12/29/2006

Geld verdienen mit dem 1. Deutschen Japan-Business-Blog (4): Nintendo-Aktie auf Allzeit-Hoch

Vor ein paar Tagen, am 14.12., stand die Aktie von Nintendo bei meinem letzten Blog-Beitrag bei 28.500 Yen.

Am Ende des heutigen Börsentages steht das Papier nun bei schwindelerregenden 30.550 Yen! Und das, obwohl Nintendo weltweit kostenlose Umtauschaktionen durchführt, da ihre Videospielkonsole "wii" kleinere Hardwareprobleme hat.

Meine Vorhersage vom 25. Juli dieses Jahres trifft also zu:

25.7.: Nintendo-Aktie 20.840 Yen -> 28.12.: Nintendo-Aktie 30.550 Yen
(+ 46,6%)

Es wird Zeit für mich, Gehalt zu beziehen....

12/28/2006

Unglaublich, aber wahr: Toyota ernennt erstmals Frau als General Manager

Wer sich ein wenig in Wissenschaft oder Praxis mit der japanischen Wirtschaft auskennt, der weiß, daß Frauen bis auf wenige Ausnahmen nahezu systematisch schlechter bezahlt werden, weniger angesehen sind und in niedrigeren Positionen als Männer arbeiten. Ganz grob gesagt gilt dieses Phänomen quer durch alle Industrien und über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg.

So genannte "Büromiezen" als billige Putzkräfte
In harten Fällen (also in besonders "traditions"bewußten Unternehmen) ist es auch heute noch so, daß die "Büromiezen" vor den männlichen Kollegen ins Büro kommen, um vor Arbeitsbeginn die Schreibtische zu säubern! Ich selber habe es einmal bei der Vorbereitung für eine Pressekonferenz erlebt, daß eine japanische Kollegin (ich war damals Praktikant in Tokyo) in einer Pause für die männlichen Kollegen Essen besorgt und dann wie eine Art Kellnerin aufgetragen hat. Und das bei einer nichtjapanischen und eigentlich mitnichten konservativen Firma!

Toyota macht ersten Schritt
Da machen Nachrichten wie diese ein wenig Hoffnung:
Der bald größe Automobilkonzern der Welt, Toyota, hat sich nach 140 Jahren Firmengeschichte tatsächlich zum ersten Mal durchgerungen, den Posten eines General Managers einer Frau anzuvertrauen. Damit sind von 528 General Managern bei Toyota in Japan nun eine weiblich....

Dieser erste weibliche Division Manager heißt Masayo Hasegawa und war zuvor in der Abteilung für Umweltschutzfragen beschäftigt. Sie leitet nun als "Buchou" (部長) das Büro für CSR-Angelegenheiten (Corporate Social Responsibility) bei Toyota.

Frau Hasegawa wird ihr neues Amt am Montag antreten.

12/27/2006

Innovation aus Japan (47): Infrarot-Techologie macht Blutentnahmen bei Diabetes überflüssig

Diese neueste Technologie aus Japan basiert genauer gesagt auf "Fast-"Infrarotstrahlen.

Technologieentwicklung in Kooperation mit Lehre und Praxis
Sie wurde maßgeblich von der University of Electro-Communications ( 電気通信大学: Denki Tsuushin Daigaku), deren Campus östlich von Tokyo liegt. Beteiligt waren auch die Hokkaido University (Sapporo), die Kwansei Gakuin University (Präfektur Hyogo) und aus der Industrie Matsushita Electric Works!

Bei der Technik werden Lichtstrahlen eingesetzt, die auf die menschliche Haut gelenkt werden und die nahe des Infrarotspektrums liegen. Damit kann der Glukose-Gehalt im Blut des betreffenden Patienten ermittelt werden.

Spritzen und Schmerzen gehören also zB für die immerhin 7,4 Mill. Diabetiker in Japan der Vergangenheit an! Dazu wird das konstante Überwachen bzw. Halten des Blutzuckergehalts bei Intensiv-Patienten erheblich vereinfacht: Durch die vollkommene Schmerzfreiheit bei Anwendung der Methode kann die Messung mehrfach am Tag durchgeführt werden.

Funktionweise
Wenn "Fast"-Infrarotstrahlen auf menschliche Haut treffen, kann man anhand der Reflektionen erkennen, wieviel Glukose sich im Blut befindet. Das bei dieser Methode eingesetzte Licht bewegt sich im elektromagnetischen Spektrum von 1.300 nm-1.700 nm. Glukosemoleküle absorbieren Licht eben dieser Wellenlänge.

Niedrige Fehlerquote
Den Angaben nach ist die Methode an sich nicht neu, bisher jedoch mit zahlreichen Makeln behaftet. So führen etwa Fette, Proteine und Hauttemperatur zu Fehlern bei der Messung. Durch aufwändige Computersimulationen wurden Meßfehler auf auf weniger als 20mg pro Deziliter gesenkt.

Die beteiligten Forscher geben an, daß die Untersuchung ganze 10 Sekunden dauert! Die Technologie soll so schnell wie möglich kommerzialisiert werden. Dazu soll auch die Genauigkeit der Methode weiter hochgeschraubt werden. Momentan wird die Technik in einem Krankenhaus auf Hokkaido in der Praxis erprobt!

12/22/2006

Japan plant im "Krieg" mit China schon wieder neue Freihandelsabkommen

Japan droht im Wettlauf mit den anderen großen Volkswirtschaften wie den USA oder besonders seinem asiatischen Konkurrenten China, den Anschluß an die Weltspitze zu verlieren.

Japan mit "Freihandelszonenagenda"
In den letzten Monaten bemüht sich das Land aus dem Grunde, seine Stellung im Welthandel durch die Bildung von Freihandelsabkommen zu festigen. Ich habe über diese Entwicklung bereits hier, hier und hier gebloggt.

Zusammenfassend ergibt sich bis heute folgendes Bild:
Alle Freihandelsabkommen Japans (bereits beschlossen/geplant)
Schweiz
Australien
Mexiko
Singapur
Malaysia
Indien
Philippinen
Vietnam

Abkommen mit Indien rückt näher
Über das Freihandelsabkommen mit Indien habe ich bereits vor einigen Monaten gebloggt (s. ersten Link oben). Am 15.12. trafen sich die Regierungschefs beider Länder, Singh und Abe, in Tokyo und einigten sich auf eine Aufnahme konkreter Gespräche nächsten Monat. Diese sollen in 2 Jahren abgeschlossen werden.


Bild: Indiens Premier Singh mit Japans Ministerpräsident Abe in Tokyo


Bisher schwacher indisch-japanischer Handel
Für Japan ist diese Vereinbarung aus mehreren Gründen wichtig.

Zum einen ist der Handel mit dem Riesenstaat (1,1 Mrd. Einwohner, 8 % durchschnittliches Wirtschaftswachstum in den letzten Jahren) kümmerlich. Der Anteil Indiens an Japans Außenhandel beträgt 1%. Das ist ein Dreißigstel von dem mit China! Die Direktinvestitionen japanischer Firmen in Indien beliefen sich in 2004 auf kümmerliche 89 Mio. USD (China: 50x mehr!).

Zum anderen wäre Japan mit einem solchen Pakt ein "First Mover" und könnte mit seinen Unternehmen wichtige Geschäftsbereiche besetzen: Weder mit China noch mit den USA plant Indien derzeit ähnliches.

Neues Abkommen mit Brunei angekündigt
Des weiteren gab die japanische Regierung am gestrigen Donnerstag in Tokyo bekannt, daß so bald wie möglich eine bilaterale Außenhandelszone mit dem asiatischen Zwergstaat Brunei (ca. 370.000 Einwohner) gebildet werden soll.

Neben der üblichen Streichung von Zöllen für Agrarprodukte, Stahl usw. soll unter diese Vereinbarung auch eine breitangelegte Kooperation in der Energieversorgung fallen. Brunei besitzt reiche Gas- und Erdölvorkommen. Klar, daß ein solcher Staat im rohstoffarmen Industriestaat Japan umworben wird. Dieses ist bereits seit Juni diesen Jahres der Fall.

