Chartermaschinen verbinden. Diese werden von der Lufthansa betrieben.

Schneller und günstiger
Das Sogo Shosha rechnet damit, daß Reisende an einem Tag bis zu 3 Ziele in Europa erreichen können und nicht mehr nur eine Stadt wie bei "unflexiblen"Flügen üblich.

Eine solche Reiseroute soll für 5 Passagiere etwa 16 Mill. Yen (~107.000 Euro/~169.000 Franken) kosten. Nach den Angaben liegt diese Summe bei weniger als 50% der Kosten die bei einer Standardbuchung anfallen würden!

Zusatzinfo
Marubeni macht mit seinem Luftfahrtsegment (Verkauf von Kleinflugzeugen und Charter-Services) einen Umsatz von 600 Mill. Yen (~4,02 Mill. Euro/~6,35 Mill. Franken)im Jahr. In 2009 soll diese Summe bei 2 Mrd. Yen (~13,41 Mill. Euro/~21,18 Mill. Franken) liegen.

8/24/2006

Präsidentschaftskandidat Tanigaki fordert mehr Ausländer in Japan

Zumindest mehr ausländische Studenten. Dieses paßt auch sehr gut zu meinem Artikel von neulich.

Ruf nach mehr Studenten
Der amtierende Finanzminister Sadakazu Tanigaki hat gestern im Rahmen eines Podiums die Verdopplung der Zahl internationaler Studenten in Japan gefordert. Bis 2010 sollen demnach 240.000 statt der momentan 120.000 Studenten ins Land gelockt werden, hauptsächlich aus Asien.

Bild: Sadakazu Tanigaki


So würden gegenseitiges Verständnis und die Internationalisierung japanischer Universitäten verstärkt.

Pikante Aussage
Der Mann ist einer von 3 Kandidaten für die Nachfolge von Ministerpräsident Junichiro Koizumi, der in 2 Wochen abtritt. Gewinnen wird Shinzo Abe.

Aber es ist schon bemerkenswert, daß einer der ranghöchsten Politiker des traditionell immigrationsfeindlichen Japans mitten im "Wahlkampf" solche Töne anschlägt. Das wäre noch vor einigen Jahren wohl unvorstellbar gewesen.

Matsushita schließt die Hälfte seiner nichtjapanischen Fertigungsstätten

Matsushita hat einen neuen aggressiven Kostensenkungsplan angekündigt, in dessen Rahmen in den nächsten 5 Jahren etwa die Hälfte der knapp 170 Fertigungsstätten des Konzerns geschlossen werden sollen!

Strenges Bewertungskonzept
Grundlage dieses Vorgehens ist ein Bewertungskonzept, das eigens entwickelt wurde.
Als gefährdet wird eine ausländische Produktionsfirma dann eingestuft, wenn zwei der folgenden fünf Punkte zutreffen:

- ein negativer Cash Flow für 3 Jahre hintereinander
- ein Rückgang im Umsatz für 3 Jahre hintereinander
- Amortisation des Investments dauert länger als 8 Jahre
- ein Rückgang im "Matsushita-Geschäftsindikator" 3 Jahre hintereinander (Profit-Kapitalkosten)
- Umsatzrendite unter 3% für 3 Jahre hintereinander

Verfehlte Konzernstrategie
Die Konzernführung ist scheinbar unzufrieden mit der Performance seiner einzelnen Firmenbereiche im Ausland. Bisher konnte etwa der für Fernseher oder Klimaanlagen zuständige Bereich eigenständig entscheiden, ob ausländische Fertigungsstätten Sinn machen.

Diese Autonomie hat offenbar dazu geführt, daß es in einzelnen Ländern zu massiven Überschneidungen kam, etwa beim Personal.

Es wird erwartet, daß vor allem in Südostasien viele Fabriken dem Rotstift zum Opfer fallen werden. Dagegen will Matsushita verstärkt in den Zukunftsmärkten Rußland, Brasilien, Indien und natürlich China investieren.

Zusatzinfo
Weitere Artikel von mir zu Matsushita sind hier und hier!

8/23/2006

Innovation aus Japan (17): NTT entwickelt winzige Wasser-Kraftstoffzelle für Handys

Der größte Telekommunikationskonzern der Welt, NTT Docomo, hat kürzlich seine neueste Innovation für Handys vorgestellt.

Die von der Firma entwickelte Kraftstoffzelle ist die weltweit kleinste für den Gebrauch mit Handys. Sie soll innerhalb von 3 Jahren kommerziell genutzt werden.

Docomo hat bei der Herstellung der Zelle die so genannte Polymer Electrolyte Fuel Cell (PEFC)-Technologie benutzt, bei der Wasserstoff aus Wasser produziert wird. Das Handy nutzt dann den Wasserstoff zum Betrieb.

Bild: Weltweit kleinste Brennstoffzelle für Handys von NTT Docomo



Die Firma hat dabei mit der Venture-Firma Aquafairy aus Ibaraki (Präfektur Osaka) zusammen gearbeitet. Aquafairy entwarf den Katalysator, also die Brennstoffpatrone (Cartridge), die für die Produktion von Wasserstoff benötigt wird.

Neue Technologie ermöglicht Leistungssprung
Ich verstehe vom technischen Hintergrund nichts, aber für Kenner ist folgendes sicher interessant: Normalerweise erzeugen Brennstoffzellen Elektrizität durch chemische Reaktionen zwischen Sauer- und Wasserstoff, wobei der Wasserstoff aus Methanol gewonnen wird.

Docomo hatte eine auf Methanol basierende Zelle bereits letztes Jahr vorgestellt. Diese neue Lösung hat im Vergleich nur ein Viertel der Größe des Vorgängermodells und eine 2x höhere Brennstoffleistungsdichte und Ausgangsleistung (2 Watt).

Details zu Wiederaufladegerät und Brennstoffpatronen
Das Wiederaufladegerät hat die Maße 2,4cmx2,4cmx7cm. Die einsetzbaren Brennstoffpatronen können bis zu 3x aufgeladen werden.

Nach dem Erreichen der Marktreife dieser Prototypen will Docomo die Wiederaufladegeräte für einige tausend und die Patronen für einige hundert Yen verkaufen (genaue Preise stehen noch nicht fest).

8/22/2006

Überalterung Japans (4): Regierung und Wirtschaft wollen ausländische Studenten in Japan halten

Wer sich in Japan aufhält und die Medien aufmerksam beobachtet, wird feststellen, daß in nahezu jeder Nachrichtensendung im TV oder einer beliebigen Ausgabe einer Tagesezeitung das Problem der unglaublich schnell fortschreitenden Überalterung der Gesellschaft angesprochen wird.

Themen sind etwa die Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben, das Schrumpfen der Binnennachfrage, der Rückgang der Zahl "arbeitsfähiger" Menschen, die Auswirkungen auf das Gesundheits- und Rentensystem usw. usw.