Meinung
Es ist zu erwarten, daß Japan diese Strategie weiterführen wird, um besonders im Hinblick auf China nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten. Bisher haben 2 Faktoren bremsend auf diese Entwicklung eingewirkt: a) die Furcht vor dem "Einfall" fremder Arbeitskräfte in Japan und b) die Sorge um die heimische Agrarindustrie. Doch die demographische Entwicklung wird auf beide Punkte Einfluß haben.

a) Die Zahl arbeitsfähiger Japaner wird in den nächsten Jahren drastisch schrumpfen. Indonesische und philipinische Arbeitskräfte können auch deshalb (wie ebenfalls bereits gebloggt) bereits nach Japan einwandern, auch wenn die Bedingungen sehr, sehr hart sind.

b) Der heimische Agrarsektor ist ein Thema für sich. Die Japaner sind aus historischen Gründen sehr bedacht darauf, sich sozusagen "autonom ernähren" zu können, was insbesondere für Reis gilt.

Das Problem: Die Menschen, die auf Reisfeldern, Bauernhöfen u.ä. arbeiten, weisen eine im Hinblick auf die Zukunft besorgniserregende Altersstruktur auf. So sind etwa Reisbauern, die 60, 70 oder gar noch älter sind keine Seltenheit in Japan. Ähnlich wie in Europa weigern sich parallel zu dieser Entwicklung -durch Änderungen im Lebensstil und Wertebild- auch immer mehr jugendliche Japaner entsprechende "harte und unangenehme" Jobs anzunehmen...

12/20/2006

Innovation aus Japan (46): Neue Technologie befreit Frauen von Röntgenstrahlen bei Brustkrebsuntersuchungen

Normalerweise müssen sich Frauen ab einem bestimmten Alter pro Jahr etwa 1x einer sogenannten Mammographie unterziehen, bei der sie auf möglichen Brustkrebs untersucht werden.

"Alte" Methode effektiv, aber mit 3 gravierenden Nachteilen
Zum einen müssen sich die Patientinnen einer bestimmten Dosis an Röntgenstrahlen aussetzen, was natürlich ihrer allgemeinen Gesundheit nicht zuträglich ist. Zum anderen ist die Prozedur auch mit Schmerzen verbunden, da die betreffende Brust gegen eine "Platte" gepresst werden muß, um ein möglichst gutes Röntgenbild zu erzielen. Des weiteren ist -nach dem Feststellen eines Tumors- eine zweite Untersuchung notwendig: Ist der Tumor gut- oder bösartig?

Neue Untersuchungstechnik überwindet alle Nachteile
Eine neue Apparatur von Hamamatsu Photonics schafft hier Abhilfe. Die betreffende Patientin legt sich zur Untersuchung in eine Art Bett und läßt sich mit Infrarotlicht (und nicht mit Röntgen) bestrahlen, um etwaige Tumore aufzuspüren.

Ist dieses der Fall, kann zudem sofort eine Diagnose über die Beschaffenheit des Tumors gestellt werden. Klar, daß für eine Reihe an Frauen somit der "Schrecken" einer jährlichen Mammographie im Grunde vollständig wegfällt!

Funktionsweise
Hamamatsu bestrahlt im Detail die Patientin mit Infrarotlicht der Wellenlänge 760-830 nm. Das Licht durchdringt das bestrahlte Gewebe von 48 Richtungen aus. Anhand von Reflektionen ist es für den Betreiber der Apparatur möglich, etwa zwischen Körperfett, Wasser oder Blut zu unterscheiden. Tumore haben einen hohen Blutgehalt und können der Firma zufolge mit der Infrarot-Methode entdeckt werden.

Hamamatsu gibt an, daß Tumore in einem extrem frühen Stadium entdeckt werden können (ab etwa 5 mm Größe). Dadurch, daß um bösartige Tumore herum gefundene Blutkörperchen eine andere Beschaffenheit aufweisen als solche, die bei gutartigen zu beobachten sind, kann eine entsprechende Unterscheidung auch sofort unternommen werden.

Die gesamte Prozedur soll vollkommen schmerzfrei sein und nur wenige Minuten pro Patient in Anspruch nehmen. Das klingt alles sehr gut. Hamamatsu hat die Anwendung in der Praxis bereits erfolgreich getestet, will jedoch vor einer Vermarktung weitere klinische Tests vornehmen.

Traditionell ist Brustkrebs unter japanischen Frauen im internationalen Vergleich eher selten. Die Anzahl der Todesfälle pro Jahr wird trotzdem immerhin mit 10.000 angegeben.

12/18/2006

Burger King kehrt nach Japan zurück

McDonalds verdient sich in Japan seit Jahrzehnten eine goldene Nase. Dabei sind die Preise hierzulande in vielen Fällen niedriger als in Deutschland, Österreich oder der der Schweiz. Ein Hamburger kostet standardmäßig lediglich 80 Yen (52 Cent/83 Rappen)!

Burger King mit Comeback in Japan
Burger King hat zur Zeit trotz oder wegen der lukrativen Präsenz von McDonalds in Japan kein einziges Geschäft! Von der Mitte der 90er Jahre bis 2002 hatte es der amerikanische Konzern hierzulande bereits mit einem Engagement versucht, bis man sich wieder zurückzog. Die Gründe waren schwache Verkäufe und ein erbitterter Preiskampf mit McDonalds.

Am Freitag hat Burger King nun jedoch seinen Comebackplan bekanntgegeben.

Engagement via Joint-Venture
Dabei wird Burger King ein Joint Venture mit dem koreanischen Lebensmittelhersteller Lotte (60.000 Mitarbeiter weltweit!) und der Management-Consulting-Firma Revamp (Website nur in Japanisch) aus Tokyo eingehen. Beim vorhergehenden Japan-Abenteuer war noch der Mega-Konzern Japan Tobacco der Partner.

Bereits in der ersten Hälfte des nächsten Jahres soll eine erste Filiale in Japan eröffnet werden! Bis 2012 sollen es dann über 100 neue Geschäfte werden.

Burger Kings Plan in Japan war fast vorherzusehen. Im Jahresbericht 2006 stellte die Firma fest, daß Japan - neben Ländern wie Brasilien, Italien oder auch China- unterrepräsentiert ist. Im Moment ist die Kette in 65 Staaten vertreten.

12/14/2006

Geld verdienen mit dem 1. Deutschen Japan-Business-Blog (3): Nintendo-Aktie steigt über 28.000 Yen

Meine kühne Voraussage bezüglich der Aktie von Nintendo scheint sich zu bewahrheiten. Im Juli dieses Jahres (bei einem Stand von 20.840 Yen) habe ich ihr mehr aus Spaß einen steilen Aufstieg vorhergesagt.

Am 1.12. hatte ich berichtet, daß die Aktie auf 27.500 Yen geklettert ist.

Stand heute: 28.410 Yen. Innerhalb von wenigen Monaten ist der Kurs also um mehr als 30% gestiegen.

Das muß ich mir merken, wenn ich eines Tages in substantieller Art und Weise über Finanzmittel verfüge!

Schindler Japan (8): Präsident der Japan-Tochter tritt zurück

Heute wurde in sämtlichen japanischen Nachrichtensendungen mal wieder über Schindler Japan berichtet.

Präsident tritt zurück
Der Unfall mit dem Schindler-Aufzug in Tokyo, bei dem im Sommer ein 16jährigen Schüler tödlich verletzt wurde, ist also hierzulande immer noch Thema. Die Firma hat heute auf einer Pressekonferenz bekanntgegeben, daß ihr Präsident Ken Smith zum Ende dieses Monats zurücktreten wird.

Bild: Ken Smith (noch der Representative Director von Schindler Japan) vor seinem Privathaus


Als Grund wurde von Schindler die Nachwehen des Unglücks bzw. des darauf folgenden PR-Desasters angegeben.

Smith selber nicht anwesend
Komischerweise war Smith selbst auf der Pressekonferenz nicht dabei. Auf Anfrage von Journalisten war zu hören, daß man in einer Anwesenheit keinen Mehrwert sähe: Es ist mal wieder fast kaum zu glauben, wie sich Schindler hier in Japan präsentiert.

Der TV-Sender Nihon Terebi hat Smith heute morgen in seinem Privathaus aufgesucht. Er war jedoch zu keiner Stellungnahme bereit. Im Fernsehen war zu sehen, daß er den Fragen auswich und dann in sein Haus "flüchtete".

Der Skandal hält also in seiner Wirkung weiter an: Neben dem spektakulären Rücktritt heute sind die japanischen Behörden noch immer dabei, den Unfall aus dem Juni weiter aufzuarbeiten. Es ist unbekannt, wann die Ermittlungen abgeschlossen sein werden.

Zusatzinfos
Weitere Berichte zum "Fall" Schindler Japan in zeitlicher Reihenfolge:
hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006),
hier (04.07.2006)
hier! (08.07.2006)
hier
(14.07.2006)
hier (22.07.2006)
hier (22.11.2006)

12/10/2006

Aktuelle Situation ausländischer Autohersteller in Japan (BMW, VW, DC etc.)

Wenn man Japaner nach deutschen Produkten fragt, kommen in der Regel folgende Antworten:
- Bier
- Würstchen
- Maschinen (wenn man Geschäftsleute fragt)
- Autos

Über deutsches Bier in Japan habe ich an dieser Stelle schon mal gebloggt: Es gibt eigentlich keines. Genauer gesagt: Man muß in speziellen Geschäften danach suchen.

Deutsche Autos mit hohem Ansehen in Japan
An dieser Stelle jedoch mal ein kurzer Bericht über den Status Quo deutscher Autos in Japan. Generell genießen diese hier ein hohes Ansehen, obwohl Japan selbst ja eine Autonation ist, s. Nissan, Toyota, Honda etc. Wie auch bei vielen anderen deutschen Produkten der Fall, bringen die Japaner deutsche Autos mit hoher Qualität, Zuverlässigkeit und Robustheit in Verbindung.

Deutsche Autos, besonders von Porsche, BMW und Mercedes rufen bei Japanern sofort große Augen hervor und gelten als beliebtes Statussymbol - wie eigentlich überall in Südostasien.

Traditionell gute Verkaufszahlen
Entsprechend sind die Verkaufszahlen. Man kann generell mit Sicherheit sagen (auch wenn offizielle Verkaufs- und Erlöszahlen von den Unternehmen geheim gehalten werden), daß sich deutsche Autobauer aus dem Luxussegment in Japan eine goldene Nase verdienen. Und das seit Jahrzehnten. Natürlich haben BMW Japan, DC Japan, AUDI Japan und Porsche Japan auch eigene Niederlassungen in Tokyo. VW Japan ist besonders in Nagoya aktiv.

Interessant ist die Frage, wieviele Autos aus Deutschland hier überhaupt werden. Am Mittwoch wurden etwa die Verkaufszahlen für den Monat November veröffentlicht. Volkswagen ist dabei nicht nur die Nummer 1 unter den deutschen Herstellern, sondern die beliebteste Importauto-Marke überhaupt!

Top 1: Volkswagen Japan: 4.430 Autos
Top 2: BMW Japan: 4.081 Autos
Top 3: Mercedes-Benz Japan: 3.758 Autos
Top 4: Audi Japan: 1.266 Autos
Top 5: BMW Mini Japan: 967 Autos

Das sind übrigens nicht nur die Top 5 unter den deutschen Produzenten, sondern unter den nichtjapanischen Herstellern überhaupt! Porsche konnte immerhin übrigens 338 PKW verkaufen.

Amerikaner und andere mit schlechten Ergebnissen
Mal zum Vergleich ein paar erbärmliche Zahlen:
Hyundai: 6 Autos
Pontiac: 1 Auto
Buick: 1 Auto
Saab: 22 Autos

Insgesamt wurden im November auf dem japanischen Markt 20.469 Importautos verkauft. Man sieht: Ein recht überschaubares Spektrum.

Situation in 2005
Im Jahre 2005 wurden immerhin 268.112 Autos nichtjapanischer Herkunft abgesetzt. Auch in diesem Zeitraum war Volkswagen mit 19,93% Marktanteil der große Gewinner. Mercedes kam mit 17,22% auf den 2. Platz, dicht gefolgt von BMW Japan mit 16,78%.

12/09/2006

Innovation aus Japan (45): Arbeitsroboter ersetzen Teilzeitkräfte

Mal wieder eine Service-Innovation aus Japan, also dem Sektor, der unter Japan-Experten als das schwache Bein der hiesigen Wirtschaft gilt.

Roboter ersetzt Temporary Workers
In diesem Monat stellt Ubiquitous Exchange aus Tokyo (88 Mitarbeiter) sein neues Angebot vor, das primär an Firmenkunden gerichtet ist: Diese können dort einen Roboter mieten, der dann die Funktion von Teilzeitkräften (und gegebenenfalls auch mehr) übernimmt! Er wurde vom Spezialhersteller Tmsuk produziert.

Ich habe hier bereits über den Roboter selbst gebloggt. In Krankenhäusern ist er also bereits im Einsatz. Die Innovation bezieht sich auf die neue Einsatzmöglichkeit des Roboters: Er kann stundenweise gemietet werden!

Der Roboter heißt Ubiko (für"ubiquitous computing" bzw. "ubiquitous company"), sieht aus wie ein Kater und bewegt sich auf Rädern. Er ist 1,3 Meter hoch.

Bild: Ubiko, der Teilzeitroboter


Einsatzmöglichkeiten und Kosten
Der Roboter kann DVDs zeigen (der Projektor dazu ist im Kopf installiert), Luftballons verteilen und Kunden per Sprachaussage begrüßen! Dabei können Ubikos Arme auch per Fernbedienung gesteuert werden!

Für zwei Stunden berechnet Ubiquitous Exchange 105.000 Yen (~684 Euro/~1.089 Franken). Zum Vergleich: Eine gering qualifizierte/junge Arbeitskraft in Japan wird mit dieser Summe ganz grob gesagt für etwa 2 Wochen Leistung entlohnt. Der Roboter selbst kostet heftige 30 Mill. Yen (~195.000 Euro/~311.000 Franken).

Die Service-Firma meint ihr Angebot ernst und will damit wirklich Geld verdienen. Ubiko soll demnach in Geschäften, Feiern und auch Hochzeiten eingesetzt werden!

Von der Website der Firma kommt man auf Ubikos Homepage. Wenn Sie auf den Link klicken, können Sie auch die (leicht nervige) Stimme des Roboters hören...

12/06/2006

Innovation aus Japan (44): Unfallrekorder für Autos

Seit wenigen Wochen gibt es in Japan ein neues Extra zu kaufen, das prinzipiell in jedes Auto eingebaut werden kann.

Das Produkt heißt DREC1000 und stammt von Fujitsu Ten aus Kobe. Mit dem Gerät ist es möglich, einen Autounfall in Ton und Bild zu dokumentieren.

Bild: DREC 1000


Details
Das dazu notwendige System besteht im wesentlichen aus drei Komponenten:
- Minikamera (250.000 Pixel)
- Mikrophon
- Aufzeichnungsgerät

Die Kamera muß an die Windschutzscheibe angebracht werden, um aussagefähige Bilder konstruieren zu können.

Funktionsweise
Wie funktioniert das DREC1000? Ein in der Aufzeichnungseinheit integrierter Sensor bemerkt, wenn das betreffende Auto auf einen Gegenstand auffährt oder der Fahrer plötzlich stark auf die Bremse tritt. Daraufhin wird ein Video (inkl. Ton) erstellt, das den Unfallhergang 12 Sekunden vor und 8 Sekunden danach dokumentiert!

Weitwinkel ermöglicht aussagekräftige Videos
Die Kamera erfasst 134 Grad horizontal und 103 Grad vertikal. Also ist es bei entsprechender Positionierung möglich, einen relativ breiten Raum abzudecken und somit nicht nur frontale Unfälle aufzuzeichnen. Der Datenträger ist dabei eine handelsübliche Compact-Flash-Card (128 MB), auf der insgesamt 15 "Clips" Platz finden. Videos können auch später am PC wiedergegeben werden.

Das DREC1000 ist nur in Japan erhältlich. Der Preis wird mit 59.850 Yen (~392 Euro/~623 Franken) angegeben. Fujitsu Ten möchte 500 Einheiten pro Monat verkaufen. Ähnliche Geräte hatte das Unternehmen zuvor erfolgreich für Taxis, Busse usw. entwickelt.

12/03/2006

Innovation aus Japan (43): Roboterkatze für Kinder, aber auch gegen Alterssenilität und Einsamkeit

Heute habe ich in einem Department Store in Shinjuku ein neues Gadget entdeckt, das mal wieder nur hierzulande erhältlich ist. Dieses ist bereits seit Mitte September der Fall, kurz vor dem Feiertag der Ehrung der Alten in Japan (Kourei no hi: 敬老の日). Diese repräsentieren eine der Zielgruppen des Produkts.

Roboterkatze von Sega Toys
Es handelt sich um einen batteriebetriebenen Roboter des japanischen Elektronik- und Videospielkonzerns Sega Toys, die Yume-Neko (Traumkatze).