Neuer Plan gegen Arbeitskräftemangel
Das Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) und das Ministry of Education, Culture, Sports, Science and Technology (Monbukagakushou: 文部科学省) wollen nun etwas gegen den sich bereits jetzt abzeichnenden Mangel an qualifizierten Arbeitskräften in Japan tun.


Es ist normalerweise so, daß viele Studenten nach Beendigung ihres Studiums Japan verlassen. Üblicherweise geht es zurück ins Heimatland, vielfach wird die Karriere aber auch in den USA fortgesetzt. Mir (ich bin ja selber Gaijin-Student hier) ist keine Maßnahme aus der Politik bekannt, mit der ich in Japan gehalten werden sollte.


Zumindest für Studenten aus Asien (die eine überwältigende Mehrheit der ausländischen Studenten ausmachen) soll sich das ändern. Bereits ab 2007 wollen die beiden Ministerien in Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Wirtschaft neue hochdotierte Stipendien ausloben.

Berichten zufolge sollen im Fiskaljahr 2004 insgesamt 30.000 Gaijin ihren Abschluß in Japan gemacht haben. Geblieben sind nur 5.700.


Neues Stipendium für asiatische Studenten
Die Anzahl der neuen Stipendien soll bei immerhin 2.000 liegen. Sie sollen mit 200.000 Yen (1.346 Euro/ 2130 Franken) bis 300.000 Yen (~2.018 Euro/~3.196 Franken) dotiert sein. Mein Stipendium vom Monbukagakushou übrigens: 172.000 Yen (~1157 Euro/~1.832 Franken).

Die mit den Stipendien einhergehenden Programme sollen 2 Jahre dauern.

Die Studenten sollen die japanische Sprache und Geschäftspraktiken erlernen und bei den involvierten Unternehmen auch Praktika ableisten. Dabei soll eine Konzentration auf den IT-Bereich, Umweltunternehmen und die Elektronikbranche gelegt werden.


Die beiden Ministerien wollen sich den Plan für das Fiskaljahr 2007 etwa 6 Mrd. Yen (~40,4 Mill Euro/~63,9 Mill. Franken) kosten lassen.


Zusatzinfo
Was viele Europäer gar nicht wissen:
Praktika in jeglicher Form (bezahlt/unbezahlt, langfristig/kurzfristig usw.) sind in Japan fast völlig unbekannt. Normalerweise treten junge Japaner erst nach dem Studium zum ersten Mal mit der Arbeitswelt in Berührung.


In den ersten 1-2 Jahren erfolgt dann eine ausführliche Einarbeitung in die verschiedensten Prozesse beim jeweiligen Arbeitgeber. Dabei spielt die im Rahmen des 4jährigen Bachelorstudiums (der am weitesten verbreitete Abschluß) erlernte Spezialisierung fast keine Rolle.


Sprich: Hatte man etwa japanische Geschichte als Hauptfach, kann man trotzdem bei Hitachi im Marketing in Tokyo anfangen und dann nach der Einarbeitung in Nagoya bei der Buchhaltung eingesetzt werden!


Ich kenne keinen Kommilitonen an der Keio University, der jemals ein Unternehmen von innen gesehen hätte.

8/21/2006

In eigener Sache: Emailverkehr gestört

Durch den Festplattencrash, der meinen PC am Wochenende ereilte, bin ich momentan nicht in der Lage, Emails einzusehen bzw. zu versenden.

Ich werde es hier vermerken, wenn das Problem behoben ist.

Stadt Osaka bestraft Überstunden - natürlich vollelektronisch

Nach einem HD-Crash (erstmal überwunden) geht es heute weiter mit dem Blog.

Eigentlich unnötige Überstunden sind ein Makel im japanischen Geschäftsleben, der schon seit langem im Land kritisiert wird. Dabei tun sich in erster Linie Wirtschaftsunternehmen hervor, die das ineffiziente "Herumhängen" am Arbeitsplatz bekämpfen.

Erst kürzlich las ich ein Interview mit dem japanischen Geschäftsführer von Triumph Japan (Website nur in Japanisch). Der Chef der Tochtergesellschaft des deutschen bzw. schweizerischen Unterwäschekonzerns kritisierte die gängige Praxis in Japan und forderte als Ultima Ratio sogar gesetzliche Strafen für Überstunden !

Nun befasst sich auch die Politik mit dem Überstundenproblem
Nun macht man sich offenbar auch in der öffentlichen Verwaltung Gedanken über dieses Problem. Osaka kontrolliert bereits seit 4 Jahren die abgeleisteten Arbeitsstunden von Stadtangestellten.

Zu diesem Zweck ist ein vollelektronisches System, das auf IC (Integrated Circuit)-Chiptechnologie basiert, im Testbetrieb. Stadtbedienstete unterschrieben nicht mehr, wenn Sie Bürogebäude betreten oder verlassen, sondern benutzen eine Chipkarte. Diese zeichnet nicht nur wie bisher die bloße Anwesenheit auf, sondern auch die genauen Arbeitsstunden.

Messbarer Erfolg gegen unnötige Mehrarbeit
Die Stadtregierung hat bekannt gegeben, daß so in den vergangenen 4 Jahren immerhin 8.000 Angestellte und Beamte wegen Überstunden "erwischt" und bestraft wurden. Wert: 120 Millionen Yen (~807.000 Euro/~1,28 Mill. Franken)!

Das System kostet die Stadt 37 Millionen Yen im Jahr. Es soll im Oktober auf insgesamt 40.000 Mitarbeiter ausgedehnt werden. Ähnliche Systeme sind in einem kleineren Rahmen bereits in Nagoya und Tokyo in Betrieb.

Die Zeiten ändern sich in Japan, das ist sicher...

8/18/2006

Japan, Korea und China streben wirtschaftliche Integration Ostasiens an

Die Association of South East Asian Nations (ASEAN) findet in den deutschsprachigen Medien so gut wie gar nicht statt. Ganz vereinfacht gesagt handelt es sich um eine Art EU light in Südostasien.

Die 10 Mitgliedsstaaten:
- Brunei
- Kambodscha
- Indonesien
- Laos
- Malaysia
- Myanmar
- Philippinen
- Singapur
- Thailand
- Vietnam

Die ASEAN wurde bereits 1967 gegründet und hat das Ziel, die Mitgliedsländer auf wirtschaftlicher, kultureller und politischer Ebene näher aneinander zu führen.

Erweiterung geplant
Fast unbemerkt von der westlichen Presse versuchen momentan DIE 3 asiatischen Schwergewichte Japan, China und Südkorea eine Art ASEAN+3 zu schaffen.

Bereits diesen Monat wollen die 13 Staaten in Malaysia erste Sondierungsgespräche führen, wie die Nihon Keizai Shinbun, Japans angesehenste Wirtschaftszeitung, berichtet. Ziele: Zollabbau und rechtliche Harmonisierung bei Investitionen, Intellectual Property und Services.

Verhandlungen auf Regierungsebene sollen nächstes Jahr beginnen. Sie sollen bis 2011 abgeschlossen werden, damit erste Zollabkommen bereits in 2016 in kraft treten können.