Bilder: Yume-Neko von Sega (ja, das ist ein Roboter!)


Funktionsweise
Der Roboter ist wirklich sehr gut gemacht und bewegt sich fast lebensecht, wie ich selber sehen konnte. Die Yume-Neko hat zu diesem Zweck insgesamt fünf Sensoren eingebaut, u.a. am Ohr, am Hals und an den Wangen. Die Katze kann somit auch durch Bewegungen auf Streicheln reagieren. Dann fängt Yume-Neko an zu schnurren und mit dem Schwanz zu wedeln. Wird letzterer allerdings gezogen, wird der Roboter wütend.

Die Funktionsweise der Katze ist sehr schön im Video unten zu sehen. Es ist mal wieder unfaßbar, was die Japaner da zustande bekommen haben.

Video: Japanischer Werbespot


Wenn Sie das Video nicht sehen können, bitte hier klicken!

Mehrere Zielgruppen
Den Angaben nach greifen bei diesem Produkt neben Kindern auch ältere Kunden zu, die etwa keine Kinder mehr im Haus haben und an Einsamkeit leiden. Natürlich steht durch diesen Roboter theoretisch auch Menschen ein "Haustier" zur Verfügung, die sonst aus gesundheitlichen oder zeitlichen Gründen oder wegen strenger Mietverträge keine Katzen halten können.

Entspannende Wirkung
Sega Toys geht des Weiteren auch davon aus, daß Beschäftigung mit der Katze heilenden Einfluß auf das Gehirn bzw. Gemüt des Herrchens oder Frauchens hat. Zur Untersuchung dieser Behauptung soll ein unabhängiges Testinstitut eingesetzt werden.

Sega Toys verkauft die Yume-Neko für 8.379 Yen (~54 Euro/~87 Franken).

12/01/2006

Geld verdienen mit dem 1. Deutschen Japan-Business-Blog (2): Nintendo Aktie steigt seit 1. Prognose um 30%

Im Juli hatte ich an dieser Stelle mehr spaßeshalber einen Anstieg der Nintendo-Aktie "vorhergesagt", wenn man das überhaupt kann. Damals stand die Aktie bei 20.840 Yen.

Stand heute mittag: 27.500 Yen, also ein Anstieg um knapp 30% in etwa 4 Monaten!

Nintendo hat in den letzten Monaten eigentlich alles richtig gemacht (im Gegensatz zu Sony) und verdient sich nun weltweit mit seinem Wii und dem DS eine goldene Nase.

Foto: Nintendos neueste Konsole "wii"


Allerdings ist Vorsicht angebracht. Die ersten Game-Tests der neuen Konsole in japanischen, deutschen und amerikanischen Spiele-Fachmagazinen haben nur leidlich gute Wertungen gebracht.

11/30/2006

Japanische Wirtschaft wächst im 58. Monat hintereinander

Letzte Woche hat die japanische Regierung hoffnungsweckende Statistiken zur Wirtschaft veröffentlicht. Meiner Meinung nach werden diese in der deutschsprachigen Medienlandschaft nicht ausreichend gewürdigt - soweit ich das aus Japan beurteilen kann jedenfalls.

Starker Export und Kapitalinvestitionen werden als Hauptantriebskräfte ausgemacht. Der momentane Boom übertrifft in der Länge vorhergehende Expansionsphasen der japanischen Wirtschaft: Im 58. Monat ist sie nun bereits im Plus!

Historisch einzigartig
Legendär ist der so genannte Izanagi-Boom, der einige Jahre später von der Bubble-Phase abgelöst wurde.

Konkrete Zahlen (Dauer der Expansionsphasen und durchschnittliches Wachstum):

Izanagi-Boom (Nov. 1965-Juli 1970/57 Monate): 11,5%
Bubble (Dez. 1986-Feb. 1991/51 Monate): 5,4%
Momentan (Feb. 2002-Nov. 2006/58 Monate): 2,4%

Der schwächere Anstieg ist deutlich erkennbar. Im Gegensatz zum Izanagi-Boom kann die japanische Wirtschaft heutzutage jedoch andererseits nicht von Aufholeffekten profitieren. Die Bubble ist des Weiteren als "falsche" Expansion ein Thema für sich. An die Blase und das folgende "verlorene Jahrzehnt" erinnert sich in Japan niemand gerne.

Rosige Aussichten
Als problematisch wird -neben eventuellen Gefahren durch ein Abschwächen der US-Wirtschaft- lediglich der nach wie vor relativ schwache Binnenkonsum genannt. Trotzdem ist wohl für die nächste Zeit mit einem weiteren Wachstum der japanischen Wirtschaft zu rechnen.

Die Nihon Keizai Shimbun, Japans anerkannteste Wirtschaftszeitung, hat in der aktuellen Ausgabe der Nikkei Weekly eine Umfrage unter insgesamt sechs Fiskalexperten und Think Tanks durchgeführt. Dabei bewegten sich die Vorhersagen für das Ausmaß des Wachstums zwischen 1,7 und 3,2% (für das Fiskaljahr 2007). Sämtliche Institute und Fachleute sehen weiterhin ein Wachstum bis ins Fiskaljahr 2008 vorher.

Sehr gute Aussichten also für Japan...

11/29/2006

Neue Umfrage: 28% der befragten Männer arbeiten mehr als 12 Stunden

"Japaner sind Arbeitstiere" sagt der Volksmund. Meiner Meinung nach ist dieses im ländlichen Raum weniger der Fall. Ganz grob gesagt kann man diesen Satz jedoch wohl so stehenlassen. Im Ausland kommt dieser Umstand besonders oft in seiner extremsten Ausprägung zum Ausdruck, dem Tod durch Überarbeitung (Karoshi: 過労死). An dieser Stelle habe ich über dieses Phänomen bereits gebloggt.

Wer mit Japanern zusammenarbeitet, stellt in vielen Fällen fest, daß sie "gerne" sehr lange im Büro verweilen -ohne sichtbar Ergebnisse zu produzieren. Ein Grund ist der -in Japan gesellschaftlich verankerte- Gruppenzwang nach dem Motto "Wenn mein Kollege/Chef nicht nach Hause geht, kann ich unmöglich selber aufbrechen".

Neue Umfrage zu Arbeitszeiten
So kann es dann auch schon mal vorkommen, daß man bis tief in die Nacht im Büro bleibt. Eine Unterfütterung für diese Aussage liefert eine am Sonntag dieser Woche veröffentlichte Studie des Research Institute for Advancement of Living Standards, eines japanischen Gewerkschaftsorgans.

Das Institut hat im September und Oktober dieses Jahres insgesamt 900 Arbeitnehmer(innen) befragt, die allesamt in der Privatwirtschaft tätig sind. 772 Menschen (85,8%) haben geantwortet.

Knapp ein Drittel der Männer arbeitet 12 Stunden und länger am Tag
Es kam heraus, daß 28% der beschäftigten Männer in Tokyo und Osaka 12 Stunden oder mehr am Tag in ihrer Arbeitsstelle verbringen. Unter den befragten Frauen war dieses bei lediglich 5% der Fall. Das Institut gab des Weiteren bekannt, daß bei den männlichen 30-40jährigen Arbeitnehmern sogar 33% die Hälfte des Tages oder mehr der Firma widmen.

Natürlich keine repräsentative Umfrage, der Indizcharakter ist aber mehr als deutlich. Man stelle sich eine solche Situation mal in Deutschland vor...

11/26/2006

Innovation aus Japan (42): Nervenkranke mit ALS kommunizieren mit neuem Hitachi-Produkt

Japan ist eine Techniknation, das ist eine Binsenweisheit. Im riesigen Markt für Medizintechnik sind die Japaner (jedenfalls im Vergleich zu etwa Deutschland oder den USA) eher schwach aufgestellt. So stammen zB knapp 100% (!) aller Herzschrittmacher in Japan aus dem Ausland!

Hilfe bei ALS durch neues Hitachi-Produkt
Hitachi kann jedoch mit einem innovativen Produkt aufwarten, das Menschen, die unter ALS leiden, das Leben bedeutend erleichtern kann. Bei ALS handelt es sich um eine Nervenkrankheit, bei der ua das Gehirn angegriffen wird und die auch auf den ganzen Körper durchschlägt. Hier mehr darüber. Ein großes Problem stellt die dabei einhergehende Muskellähmung dar, die die Atmung und somit das Kommunizieren mit der Umwelt erschweren oder unmöglich machen.