Einfluß von China soll begrenzt werden
Die Nihon Keizai Shimbun berichtet, daß Japans Wirtschaftsminister Toshihiro Nikai sogar eine ASEAN+6 plant und dabei Indien, Neuseeland und Australien ebenfalls berücksichtigen will. Japan versucht damit den Einfluß von China in der geplanten erweiterten ASEAN-Zone zu begrenzen.

8/17/2006

Innovation aus Japan (16): Schließfächer ohne Schlüssel und Bargeld nutzbar

Japaner lieben Bequemlichkeit und alles, was das Leben einfacher macht. Bargeldloses Bezahlen allerorten (ohne Nutzung von Kreditkarten) ist ganz stark im Kommen.

Schließfächer werden Teil des "Easy Living"
Schließfächer sind nun nicht gerade ein Mittelpunkt im Alltagsleben, aber die im Folgenden beschriebene Innovation fand ich doch ganz pfiffig.

In zahlreichen Bahnhöfen Japans werden zur Zeit und in den letzten Monaten neue Schließfächer installiert. Von April 2004 bis März 2005 wurden mit 17.000 Einheiten 50% mehr als im Vorjahreszeitraum geliefert.

In Tokyo, etwa am Bahnhof Ueno in Ost-Tokyo, benötigen Kunden bei einigen High-End-Schließfächern kein Bargeld mehr. Es genügt, seine Bahnkarte (eine Plastikkarte -die so genannte "Suica" der East Japan Railways Co.) über einen am Schließfach angebrachten elektronischen Sensor zu halten.

Bild: Hightech-Schließfächer in Tokyoter Bahnhof


Bezahlung auch per Handy möglich
Alternativ kann auch ein Handy statt der Suica-Card benutzt werden! Man kann übrigens bereits in vielen Geschäften einfach mit seinem Handy zahlen: Dazu wird einfach das Handy über einen an der Theke installierten Sensor gehalten. Der Kaufbetrag wird später über die Telefonrechnung abgebucht!

Bild: Zahlung des Schließfachservices per Handy


Neben der Bezahlung mit Bargeld ist auch das Aufbewahren bzw. Tragen eines Schlüssels bei dieser Art der Bezahlung überflüssig!

Japan Post bietet neuen Service an
Die japanische Post (Japan Post) bietet in Nagoya einen Service an, bei dem ihre Kunden unzustellbare Pakete (zB durch Abwesenheit wegen Arbeit) in diversen Bahnhöfen der Stadt abholen können!

Ein Zusteller legt dazu das Paket in ein Schließfach an einer bestimmte Haltestelle ab. Die Kunden können es später bequem auf dem Weg nach Hause abholen! Natürlich läuft alles vollelektronisch: Die Tür des Schließfachs öffnet sich, wenn der Kunde seine Handynummer eingibt!

8/16/2006

Innovation aus Japan (15): NTT Docomo bietet Handy speziell für Frauen an

Der Markt für Handys in Japan ist ähnlich wie in Deutschland absolut gesättigt. Was können Hersteller in dem Fall tun?

Einen speziellen Weg geht in diesen Tagen NTT Docomo Inc.

Handy für Ältere

Die Firma hat bereits Ende letzten Jahres einen großen Erfolg mit seinem D880ss erzielt. Das Handy wurde für die immer größer werdende Bevölkerungsschicht von Älteren entwickelt.

Bild: D880ss von NTT Docomo (anklicken zur Vergrößerung)


Das Telefon hat extragroße Tasten, ein vereinfachtes Display (das meiner Meinung nach viel zu klein ist) und bietet nur wenig Schnickschnack, um die Kunden nicht mit zuvielen Optionen zu verwirren.

Frauen als neue Zielgruppe
Jetzt werden Frauen von NTT, Japans größtem Telekommunikationsunternehmen, als neue Zielgruppe avisiert. Ab sofort hat NTT Docomo ein neues Handy im Portfolio, das D702iF. Es wurde von der japanischen Designerin Momoko Ikuta mitentwickelt, die eigentlich aus der Modebranche stammt!

Bild: D702iF von NTT-Docomo (im oberen Foto links)


Bei diesem "Frauenhandy" wurde Wert darauf gelegt, das Gehäuse nicht rechteckig, sondern elliptisch (also eher weiblich) zu gestalten. Dazu sind die Seiten leicht abgerundet, um die Fingernägel der Benutzerinnen zu schonen! Natürlich ist das Handy auch in den entsprechenden Farben (hellrot, lila usw.) erhältlich.

Zahlreiche Features für die weibliche Kundschaft
Auch technisch geht das 702iF auf die Bedürfnisse weiblicher Kunden ein.

Ein Biorythmus-Planer ist integriert, mit dem die Käuferinnen ihren Menstruationszyklus im Auge behalten können. Geht ein Anruf von einer bekannten Person ein, werden auf Wunsch auf dem Display Blumen angezeigt. Dazu hat das Handy auch verschiedene Kochrezepte und Gesundheitstipps integriert.

Fühlt sich eine Benutzerin zB abends bei einem Spaziergang oä verfolgt, kommt die "Hotto Melody"-Funktion ins Spiel. Dabei handelt es sich um einen simulierten eingehenden Anruf, mit dem lästige Verfolger leichter abgeschüttelt werden können.

NTT als Qualitätsführer in Japan
NTT ist meiner Meinung nach der beste Handyhersteller in Japan. Die Geräte der Firma genießen auch in der Bevölkerung seit jeher einen exzellenten Ruf.

Ich bin selbst im Moment bei KDDI, werde aber bald zu NTT wechseln. Zumal sich die großen Anbieter erst kürzlich darauf geeinigt haben, daß man bei einem Wechsel -gegen eine geringe Gebühr- seine Telefonnummer mitnehmen kann (ab dem 24. Oktober)!

Zusatzinfo
Die offizielle Site für das "Frauen-Telefon" befindet sich hier (nur in Japanisch).

8/15/2006

Japanische Regierung vergibt erstmals Preis für neue Roboter

Die Japaner lieben Roboter, das ist bekannt.

Das allmächtige Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) hat gestern bekannt gegeben, daß zur Stimulierung der Entwicklung von Robotern in Japan ein Preis ausgelobt wird.

Das Ministerium nimmt Vorschläge für besonders gelungene Roboter von Firmen, akademischen Institutionen und auch Privatpersonen an. Diese können ihre Exemplare zwischen dem 21. August und 29. September dieses Jahres einreichen.

Unterteilt ist der Wettbewerb in 4 Bereiche:
- Roboter, die von kleinen und mittleren Unternehmen entwickelt wurden (sehr gute Idee)
- Roboter aus dem Servicebereich
- Roboter für den Industriegebrauch
- Roboter für spezielle Anwendungen (zB zur Hilfe nach Naturkatastrophen)

Das METI will zunächst 10 Roboter als besonders herausragende Exemplare küren und danach einem den "Grand Prize" verleihen.

Zusatzinfos
Ich habe bereits zweimal über japanische Roboter berichtet (weitere Berichte folgen sicher):
Roboter für gestresste Manager
Anti-Senilität-Roboter

In eigener Sache: Blog ab jetzt auch als Feed (RSS, Atom)

Nachdem sich jetzt bereits einige Leser mit diesem Wunsch bei mir gemeldet haben, ist der 1. Deutsche Japan-Business Blog nun auch als Feed (RSS, Atom) in Websites und Newsreader integrierbar.

Bei Einbindung in Websites:
1.
Bitte achten Sie darauf, daß bei einem Einbau in eine Website die Herkunft des Blogs (http://japan-deutschland.blogspot.com/) deutlich sichtbar ist.

2.
Die Einbindung des Feeds ist für Privatpersonen und nicht-kommerzielle Organisationen kostenfrei.

3.
Die Links müssen sich in einem neuen Browser-Fenster öffnen (keine Frames).

4.
Die Inhalte bitte nicht archivieren.

Links:
Direktlink zum Feed:
http://japan-deutschland.blogspot.com/rss.xml

oder hier per Klick bequem abonnieren:
http://feeds.feedburner.com/1DeutscherJapan-businessBlog

Bei technischen Problemen bitte ich um eine Email.

8/14/2006

Anzahl an Mergers and Acquisitions in Japan steigt

Zumindest feindliche Mergers und Acquisitions widersprechen der japanischen Volksseele - eine Meinung, die man nicht nur in Japan sehr oft hört.

In den letzten Jahren hat sich die -im Vergleich besonders zu den USA- tatsächlich tiefe Abneigung gegen M&As auch in Japan deutlich abgemildert. Feindliche Übernahmen sind vornehmlich aus Mentalitätsgründen noch immer extrem selten.

Neben dieser psychologischen Barriere existierten speziell bis 1980 strenge gesetzliche Bestimmungen, die Fusionen im Wege standen.

Entsprechend ist die Geschichte von Mergers und Acquisitions in Japan noch sehr kurz. Lediglich in den 60er Jahren gab es eine nennenswerte Reihe von vorwiegend politisch erwirkten Fusionen von japanischen Großunternehmen in der Stahl-, Automobil-, Papier- und Chemieindustrie.

Deutliche Zunahme der Akzeptanz
Die Skepsis unter japanischen Managern gegenüber Fusionen und Unternehmensübernahmen - auch aus dem Ausland - hat deutlich abgenommen.

Diese Entwicklung wurde begleitet von zahlreichen Deregulierungsmaßnahmen der japanischen Regierung. So wurden etwa im Zuge der Reform des Anti-Monopol-Gesetzes bereits 1997 zuvor zwingend vorgeschriebene Formalitäten bei Unternehmensfusionen vereinfacht.

Neues Handelsrecht erleichtert M&A
Auch im Rahmen der Reform des Handelsgesetzes in den letzten Jahren sind Erleichterungen vorgesehen. So konnte bis dato ein Unternehmen bei Zusammenschlüssen den Anteilseignern des anvisierten Unternehmens lediglich Aktien der bestehenden bzw. neu zu bildenden Firma anbieten.

Durch diese Regelungen waren z. B. Cash-Out-Verschmelzungen in Japan unmöglich. Nach dem neuen Recht können neben den genannten Aktien auch andere Vermögenswerte zugelassen werden.

Anzahl an M&As in 2005/2006 steigt deutlich
Refco Japan Ltd. hat am Donnerstag mitgeteilt, daß in Japan vom 1. Januar dieses Jahres bis zum 31. Juli insgesamt 1.641 M&As in Japan stattgefunden haben. Der Wert dieser Transaktionen betrug 68,34 Mrd. USD - 8,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Interessant auch die Situation bei den feindlichen Übernahmen bis Ende Juli. Nach Refco gab es 31 entsprechende Angebote. Der dabei zu beobachtende Geldwert von 26,12 Mrd. USD übertrifft den des gesamten Vorjahres deutlich.

Feindlicher Übernahmeversuch in der japanischen Papierindustrie
In der traditionell starken Papierindustrie Japans spielt sich aktuell (seit Ende Juli) eine Art Wirtschaftskrimi ab: Oji Paper Co. (die Nr. 1 in der Branche und ein 130 Jahre altes Traditionsunternehmen) will seit Wochen die Nr. 6, Hokuetsu Paper Mills Ltd. (Website nur in Japanisch), kaufen.

Hokuetsu hat die Offerte von Oji bereits abgelehnt. Oji will mit dem Zukauf eine Kostenreduktion im 3. Jahr nach der Fusion von 7,5 Mrd. Yen (~50,65 Mill. Euro/ ~80,01 Mill. Franken) erreichen.

Oji beschäftigt insgesamt 20.200 Menschen (Hokuetsu: 2.800) und übertrifft auch mit seinem Umsatz im Fiskaljahr 2005 von 1,214 Bill. Yen (~ 8,2 Mrd. Euro/~13 Mrd. Franken) die Konkurrenz: Hokuetsu erreichte einen Umsatz von 153,5 Mrd. Yen (~1,04 Mrd. Euro/ ~ 1,64 Mrd. Franken).

8/12/2006

Innovation aus Japan (14): Seiko-Epsons neuer Fingerabdruck-Sensor macht Kreditkarten sicherer

Die Seiko Epson Corporation hat vor einigen Tagen ein neues Produkt in Japan vorgestellt, daß die Sicherheit vor allem von Kreditkarten verbessern soll.

Der neue Sensor für Fingerabdrücke, der auch in ultradünnen Displays eingesetzt werden kann, hat als Besonderheit seine Dicke: 0,2 mm-also etwa wie Papier. Wie unten im Bild zu sehen, kann der Sensor sogar gebogen werden.

Bild: Seiko Epsons Innovation


Wird eine Kreditkarte von jemand anderem benutzt, wird sie durch die Prüfung des Fingerabdrucks außer Kraft gesetzt. Mit diesem Produkt kann eine gestohlene oder verlorene Kreditkarte also kaum noch mißbraucht werden. Dazu werden auch die lästigen Unterschriften bei Kreditkartenkäufen überflüssig!

Solche Sensoren gibt es bereits für Handys und PCs, aber bisher noch keine, die auch in Plastikkarten passen würden.

Seiko Epson hat sich die Technologie schützen lassen, mit der die Firma den Sensor durch Benutzung von ultradünnem Plastiksubstrat realisiert.

Der Sensor soll ab dem Jahre 2010 kommerziell genutzt werden. Fast klar, daß eine japanische Firma als erste auf sowas kommt...

Bekleidungsunternehmen GAP aus den USA wird in Japan aggressiver

H&M, C&A, Peek&Cloppenburg? In Japan absolute Fremdwörter.

Einer der ausländischen Bekleidungsunternehmen, die sich im äußerst schwierigen japanischen Textilmarkt durchgesetzt haben, ist GAP aus den USA.