Auf diese Art gelähmte Menschen können dieses Problem ab sofort zumindest teilweise mit dem neuen Hitachi-Produkt "Kokoro Gatari" (in deutsch etwa: "Das Herz spricht") überwinden. Das Kokoro Gatari mißt die Durchblutung im Gehirn und kann immerhin "Ja"- und "Nein"-Antworten interpretieren. Der betroffene Mensch ist also nicht mehr gänzlich von der Außenwelt verschlossen. Bei ALS ist es nämlich unter Umständen nicht mal mehr möglich zu blinzeln!

Funktionsweise
Um die Funktion sicherzustellen, trägt der Patient ein Stirnband, daß an ein Meßgerät angeschlossen ist. Ein "Ja" wird erzeugt, in dem der Patient sein Gehirn besonders stark anregt, zB durch das Lösen einer Mathematikaufgabe. Bei einem "Nein" sollte es dagegen zu einer Entspannung kommen. Eine Antwort erfolgt in durchschnittlich 36 Sekunden. Hitachi gibt die Quote "richtiger" Antworten mit 80% an.

Bilder: Kokoro Gatari von Hitachi


Lange Produktionsgeschichte
Ich habe erst gestern von diesem Produkt in der Zeitung gelesen. Es ist in Japan seit einigen Monaten erhältlich, erste "Nutzerberichte" jedoch werden erst jetzt langsam bekannt. Am gestrigen Sonntag wurde das Gerät in Yokohama bei einem Medizinersymposium ausführlich vorgestellt, an dem 600 Experten teilnahmen.

Bei Hitachi begann man bereits 1999, über solch ein Produkt nachzudenken. Kommerzialisiert wurde das Gerät im Dezember 2005. Es wurde in Kooperation mit der Japan ALS Association und dem Spezialhersteller Excel of Mechatronix (beide Websites nur in Japanisch) entwickelt. Das Kokoro Gatari wurde auch vom japanischen Gesundheitsministerium bezuschußt.

JAL steht unter Druck und stellt (Revolution!) ausländische Stewardessen ein

Die japanische Fluggesellschaft JAL ist meiner Meinung nach die beste in Japan, hatte in den letzten Monaten aber verstärkt mit Profitabilitätsproblemen zu kämpfen. JAL ist vor ANA die größe Fluggesellschaft Japans.

Erste Maßnahmen im August
Als eine Maßnahme wurde im August bekannt, daß ab Oktober einige internationale Ziele ganz aus dem JAL-Angebot gestrichen bzw. eingeschränkt angeflogen werden. Darunter u.a. Flüge nach Australien, Manila und Chicago.

Preiserhöhungen und Aktienverkäufe im Oktober
Am 1. Oktober erhöhte JAL dann auch die Kerosinaufschläge für Überseeflüge um 700 Yen auf 5.600 Yen (je nach Route), um die stark steigenden Treibstoffkosten aufzufangen. Den Angaben nach sind die Kerosinkosten im laufenden Fiskaljahr für JAL im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Mrd. Yen gestiegen.

Im Oktober wurde des Weiteren eine ganze Reihe an Maßnahmen angekündigt, mit denen die Fluglinie wieder in bessere Zeiten geführt werden soll. Um die Profitziele einzuhalten, werden demnächst etwa Aktien des Unternehmens verkauft und Umstruktierungen innerhalb des JAL-Managements durchgeführt.

"Revolution im November"
Nun das: JAL will nun tatsächlich Gaijin, und zwar von den Philippinen, als Flugbegleiter einstellen. An sich ist dieses nichts Ungewöhnliches, da etwa JAL Deutschland auch eine Reihe deutscher Stewardessen an Bord arbeiten läßt. Fast revolutionär für das arbeitsmarkttechnisch -im Vergleich etwa zu Westeuropa- fast hermetisch abgeriegelte Japan ist jedoch der Umfang der Maßnahme.

Am heutigen Sonntag beginnt die aktive Anwerbung potentieller nichtjapanischer Flugbegleiter(innen) in Manila. Zunächst sollen 20 Mitarbeiter eingestellt und bereits ab Dezember dieses Jahres eingearbeitet werden.

Die neuen Flugbegleiter(innen) sollen zumindest fürs erste nur auf internationalen Flügen eingesetzt werden. Sie arbeiten nicht direkt für JAL, sondern für deren Tochterfirma JALways. JALways fliegt aus Japan heraus ausschließlich ausländische Ziele wie zB das bei Japanern sehr beliebte Guam an.

Meinung
Wieder eine kleine, aber bemerkenswerte Änderung in der japanischen Wirtschaft und ein leichtes Aufbrechen von Strukturen. Ganz sicher werden weitere -nicht zuletzt aufgrund der dramatischen demographischen Entwicklung hierzulande- folgen.

Der Arbeitsmarkt scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen. Neulich erst wurde ein -wenngleich mehr symbolisches- Abkommen wiederum mit den Philippinen beschlossen, die ausländischen Pflegekräften unter Umständen den Weg nach Japan öffnen. Ich hatte an dieser Stelle bereits darüber gebloggt.

Diese Maßnahme ist ganz besonders im Gesundheitsbereich auch bitter nötig und muß nach Meinung vieler Experten unbedingt ausgeweitet werden. In Japan sind bereits Fälle bekannt, wonach ganze Krankenhäuser bzw. Kliniken -besonders auf dem Land- ihren Betrieb schließen mußten. Grund: Zuwenige Pflegekräfte und Krankenschwestern!

11/24/2006

Japan und die EU handeln Mega-Deal über Fusionsenergie aus

Im rohstoffarmen Industriestaat Japan ist die Frage nach der Versorgung mit Energie für Bevölkerung und Unternehmen sozusagen ein systemimmanentes Problem.

Kooperation zur Entwicklung alternativer Energie
Am Mittwoch haben Vertreter der EU und Japans einen breitangelegten Kooperationsvertrag geschlossen, bei dem es um Forschung an Fusionsenergie geht. Dabei handelt es sich um eine Energiequelle, die neben Kernspaltung und Solartechnik als eine der hoffnungsvollen Zukunftsalternativen neben Kohle oder Erdöl gilt.

In der Hauptsache geht es bei der Vereinbarung um partnerschaftliche Projektarbeiten zwischen EU und Japan. Es ist geplant, einen Testreaktor zu entwickeln, mit dem die Potentiale der Fusionsenergie demonstriert werden können.

Unterteilung in drei Unterprojekte
Im Rahmen des EU-Japan-Abkommens sollen insgesamt drei Projekte angegangen werden:
1) Aufbau des International Fusion Energy Research Center zur Simulation von Fusionsenergieexperimenten mit "Supercomputern"

2) Entwicklung des Tokamak-Programms zur Durchführung großangelegter Experimente

3) Fertigstellung der International Fusion Materials Irradiation Facility

Der Kooperationsvertrag läuft über 10 Jahre, wobei die EU 340 Mill. Euro investiert hat.

Zusatzinfos
Am Dienstag sind bereits unabhängig von diesem bilateralen Abkommen die Verhandlungen bezüglich des ITER-Projekts (Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor) abgeschlossen worden. Daran sind neben der EU auch Japan, Südkorea, die USA, Rußland, China und Indien beteiligt. Ziel: Der Aufbau eines Kernfusionsreaktors.

11/23/2006

Innovation aus Japan (41): Neuer "Super"-Drucker von Toshiba

Ein Ableger des japanischen Elektronik-Konzerns Toshiba, Toshiba Tec (東芝テック, Website nur in Japanisch) hat bereits im August dieses Jahres einen neuartigen Drucker auf den Markt gebracht, den ich allerdings erst gestern persönlich in einem Geschäft in Tokyo entdeckt habe.

Weltweit einzigartige Funktion
Es handelt sich um den B-SX8R. Der Clou am Gerät: Es ist in der Lage, ein Blatt Papier zu bedrucken, den Inhalt nach dem Wiedereinlegen in den Druckerschacht gegebenenfalls zu löschen und dann wieder neu zu bedrucken! Dieser Vorgang ist mit einem Blatt bis zu 500mal wiederholbar!

Video: Toshiba Tecs B-SX8R in Aktion



Wenn Sie das Video nicht sehen können, bitte hier klicken!