GAP Japan betreibt im Moment insgesamt 95 Geschäfte im Land. Durch eine neue Strategie soll diese Zahl innerhalb weniger Jahre auf 200 mehr als verdoppelt werden.

Spezialisierungsstrategie
Die zur Zeit existierenden Outlets decken von Babytextilien über Männer- und Damenbekleidung eine breite Palette ab.

GAP Japan will eine komplett neue Linie fahren und sein Angebot inenerhalb seiner Läden spezialisieren. Ergebnis: Eine schnellere Expansion in Japan, geplant sind etwa 20 neue Outlets pro Jahr.

Die neuen Shops sollen halb so groß sein und sich auf bestimmte Zielgruppen konzentrieren. Im September wird etwa in Yokohama ein neues Geschäft eröffnet, daß 350 bis 500 Quadratmeter groß ist und nur Kleidung für Erwachsene führt.

Shops, die ausschließlich Babykleidung anbieten, sollen folgen und nur etwa 100-160 Quadratmeter groß sein.

Zusatzinfos
1)
GAP Japan mit Sitz in Tokyo beschäftigt über das ganze Land hinweg etwa 5.000 Mitarbeiter.

2)
Die Firma ist in Japan als Aktiengesellschaft (Kabushiki Kaisha: 株式会社) organisiert und bereits seit 1994 aktiv.

8/10/2006

Innovation aus Japan (13): "Medical Entertainment Tool"

Einer der größten japanischen Hersteller von Spielzeug und Entertainment-Software, Sega Toys, bringt in Japan ein neues elektronisches Spiel auf den Markt.

Japaner lieben Videogames, mit denen sie ihre grauen Zellen auf Trab halten können. Insbesondere Nintendo verdient sehr gut an diesem neuen Trend. Die Firma konnte in 2005 3,3 Mil. solcher Spiele verkaufen! Ich habe in einem älteren Beitrag bereits darüber gebloggt.

Sega springt nun auf diesen Zug auf. Ihr "Atama Scan" (アタマスキャン, "Kopf-Scan") ist ab diesen Monat erhältlich und wird explizit nur für Erwachsene vermarktet. Dazu wird der wissenschaftliche Hintergrund des Geräts betont.

Bild: Atama Scan von Sega Toys


Funktionsweise
Bei dem Spiel handelt es sich um einen tragbaren Touch-Screen, der mit einem Data Pen bedient werden kann. Je nachdem, wie der Benutzer auf die Aufforderungen auf dem LCD-Bildschirm reagiert, soll das Gerät in der Lage sein, das "Alter des Gehirns" und den aktuellen Stresslevel zu messen.

Daneben hat das Atama Scan verschiedene Spiele eingebaut, mit denen man sein Gehirn trainieren bzw. für Zerstreuung sorgen kann.

Das Atama Scan hat die Maße 10cmx14cmx2,5cm. Es kostet im Handel 5.775 Yen (~38,92 Euro/~ 61,40 Franken) und ist nur in Japan erhältlich.

Zusatzinfo:
Soiken Inc. (Website nur in Japanisch) hat die Entwicklung des Geräts wissenschaftlich begleitet. Die Biotech-Firma ist in Osaka beheimatet und konzentriert sich besonders auf den Geschäftsbereich Biomarker.

Die Firma hat bereits im November 2003 für Aufsehen gesorgt, als sie weltweit zum ersten Mal ein Projekt angestossen hat, um Müdigkeit wissenschaftlich zu messen und zu heilen. Neben der Firma selbst sind 18 japanische Unternehmen, 5 Universitäten und die Stadt Osaka in das Vorhaben involviert.

Der Jahresertrag Soikens lag in 2005 bei 2,11 Mrd. Yen. (~14,29 Mio. Euro/~22,48 Mio. Franken).

Innovation aus Japan (12): Tragbarer "Scanner" für Blutbilder macht Blutentnahmen überflüssig

Japan ist ja wie bekannt eines der innovationsstärksten Länder der Erde. Die Kreativität der hiesigen Wirtschaft ist wirklich enorm.

Ein Indiz: In 2003 löste Japan bei den weltweiten Patentanmeldungen Deutschland von Rang 2 ab (erster sind natürlich die USA, nach Deutschland folgen mit deutlichem Abstand Großbritannien und Frankreich).

Auch kleinere japanische Firmen schaffen es immer wieder, neue Produkte zu entwickeln. Normalerweise sind japanische Unternehmen im Bereich Medizintechnik vergleichsweise schwach vertreten.

Neues Gesundheitsprodukt
Toku Corporation (Website nur in Japanisch) aus Tokyo jedoch hat vor einigen Wochen ein tragbares Gerät in den Verkauf gebracht, mit dem man Blutgefäße bzw. Blutadern und seine Durchblutung untersuchen kann (Vergrößerung 480fach). Die Notwendigkeit von Blutentnahmen entfällt!

Das "Bscan" ist "Made in Japan" und hat eine eigene Website (nur in Japanisch).

Bild: Bscan von der Toku Corporation


Es gab bereits ein Vorgängermodell, das neue Bscan liefert die Bilder jedoch in Farbe, ist kleiner und billiger .

Features des Bscan
Das Produkt wiegt 140 Gramm und ist 11 cm lang. Der Durchmesser beträgt 4,5 cm. Das Gerät kann an jeden handelsüblichen Bildschirm angeschlossen werden (AV-Ausgang, ein Kabel wird mitgeliefert).

Das Bscan wird für 178.500 Yen (~1203 Euro/~1898 Franken) verkauft.

Zubehör
Toku Corporation bietet zusätzlich einen kleinen Drucker an, mit dem man die Bilder seines Blutes auch auf Papier bannen kann!

Bild: Bscan-Drucker


Der Drucker kostet 41.790 Yen (~282 Euro/~444 Franken).

Demonstration
Das Produkt ist in einem Video-Beitrag bei TV-Tokyo zu begutachten, die darüber vor einigen Tagen einen Bericht gesendet haben (benötigt Real Player).

Dazu sieht man hier das Blutbild eines 38jährigen Mannes, im Vergleich dazu das eines 47jährigen Mannes (benötigt Mediaplayer) - aufgenommen mit dem Bscan.

8/09/2006

Überalterung der japanischen Gesellschaft (3): Jugendliche "Nichtsnutze" verschärfen Japans Geburtenproblem

Ein seit Jahren in Japan breit diskutiertes Thema ist das rasante Ansteigen der Zahl der Jugendlichen ohne Ausbildung oder Job. Dieses gesellschaftliche Phänomen ist durchaus als Megatrend im Lande zu bezeichnen.

Akademiker, Politiker, Wirtschaftsführer uvm weisen immer stärker auf die zahlreichen Probleme hin, die durch diese Entwicklung entstehen.

Jugendliche ohne geregelte Arbeitsstelle oder Ausbildung werden als "Freeter" (フリーター, auch als Freeta, Furita usw. bezeichnet) oder "Neet" bezeichnet. Das Wort Freeta stammt vom englischen "free time" ab, NEET steht für "Not currently engaged in Employment, Education or Training".

Anzahl an "Nichtsnutzen" steigt rasant an
Die Anzahl der Freeters in Japan liegt verschiedenen Schätzungen nach bei ca. 1,5-2 Millionen! Dazu leben nach Schätzungen der japanischen Regierung 520.000 NEETs in Japan.

Wenn man sich vor Augen führt, daß nach Schätzungen in 2014 bereits 10 Millionen Freeters in Japan erwartet werden, ist die Diskussion um diese Bevölkerungsgruppe mehr als verständlich.

Unterschied

Freeters wechseln von einem Part-Time-Job (vornehmlich in Schnellrestaurants, Convenience Stores, Bars etc.) zum anderen. Das Japan Institute of Labor hatte in 2000 errechnet, daß ihr Monatsverdienst bei 139.000 Yen (~941 Euro/~1482 Franken)liegt.

NEETs dagegen verweigern sich nach der Highschool völlig der Arbeitswelt und bleiben einfach in ihrem Elternhaus. Selbst Part-Time-Jobs sind für sie keine Option.

NEETs und Freeters verschärfen Geburtenproblem
Am Dienstag hat das japanische Ministry of Health, Labor and Welfare (Kouseiroudoushou, 厚生労働省) in einem White Paper (nur in Japanisch) bekannt gegeben, daß nach einer ministeriumsinternen Analyse das Ansteigen der Zahlen an Freeters und NEETs die ohnehin schon katastrophale Bevölkerungsentwicklung weiter verschärft.

Das Ministerium geht davon aus, daß Freeter und NEETs durch ihre relativ schlechte Finanzsituation eher von Heirat und Kinderkriegen absehen als der Rest der Bevölkerung.

Erschreckende Umfrage aus dem Mai
Ganz Japan hatte erst im Mai dieses Jahres eine Umfrage diskutiert, die die Toyo University (Touyou Daigaku, 東洋大学) in Tokyo erhob. Die Universität fragte bei ihren Erstsemestern nach, ob Freeter für sie ein möglicher Karriereweg sei.

40% stimmten der Aussage zu, daß dieses in Ordnung sei, wenn man so seine Träume verwirklichen könne! Weitere 34% sagten, wenn die Jobsituation nichts anderes zulasse, wäre Freeter eine Option.
Nur 16% würden unter keinen Umständen diesen Weg nach der Uni wählen....

Japanische Firma weist im TV auf defekte Ware hin

In Deutschland undenkbar?

Ich habe heute im japanischen Fernsehen während eines Fernsehblocks einen "Spot" von Paloma gesehen, dem japanischen Hersteller von Wasserboilern, Heizungen usw. aus Osaka (ca. 10.000 Mitarbeiter).

Wie bereits gebloggt hat die Firma in Japan letzten Monat für einen handfesten Skandal gesorgt. Es kam ans Licht, daß defekte Paloma-Wasserboiler in den letzten Jahren für mehrere Unfälle mit Todesfolge verantwortlich waren. Die Firma selbst hat in der Zeit versucht, die Vorgänge unter den Tisch zu kehren.

In dem TV-Spot warnt nun Paloma vor bestimmten Wasserboilern aus eigener Produktion! Ein Produktbild wird gezeigt, dazu ein roter Pfeil, der auf die Stelle hinweist, an der problematische Geräte erkannt werden können.

Abgeschlossen wird der Spot durch eine Entschuldigung für die Unannehmlichkeiten, die die ganze Aktion den Kunden bereitet (dazu wird das Paloma-Schriftzug abgebildet). Typisch japanisch also.

Man stelle sich das mal in Europa vor. Unbekannt ist, ob Paloma diese Maßnahme aus eigenen Stücken ergriffen hat oder vom für diesen Fall zuständigen Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) offiziell oder inoffiziell gezwungen wurde.

8/08/2006

Honda baut neuen Jet in den USA (erstes japanisches Flugzeug seit 60 Jahren!)

Honda hat vor einigen Tagen bekannt gegeben, ab Herbst dieses Jahres Bestellungen für den neuen Business-Jet der Firma entgegen zu nehmen. Was besonders im Westen kaum jemand weiß: Bereits seit 1986 ist der japanische Automobilgigant mit F&E auch im Flugzeugbau engagiert!

Der zweistrahlige Jet soll 6 bis 7 Sitze bieten. Honda erwartet, die Produktionslizenzen in den USA nach 3-4 Jahren in den Händen zu halten und dann das erste Flugzeug in 2010 auszuliefern.

Bild: Business-Jet von Honda


Das Besondere am Jet ist, daß die Motoren auf den Flügeln montiert sind. Ergebnis: Mehr Platz im Flugzeug selbst und eine Benzinersparnis von 40%.

Das Flugzeug soll in den USA für 3-4 Mio. USD verkauft werden.

Zusatzinfos:
1)
Ein erster Prototyp dieses Business Jets existiert bereits und hatte schon 2005 seinen Jungfernflug hinter sich gebracht.

2)
Honda kooperiert im Rahmen des Projekts mit verschiedenen amerikanischen Firmen.

3)
Die Hauptkonkurrenten Hondas in diesem Marktsegment sind Cessna und Eclipse Aviation.

4)
Japanische Firmen sind zwar im Flugzeugbau sehr aktiv (siehe zB hier), aber ein komplett japanisches Flugzeug existiert nicht.

5)
Honda ist der größte Hersteller von Motoren weltweit.

8/07/2006

Feminine Tokyoter als neue Zielgruppe und Nivea Japan mit neuem Produkt

Endlich mal eine Nachricht von einer deutschen Firma. Leider ist sie nicht sonderlich spektakulär.

Der Reihe nach: Die japanischen Männer (natürlich nicht alle!) sind bekannt für ihren Hang zur Androgynität. Vielen Jugendlichen macht es in der Tat nichts aus, mit eher weiblich angehauchten Accessoires oder Kleidungsteilen herumzulaufen.

Aktuelles Beispiel: Ein sehr bekanntes Kaufhaus für Mode in Tokyo ist das so genannte "109" im Stadtteil Shibuya.

Bild: Trend-Kaufhaus 109


Das 109 ist eines der architektonischen Symbole des Stadtteils und eigentlich ausschließlich für weibliche Shibuya-Kids (so genannte Gyaru-vom englischen Gal-, also Mädchen mit gefärbten Haaren, getönter Haut und sehr viel Freizeit) gedacht.

Bild: Typische 109-Kundinnen (aufgenommen in Shibuya)

Es gibt in Japan zu den Gyaru (auch Kogyaru genannt) eine männliche Parallelbewegung. Die männliche Spezies ist als Gyaru-O (Gal-Männer) oder Onii-Kei (wörtlich: älterer Bruder-Stil) bekannt. Auch die Gyaru-O bzw. Onii-Kei färben sich die Haare, sind immer braungebrannt und legen viel Wert auf ihr Äußeres.