Spezialpapier macht Funktion möglich
Zu diesem Zweck ist besonderes Papier notwendig, das in seiner Beschaffenheit etwas an früheres Fax-Papier erinnert und speziell pigmentiert ist. Das plastikbasierte Papier ist recyclebar und enthält Pigmente, die sich bei 180 Grad Celsius schwarz verfärben und somit insgesamt ein Druckbild ergeben. Bei Temperaturen zwischen 130 und 170 Grad verwandelt sich die Farbe in weiß. Das entsprechende Blatt kann somit wiederverwendet werden.

Der Effekt: Ein verminderter Ausstoß an Co2 und geringerer Papierverbrauch. Im Video kann man sehr gut sehen, daß der Lösch- und Druckvorgang zügig vonstatten geht!

Bild: Toshiba Tecs Drucker


Der B-SX8R hat die Maße 417×787×308mm und wiegt 40 Kg. Im Moment ist der Drucker nur in Japan zu haben (mit offenem Preismodell, der Preis wird also nicht von ToshibaTec festgelegt).

11/22/2006

Schindler Japan (7): Ersatz des Unglücks-Aufzugs durch Mitsubishi-Modell

Weitere und neuere Berichte zum "Fall" Schindler Japan in zeitlicher Reihenfolge:
hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006),
hier (04.07.2006)
hier! (08.07.2006)
hier
(14.07.2006)
hier (22.07.2006)
hier (14.12.2006)

Der "Fall Schindler Japan" (Website nur in Japanisch) liegt ja nun schon einige Monate zurück. Das Unglück, bei dem ein japanischer Schüler im Juni dieses Jahres in einem Aufzug des Fahrstuhl-Produzenten aus der Schweiz auf tragische Weise getötet wurde, hatte hierzulande ein massives Medienecho ausgelöst. Der Unfall ereignete sich in Tokyo in einem Wohnhaus.

Starke Kritik an Schindler Japan
Neben der Kritik am betreffenden Aufzug an sich bzw. dessen offensichtlich mangelhafter Wartung richtete sich der Zorn der japanischen Öffentlichkeit besonders gegen das Management. Es hatte sich geweigert, die Verantwortung für den Unfall zu übernehmen und somit grob gegen japanische Gepflogenheiten verstoßen - und das auch noch als Gaishikei (外資 系, also Firma mit ausländischem Hintergrund)!

Ich habe bereits mehrfach über diesen aufsehenerregenden Fall gebloggt (s. Links unten).

Mitsubishi statt Schindler
Am Montag wurde unter massivem Interesse japanischer Medien ein neuer Fahrstuhl im Appartmenthaus eingesetzt, in dem der Unfall passierte. Es hat 23 Etagen und steht in Minato. Statt eines Schindler-Aufzugs ist nun ein Modell von Mitsubishi Electric (Mitsubishi Denki: 三菱電機) installiert.

Der andere Aufzug, der sich noch im Haus befindet, ist von Schindler, wird aber bis März 2007 ebenfalls durch einen Mitsubishi ersetzt.

Bild: Der Bürgermeister von Minato bei einem Probelauf des neuen Aufzugs


Laut den Behörden belaufen sich die Gesamtkosten für den Austausch der beiden Fahrstühle auf 160 Mill. Yen (~1,06 Mill. Euro/~1,68 Mill. Franken).

11/21/2006

Allianz japanischer Klein- und Mittelunternehmen bringt Satelliten in den Orbit

Japan ist ja -eigentlich wie alle Industrienationen- weltweit durch seine großen Unternehmen bekannt: Sony, Toyota und Matsushita kennt jedes Kind. Insgesamt existieren in Japan knapp 1,5 Millionen Firmen. Allerdings -und dieses hat Japan ebenso mit allen anderen großen Industriestaaten gemein- sind 99% dieser Unternehmen klein oder mittelgroß und der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Es ist genau dieser Typ an Wirtschaftsbetrieben, der auch in Japan das Rückgrat der Wirtschaft bildet.

Neuer Satellit mit Technologie von Klein- und Mittelunternehmen
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Kreativität und Forschungskraft japanischer KMU stellt ein neuer Satellit dar, der in Kooperation zwischen mehreren Firmen entwickelt wurde. Er wurde vergangenen Donnerstag in Osaka vorgestellt und trägt den Namen "Sohla" (Space Oriented Higashiosaka Leading Association, Website nur in Japanisch).

Bilder: Satellit Sohla-1


Funktion und weitere Details
Der Zweck des Satelliten ist die Beobachtung von Wolken. Unter der Bezeichnung "Astro Technology Space Oriented Higashiosaka Leading Association" wurde dazu im Jahre 2002 in Higashi-Osaka eine Vereinigung von Ingenieuren ins Leben gerufen. Das Ziel: ohne Einschaltung von Großunternehmen einen funktionsfähigen Satelliten zu bauen.

Das Ziel wurde erreicht: Der Satellit ist in Form eines Würfels designt (50cmx50cmx50cm) und 50Kg schwer.

Die Vermarktung ist für das Fiskaljahr 2008 an Bord einer sogenannten H-IIA-Rakete geplant. Sohla-1 kann auch massenproduziert werden und wird demnächst in Osaka auf einer Technikmesse als Prototyp ausgestellt.

11/18/2006

Volkswagen Japan will Verkäufe durch neues Finanzierungsprogramm ankurbeln

Sehr gerne würde ich noch mehr über die Aktivitäten deutscher Firmen in Japan bloggen. Aber wo es nichts zu berichten gibt...

Eine Ausnahme bildet heute Volkswagen. Volkswagen Japan (Website nur in Japanisch) hält sich seit Jahren für einen Mittelklasseanbieter recht gut im hiesigen Markt - einheimische Konkurrenz für Polo, Golf oder Passat gibt es ja nun weiß Gott zur genüge.

VW mit neuem Darlehensprogramm für potentielle Neukunden
Die Volkswagen Group Japan KK hat nun angekündigt, mit einem neuen Darlehenssystem Käufern den Kauf eines ihrer Automobile finanziell zu erleichtern. Konkret wird die den Kunden entsprechende zugebilligte Summe aus der Differenz zwischen dem Restwert des betreffenden Autos und seinem aktuellen Listenpreis gebildet.

Die Nikkei Weekly, in der ich von diesem Plan gelesen habe, berichtet, daß Volkswagen auf diese Weise besonders seine höherpreisigen Modelle besser absetzen will. Nach dem Ablauf des Darlehenszeitraums zielt die Firma demnach weiterhin darauf ab, daß Kunden dann neue Autos kaufen und Volkswagen somit konstant ein Pool an hochwertigen Gebraucht-PKW zur Verfügung steht.

Weniger Bürokratie, mehr Schulung
Im Moment benutzen nur etwa 20% der VW-Käufer solche Darlehensprogramme. Diese Zahl soll bis Ende des Jahres 2008 auf 40% hochgeschraubt werden.

Dieses soll dadurch erreicht werden, daß der administrative Hintergrund solcher Darlehen entbürokratisiert werden soll. VW besitzt zur Zeit 77 Verkaufsstellen in Japan, bei denen dieses bereits erreicht ist. Die restlichen der insgesamt 248 VW-Dealerships sollen bis Ende 2007 nachziehen.

Dieses Vorgehen soll durch ein gezieltes Training der Verkäufer flankiert werden, in denen die Details des neuen Finanzierungsprogramms ausführlich erklärt werden sollen.

11/16/2006

Neuer Komplex mit Tokyos höchstem Bürohaus bei rapide steigenden Immobilienpreisen

Die japanische Wirtschaft erholt sich, was auch in den letzten Monaten deutlich an den Immobilienpreisen im Wirtschafts- und Verwaltungszentrum Tokyo abzulesen war.

Steigende Wohnungspreise
Gestern hat das Japan Real Estate Economic Institute bekannt gegeben, daß im Vergleich Oktober 2006 zu Oktober 2005 die Anzahl der zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen um satte 28,8% auf 6.037 gefallen ist. Dabei sind die Durchschnittspreise pro Wohnung um 2,42 auf 43,47 Mill. Yen gestiegen. Pro Quadratmeter wurden die Preise um 33.000 auf 578.00 Yen erhöht.

Tokyo Midtown als neuer Mega-Komplex
Dazu passend folgende Meldung:
In Tokyo gibt es nach Roppongi Hills und Omotesando Hills (beide eher für den dickeren Geldbeutel) demnächst einen neuen ultramodernen Geländekomplex, das so genannte Tokyo Midtown. Dieser ist ebenfalls für das "Gaijin-Viertel" Roppongi geplant und wird von Mitsui Fudosan realisiert.