Bild: Onii-Kei-Model aus japanischem Magazin

Das Management von 109 hat diese Zielgruppe -laut einem Interview, das ich kürzlich las- schon vor Monaten als lukrative Zielgruppe entdeckt. Im 109 bzw. im Schwester-Kaufhaus 109-2 (ca. 500 Meter entfernt) tummeln sich in der Tat jede Menge dieser jungen Japaner!

Entsprechend existiert bereits seit März diesen Jahres im 109-2 eine ganze Etage voller Modeprodukte nur für Männer! Ich war seitdem etwa 3-4 mal dort und der Männerbereich war wirklich sehr gut besucht.

Hängt das neue Produkt von Nivea mit diesem Trend zusammen? Wohl höchstens ansatzweise, denn wie im Westen auch kaufen immer mehr japanische Männer der Schönheit willen Hygiene- und Pflegemittel. Und das sind nicht natürlich nicht alles Gyaru-Os oder Onii-Keis.

Nivea Japan hat Anfang August einen Pflege-Lippenstift (mit dem eigenartigen Namen Men's Lip) nur für Männer auf den Markt gebracht. Das Lippenbalsam kostet im Handel 420 Yen (~2,85 Euro/~4,49 Franken).

Es soll -wie es solche Produkte an sich haben- gesunde Lippen schützen und vor Verletzungen heilen. Das Produkt gibt es einmal ohne Duftrichtung und einmal als "Hard Menthol" (?!).

Bild: Nivea Japans neuestes Produkt Men's Lip (links "Hard Menthol")

Solche Lippenstifte gibt es in Japan bereits dutzendfach. Wenn es wieder Winter wird, greife ich aus patrotischen Gründen aber bei Nivea zu...

8/06/2006

Innovation aus Japan (11): Bluetooth-Uhr als Handy-Add-On

Ich war heute in einem Bic Camera (eine Art japanischer Mediamarkt) in Tokyo und habe dort ein ziemlich interessantes neues Gerät entdeckt.

Die als "i:Virt" bezeichnete Armbanduhr stammt von Citizen und ist als Zusatz zum Handy gedacht.

Bild: i:Virt, der Handy-Ersatz von Citizen (zur Vergrößerung bitte klicken)

In Japan ist es seit letztem Monat auf dem Markt. Ruft jemand auf dem Handy an, blinkt bzw. vibriert die Uhr und zeigt via Bluetooth Information über den Anruf an (Name und Telefonnummer). Sehr praktisch, wenn man gerade in einem Meeting sitzt oder unterwegs ist und trotzdem diskret Anrufe verfolgen will!

Citizen wäre keine japanische Firma, wenn sie sich noch etwas Zusätzliches hätte einfallen lassen: Über das i:Virt kann der Benutzer den Anruf sogar auf "Hold" stellen (man rennt dann bei einem wichtigen Telefonat eben aus dem Meeting raus und nimmt den Anruf an) oder ablehnen.

Die Uhr ist in schwarz und silber erhältlich. Insgesamt können 1.000 Nummern gespeichert werden. Geliefert wird das i:Virt mit einer Ladestation. Laut Citizen hält eine Akkuladung die trotz Hightech nur 55 Gramm schwere Uhr 5 Tage in Betrieb.

Die Uhr ist nur in Japan erhältlich und kostet 27.000 Yen (~183 Euro/~289 Franken).

Leider ist das i:Virt wirklich sehr häßlich designt und sieht billig aus (in der Realität noch mehr als auf dem Bild). Ich kann mir kaum vorstellen , daß sich viele Manager dieses Produkt zulegen und den ganzen Tag am Arm tragen. Von Japanerinnen (die ihr Handy gerne in der Handtasche "vergraben") ganz zu schweigen.

Das Produkt ist wohl vornehmlich als Gadget für Geeks und Marketing-Gag gedacht.

8/05/2006

Amazon Japan und Koreaner steigen in Japans Boommarkt Kosmetik ein

Amazon Japan will am boomenden Markt für Kosmetik und Gesundheitsprodukte mitverdienen.
Seit Donnerstag existiert auf der Homepage ein neuer Store: "Health and Beauty".

Bild: Rika Ota, die Storemanagerin bei der Pressekonferenz zur Ankündigung des neuen Bereichs


Der Markt für diese Produkte lockt seit neuestem auch Kosmetikfirmen aus Südkorea nach Japan!

Missha (Website nur in Japanisch) will in 3 Jahren landesweit 100 Läden in Japan eröffnen (der erste Shop ist seit letztem Monat in Betrieb). Thefaceshop (Website nur in Japanisch) möchte 50 Kosmetikgeschäfte franchisen.

Dazu kommt Südkoreas größter Kosmetikproduzent, Amore Pacific. Amore hat bereits ein Tochterunternehmen in Tokyo gegründet und insgesamt 24 ausgewählte Produkte im Markt platzieren können.

Deutsche Firmen sind in Japan sehr schwach im Bereich Kosmetik vertreten. Spontan fällt mir keine einzige ein...

8/04/2006

Innovation aus Japan (X): Mikrowellen statt Überwachungsmonitore

Toto ist der Name von Japans größter Firma für Sanitärartikel. Durch ihre fast unglaubliche Marktmacht ist die Marke in Japan jedem Kind bekannt. Es gibt kaum ein Gebäude im Land ohne Toto-Produkte.

Toto hat seit neuestem ein System entwickelt, mit dem Alarm geschlagen werden kann, wenn eine Person in einem WC umfällt oder ohnmächtig wird. Zielgruppe sind vor allem Krankenhäuser und Altenheime.

Es ist klar, daß Monitore auf Toiletten zur Überwachung oder Beobachtung nicht eingesetzt werden können. Aus diesem Grund nutzt Toto ein weltweit einmaliges System, das Mikrowellen als technische Basis hat!

Die Firma ist auf die Idee gekommen, nachdem sie in 2005 diese Technologie für ihre automatischen Toilettenspülungssysteme erfolgreich einsetzen konnte!

In einem WC werden zur indirekten Beobachtung der Benutzer insgesamt 27 Mikrowellensensoren (jeweils inklusive Empfängerantenne und Sender) in Wände und die Decke installiert, die mit einem Computer verbunden sind.

Das System kann durch die Analyse der im WC befindlichen Mikrowellen die Haltung und Bewegung eines Benutzers bestimmen. Fällt dieser um, wird eine Warnung am Computerbildschirm angezeigt und dem Opfer kann entsprechend schnell geholfen werden!

Toto will die Sensoren im Set für etwa 54.000 Yen (~ 367 Euro/~ 578 Franken) bis 81.000 Yen (~ 551 Euro/~ 867 Franken) vermarkten. Die Installation schlägt daneben mit 50.000 Yen (~340 Euro/~536 Franken) bis 80.000 Yen (~ 544 Euro/~857 Franken) zu Buche.

Ich halte das persönlich für nicht sehr viel...

8/03/2006

Innovation aus Japan (IX): Erstes umfassendes Erdbeben-Frühwarnsystem der Welt

In den japanischen Medien wird schon seit geraumer Zeit der "Next Big One", das nächste große Erdbeben in Tokyo, diskutiert. Laut Experten ist es überfällig. Das letzte große Beben hat 1995 Kobe heimgesucht (Great Hanshin Earthquake mit knapp 6.000 Toten).

Vom Big One wird erwartet, daß er Tokyo regelrecht verwüsten wird. Schöne Aussichten.

Beruhigend ist da die Nachricht, daß seit Dienstag -nach knapp 25 Jahren Forschung (!)- ein neuartiges Frühwarnsystem in Betrieb ist. Es wurde von der Japan Meteorological Agency entwickelt.

Das System soll es ermöglichen, die potentiell lebensrettenden Sekunden zwischen ersten Erbebenwellen und folgenden Erdstössen zur Ausgabe von Warnungen zu nutzen.

Im Moment sind insgesamt 41 Einrichtungen mit dem System verbunden, worin der eigentliche Innovationsfaktor zu sehen ist. Dazu gehören neben Krankenhäusern auch Eisenbahnunternehmen, die nach einer Warnung ihre Züge zum Stillstand bringen können.

Die Forscher rechnen damit, immerhin 10-30 Sekunden vor einem Erdbeben Warnungen an die angeschlossenen Einrichtungen weitergeben zu können.

Aus Angst vor eventuellen Panikreaktionen wird das (in der realen Welt noch unerprobte) System schrittweise bis März 2007 für die breite Bevölkerung zugänglich gemacht werden.

8/02/2006

Innovation aus Japan (VIII): Mini-Satellit (paßt in eine Getränkedose!) für den kleinen Geldbeutel

Es ist immer wieder erstaunlich, auf was für Ideen japanische Tüftler so kommen:
Astro Technology SOHLA (Website nur in Japanisch) -ein Entwicklungsteam aus Osaka- will demnächst in Japan einen selbst gefertigten Mini-Satelliten verkaufen.

Der "Cansat" ist so klein, daß er in eine Getränkedose paßt und soll 210.000 Yen kosten (~1437 Euro/~2260 Franken).

Bild: Cansat, der Satellit aus Japan für die Westentasche



Das Gerät kann mehrfach eingesetzt werden und hat GPS (Global Positioning System) an Bord.

Der Cansat wird von einer Höhe von bis zu mehreren Tausend Metern (beispielsweise von einem Heißluftballon oder einer Minirakete aus) abgeworfen. Während des Sinkfluges sammelt der Satellit Daten und sendet diese an den Besitzer am Boden, z. B. Fotos!

Laut den Entwicklern kann Cansat etwa als Wettersatellit oder zu Spionagezwecken (?!) eingesetzt werden.

8/01/2006

Amazon Japan will zur Electronic Mall werden

Im Gegensatz zu Ebay hat Amazon es geschafft, sich in Japans Internetindustrie zu etablieren.

Momentan verkauft das amerikanische Unternehmen auf seiner japanischen Homepage (nur in Japanisch) CDs, DVDs, Bücher, Spielzeug, elektronische Geräte usw.

In einem Interview mit einer japanischen Tageszeitung hat Jasper Cheung, Chef von Amazon Japan, die Möglichkeit eines neuen Business-Modells angekündigt. Demnach wird überlegt, die Homepage des Unternehmens als Plattform für andere Anbieter nutzbar zu machen.

Einrichtung einer "Mall"
Konkret soll dieses durch Einrichtung einer "Online Mall" möglich gemacht werden, in das die verschiedensten Firmen "einziehen" können und so auf Amazon Japans Kundenbasis zurückgreifen können.

Amazon erzielt damit verschiedene Vorteile: Das allgemeine Produktangebot wird erhöht, die neuen Anbieter müssen die Firma natürlich für den Service bezahlen und Amazon Japan geht davon aus, daß durch die erwarteten höheren Besucherzahlen die eigenen Verkaufszahlen steigen.

Japans Online-Shopping-Industrie
Im Moment wird der Online-Shopping-Markt Japans deutlich von Rakuten Inc. (Website nur in Japanisch) beherrscht. Die nur in Japan tätige Firma verkaufte in 2005 Waren im Werte von insgesamt 335,7 Mrd. Yen um (~2,29 Mrd. Euro/~3,6 Mrd. Franken).

Es folgen Yahoo Japan (Website nur in Japanisch) mit 123 Mrd. Yen (~ 840,64 Mio. Euro/~1,32 Mrd. Franken) und Amazon Japan mit knapp 100 Mrd. Yen (~ 683,33 Mio. Euro/~ 1,07 Mrd. Franken).

Zusatzinfos:

1)
Amazon USA hat bereits seit November 2002 ein Online-Mall-System im Betrieb.

2)
Amazon Japan existiert seit November 2000. Wie in vielen anderen Ländern startete das Unternehmen als Internet-Buchversand.

Japans Autoindustrie produziert mehr Autos im Ausland als daheim

Zum ersten Mal überhaupt ist die Zahl der im Ausland gefertigten Autos japanischer Herkunft größer als die der im Inland produzierten.

Nach Angaben der Japan Automobile Manufacturers Association ist die Produktion im Fiskaljahr 2005 in allen Regionen der Welt angestiegen (außer im Nahen Osten, wo sie leicht um 0,4% fiel).

Genaue Zahlen
In Asien ging es 15,2 % auf 4.174.624 Autos herauf, um 9,5% in Europa ( auf insgesamt 1.603.506 Fahrzeuge) und um 5% hoch auf 4.092.193 ging es in Nordamerika.
Prozentual stieg die Produktion am stärksten in Mittel- und Südafrika (+18,6% auf 676.146 Autos) und in Afrika (+20,8% auf 237.949 Autos).

Insgesamt wurden im Ausland 10.929.918 Autos hergestellt. Dieser Zahl stehen dagegen "lediglich" 10.890.000 in Japan selbst hergestellte Fahrzeuge entgegen.

Im Autoland Japan hat diese Schlagzeile naturgemäß am gestrigen Montag für große Aufmerksamkeit in den Medien gesorgt.

Zusatzinfos
Die japanische Autobranche hat sich als eine der ersten produzierenden Industriezweige durch massive Gründung von Fertigungsstätten ins Ausland internationalisiert.

Dieses geschah besonders vor dem Hintergrund der japanisch-amerikanischen Handelskonflikte in den 80er Jahren und des Hochschnellens des Yen ab dem Jahr 1985.
Damals wurde im Rahmen des Plaza-Abkommens (Teilnehmer: USA, Japan, Frankreich, Großbritannien und Deutschland) beschlossen, den US-Dollar zu stärken. Der damalige US-Präsident Reagan hatte damals unter anderem die Stärkung der heimischen Autoindustrie auf ausländischen Märkten im Sinne.