Bereits ab Ende März 2007 soll das Gelände fertig sein und 10 Hektar umfassen. Es ist vorgesehen, daß Tokyoter dort ein Museum, Luxus-Shops, Luxus-Apartments, Büros und ein Hotel begutachten können.

Größtes Bürohaus Tokyos
Mitsui Fudosan kündigte heute zudem an, daß in Tokyo Midtown das mit 248 Metern größte Bürohaus der Stadt entstehen wird. Als Mieter haben sich bereits Yahoo Japan und Fuji Film eingeschrieben. Laut der Firma handelt es sich beim dem Hotel um kein Geringeres als das Ritz Carlton, das Museum wird Suntory Museum of Art heißen. Konkret sind des Weiteren 517 Wohnungen und 130 Läden und Restaurants geplant!

11/14/2006

Sanyo mit neuem "revolutionärem" Gehaltssystem

In vielen japanischen Unternehmen ist sie noch üblich: Die Vergütung nach Alter des betreffenden Mitarbeiters bzw. nach der Länge der Betriebszugehörigkeit. Im Zweifelsfalle entscheidet also nicht (nur) die Leistung über die Höhe des Gehalts. Diese Praxis ist heute noch immer besonders in traditonellen japanischen Firmen gang und gäbe und durchaus kein Vorurteil!

Sanyo mit neuem Ansatz
Am heutigen Dienstag hat nun jedoch immerhin der Elektronikriese Sanyo in Osaka bekannt gegeben, daß diese ungeschriebene Regel betriebsintern mit Macht durchbrochen werden soll. Was in anderen Industrieländern selbstverständlich ist, gilt ab sofort auch hier: Das Gehalt von Sanyo-Mitarbeitern soll sich demnach auf konkrete Ergebnisse im jeweils laufen Fiskaljahr beziehen. Dazu sollen auch mittel- und langfristig erzielte Leistungen berücksichtigt werden!

Einteilung der Belegschaft
Sanyo will seine Belegschaft in diesem System in drei Gruppen unterteilen:
- Mitarbeiter mit Spezialwissen und spezifischen Kenntnissen
- Manager
- Top-Management

Aufbauend auf dieser Unterteilung sollen den Mitarbeitern in den jeweiligen Gruppen Einzelziele diktiert werden, die auf 3 bis 5 Jahre ausgerichtet sind. Je nachdem, wie diese Ziele erfüllt werden, fällt auch das Gehalt des betreffenden Mitarbeiters bzw. seine Aussicht auf einen Karrierefortschritt aus.

Meinung
Sanyo ist nicht die erste japanische Firma, die mit solchen Maßnahmen vorgeht. Doch ist diese Nachricht wegen der Größe und Bedeutung dieser Firma schon besonders beachtenswert. Ich bin mir sicher, daß dieser fast als "Pionierleistung" zu bezeichnende Plan weiter Schule machen wird.

Man merkt schon, daß alte Strukturen in der japanischen Wirtschaft weiter aufbrechen. Phänomene wie immer mehr M&A, Personalentlassungen, Postprivatisierung, Verbesserung der Lage der Frauen, leichte Öffnung des Arbeitsmarktes, fortwährende Auflösung der Keiretsu sind nur einige Zeugen dieser Entwicklung.

11/13/2006

Innovation aus Japan (40): Bau neuer Büro- und Ladenflächen über Tokyoter Parkplätzen

Innovationen müssen nicht immer in Form eines Produktes das Licht der Welt erblicken, sondern können auch als Service bekannt werden.

Büros und Geschäfte über Parkplätzen
Ein gutes Beispiel für eine Service-Innovation made in Japan ist Phil Corp. (Website nur in Japanisch), eine erst ein Jahr alte Venture-Firma aus Tokyo. Der Kernbereich des Unternehmens ist ein wohl weltweit einmaliges Konzept: Der Verkauf bzw. die Vermietung von Büro- oder Ladenflächen über parkenden Autos!

Ich habe von dieser Story in der Nikkei Weekly gelesen.

Bilder: Konzeptzeichnungen

Dabei handelt es sich mitnichten um eine spinnerte Idee, sondern um ernsthaftes Business: Bereits 100 Aufträge hat Phil in der Tasche, so etwa von Restaurants, Cafes, Schönheitssalons oder Ladenbetreibern!

Sichere Bauweise
Als erstes Büro ist Phil selbst in einem solchen Komplex beheimatet. Dabei werden über Parkflächen in Tokyo mehrheitlich aus Glas und Metall bestehende "Kästen" hochgezogen, die dann für verschiedene Zwecke genutzt werden können.

In Akasaka wird gerade der zweite Kasten gebaut: 50 Quadratmeter auf sechs Metallpfosten (aus Leichtaluminum). Dort wird nach der Fertigstellung ein kleines Restaurant einziehen! Im erdbebengefährdeten Tokyo besonders wichtig: Die Kästen entsprechen den Sicherheits-Standards, die auch an gewöhnliche Gebäude gestellt werden.

Zukunftspläne
Die Miete wird der Firma nach in etwa den ortsüblichen Mieten für gewöhnliche Objekte der jeweils identischen Größe entsprechen oder leicht darunter liegen.

Phil visiert für die Zukunft alleine in den 23 Bezirken Tokyos über 30.000 potentielle Objekte an. Bisher ist es in Japan so, daß für die Nutzung von Raum über einem Stück Land "Luftrechte" erworben werden mußten - etwa für die häßlichen Stromleitungen, die das Stadtbild Tokyos verschandeln. Diese pfiffige Firma kauft diese Rechte ebenfalls, aber nutzt sie nur anders.

Meinung
Phil hat ein sehr gutes Timing für diese Business-Idee bewiesen. Raum ist in Tokyo wie bekannt immer knapp, nur mit dem Unterschied, daß die Immobilienpreise in dieser Stadt in den letzten Monaten zT stark angestiegen sind. Keine schlechte Idee, also....

11/11/2006

Geld verdienen mit dem 1. Deutschen Japan-Business-Blog: Nintendo Aktie steigt steil an

Die Leser meines Blogs kennen meine Prognose aus dem Juli 2006, daß Nintendos Aktie in Zukunft weiter stark steigen wird. Videospiele sind so etwas wie mein privates Fachgebiet, auch wenn ich kaum mehr Zeit dafür habe.

Im Juli hatte ich bei 20.840 Yen pro Nintendo-Aktie ein Ansteigen "prophezeit". Dann ging es hier und hier und hier weiter.

Was soll ich sagen, heute steht die Aktie bei 25.330 Yen. Leider hatte ich keine finanziellen Mittel, aber vielleicht ja ein Leser ;).

Neue Prognose zu Sony
Heute ist in Japan die Playstation 3 herausgekommen.

Meine Prognose (bitte natürlich als unfundierte Einzelmeinung mit extremster Vorsicht genießen!):
Das Gerät wird ein Erfolg, Sony mit der PS3 wieder Weltmarktführer und BluRay wird die HD-DVD als Nachfolgeformat der DVD schlagen. BluRay ist in der PS3 bereits eingebaut - d.h. die Käufer können mit dem Gerät auch auf BluRay-Discs gespeicherte Filme ansehen!

Die Aktie steht bei 4.670 Yen. Meine persönliche Meinung bis Jahresende: Kaufen!

Bekleidungskette Uniqlo expandiert nach Amerika

Wer einmal in Japan war, dem dürften die Läden von Uniqlo aufgefallen sein: Dort kann man Bekleidung kaufen, die preisgünstig, leidlich modisch und qualitativ akzeptabel ist. Man kann wohl näherungsweise sagen, daß Uniqlo so etwas wie das C&A oder H&M Japans ist. Auf der Website kann man sich einen guten Eindruck von den Uniqlo-Produkten machen.

Neueröffnung in den USA
Gestern hat Fast Retailing, der Mutterkonzern von Uniqlo, einen Flagship-Store eröffnet; mit 36.000 Quadratmetern (!) der größte der Kette. Aber nicht in Harajuku, Shinjuku oder Shibuyal, sondern in SoHO/New York!

Das ist das erste Mal, daß die Marke Uniqlo den japanischen Heimatmarkt verläßt. Kein Wunder: Es wird geschätzt, daß dieser 10 Billionen Yen Wert ist! Damit stellt Japan das zweitgrößte Absatzgebiet für Textilien in der Welt dar.

Am meisten Sorgen über den neuen Konkurrenten dürfte sich wohl GAP machen. Der amerikanische Konzern hat es im Gegensatz zu Uniqlo jedoch geschafft, sich im Ausland einen Namen zu machen. Die Marke GAP kennt in Japan wohl fast jeder.

Bisher wenig Erfolg im Ausland
Fast Retailing hat bereits in Großbritannien schon so etwas wie einen Schiffbruch erlitten. Nachdem das Unternehmen zu Spitzenzeiten dort 21 Shops betrieb, waren es dieses Jahr nurmehr deren acht. Diese fahren zudem Verluste ein, genau wie die vier Shops in den USA, die 1,3 Mrd. Yen Miese in 2005 machten. In Hong Kong ist Fast Retailing mit nur einem Laden vertreten - dieser ist jedoch profitabel.

Trotzdem scheint es der Konzern mit der Expansion in den USA ernst zu meinen. Nicht nur, daß der Flagship-Store selbst einiges kosten dürfte, dazu wird nach Unternehmensangaben mit einem Firmenaufkauf in nächster Zeit geliebäugelt.

Zusatzinfo
1)
98% der Umsätze der Fast Retailing-Gruppe (mit Hauptsitz in Tokyo) werden in Japan erzielt.

2)
Der Konzern läßt 90% der Waren in China herstellen.

11/08/2006

Schweiz und Australien streben Handelsabkommen mit Japan an

Am heutigen Dienstag sind Neuigkeiten bezüglich erneut geplanter Freihandelsabkommen durchgesickert, die Japans Weltmarktposition weiter stärken könnten.

Dabei handelt es sich zum einen um die Schweiz und zum anderen um Australien. Beide Pläne sind natürlich unabhängig voneinander zu sehen, zufällig aber heute gleichzeitig heute bekannt geworden.

Abkommen 1: Australien-Japan
Wer einmal in Japan war, weiß, daß wirklich viele Australier hier leben und Japaner grundsätzlich sehr viel von Australien halten. Der Handel zwischen den beiden Ländern ist ebenfalls rege und belief sich für das Jahr 2005 auf knapp 4 Billionen Yen (~26,6 Mrd. Euro/~42,4 Mrd. Franken).

Auf den Philippinen findet im Dezember der East Asia Summit statt, auf dem sich Japans Ministerpräsident Abe und sein australischer Konterpart Howard formal auf Vertragsverhandlungen bezüglich eines bilateralen Freihandelsabkommens festlegen werden.

Hinter verschlossenen Türen wurde von beiden Ländern bereits an Machbarkeitsstudien gearbeitet. Es wurde wohl von Australien kritisiert, daß Japan Agrarprodukte (etwa australisches Beef) von etwaigen Zollbefreiungen ausnehmen will. Grund: Der Schutz der heimischen Agrarindustrie.

Laut Gerüchten will Australien den Japanern in diesem Punkt wohl entgegen kommen. Desweiteren will Japan, daß Australien Zölle auf sämtliche japanische Industriegüter vollständig abschafft. Dieser Punkt bezieht auch japanische Autos (oftmals ein Reizthema bei solchen Abkommen) ein.

Abkommen 2: Schweiz - Japan
Schweizerische Produkte genießen in der Regel ein hohes Ansehen in Japan. Bemerkenswert ist das Handelsplus, daß die Europäer seit mittlerweile etwa 10 Jahren gegenüber Japan vorweisen können: Ca. 6 Mrd. Franken (~3,76 Mrd. Euro) Exportwert stehen japanische Importe in der Höhe von knapp 3 Mrd. Franken (~ 1,88 Mrd. Euro) gegenüber!

Die Schweizer Ministerin für Wirtschaft Leuthard und der japanische Agrarminister Matsuoka haben sich am heutigen Dienstag in Bern darauf verständigt, so bald wie möglich ein Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern auf die Beine zu stellen.

Seit Juli wird verhandelt, das Ende der Gespräche ist für das Ende dieses Jahres avisiert. Laut der Schweizer Seite sind wohl nur noch administrative Kleinigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Meinung
Japans Aufbäumen gegen China geht also weiter. Ich habe mehrfach (hier und hier) über Freihandelsabkommen Japans gebloggt. In der Zukunft ist wohl sicher mit weiteren Vereinbarungen zu rechnen.

Alle Freihandelsabkommen Japans (bereits beschlossen/geplant):
Schweiz
Australien
Mexiko
Singapur
Malaysia
Indien
Philippinen

11/07/2006

Innovation aus Japan (39): Roboter als Empfangsdame und Portier im Krankenhaus

Es war klar, daß eine solche Maßnahme zum ersten Mal in einem Krankenhaus in Japan zu beobachten ist: Roboter als Kollegen der menschlichen Mitarbeiter!

Drei Roboter in Provinz-Krankenhaus
Am Aizu Central Hospital in Aizu-Wakamatsu (200 Kilometer nördlich von Tokyo) verrichten seit letzter Woche insgesamt 3 Roboter Arbeiten, die bisher wohl eher Menschen vorbehalten waren. Das Krankenhaus (900 Betten) hat sich das Trio insgesamt 60 Mio. Yen (~399.000 Euro/~638.000 Franken) kosten lassen.

Einsatz im Empfang
Ein Roboter wird als "Empfangsdame" (schreckliches Wort) eingesetzt. Er kann die Besucher am Eingang des Krankenhauses begrüßen und sogar Anfragen beantworten. Der Roboter versteht dabei sogar den lokalen Aizu-Dialekt!

Auf seiner Brust kann man eine elektronische Karte des Krankenhauses begutachten. Desweiteren kann der geneigte Besucher sich eine Wegbeschreibung direkt vom Roboter ausdrucken und in die Hand geben lassen.

Roboter als Portiers
Dazu gesellen sich zwei weitere Roboter, die sich selbstständig als Wegweiser bzw. Gepäckträger betätigen. Diese sind 1,3 Meter hoch und bewegen sich auf 2 Rädern. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 1,5 KM/angegeben. Spezielle Sensoren verhindern Kollisionen mit Menschen oder Gegenständen, indem sie die Umgebung mit einer Frequenz von 40x in der Sekunde analysieren.

Bilder: Portier-Roboter


Wenn sich die Batterie dem Ende nähert, geht der entsprechende Roboter zum Wiederaufladen automatisch auf eine entsprechende Station. Er orientiert sich bei seinem Einsatz an Farbbändern, die in den Krankenhausfluren angebracht sind.

Der Hersteller aller drei Roboter ist die Firma Tmusk aus Kitakyushu.

11/06/2006

Weniger Gehalt für Japans Baby-Boomer und viele unbezahlte Überstunden für Teilzeitkräfte

Ich berichte heute über 2 Neuigkeiten aus der japanischen Wirtschaft, die wohl beide kaum den Weg aus Japans Presse- und TV-Landschaft ins Ausland finden werden und inhaltlich z.T. verwandt sind. In beiden Fällen geht es um Vergütungen.

Aktive Baby-Boomer müssen mit Gehaltskürzungen rechnen
Die erste Nachricht betrifft die zahlenmäßig starke Generation der Baby-Boomer (Dankaisedai: 団塊世代) Japans, also der Menschen, die in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1949 geboren wurden. In den japanischen Medien wird schon seit langem heiß über die baldige "Verrentungswelle" bei der Dankaisedai und die Folgen für die Wirtschaft des Landes diskutiert.

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News hat am heutigen Montag die Ergebnisse eine Umfrage vorgestellt, wonach zu erwarten ist, daß in naher Zukunft viele Großfirmen Gehaltskürzungen bei den Baby-Boomern durchsetzen wollen.

Es wurden 32 Konzerne befragt. Etwa ein Drittel will besonders drastisch durchgreifen und die Bezüge dieser Mitarbeiter um 50% oder mehr senken. Laut Kyodo News geben die Firmen als Begründung eine "Degradierung" der Betroffenen oder andere Änderungen im Mitarbeiter-Status als Gründe an.

Die Umfrage wurde letzten Monat durchgeführt und schloß Konzerne wie Japan Airlines, Canon, Toshiba oder etwa Toyota ein. Hintergrund: Die japanische Regierung hat erst kürzlich im Lichte der aktuellen Entwicklungen die empfohlene Altergrenze für die Verrentung von Arbeitskräften von 60 auf 65 hochgesetzt.

Unbezahlte Überstunden bei weiblichen Teilzeitkräften
Eine zweite - auf Vergütungen in Japan bezogene - Umfrage wurde ebenfalls heute vorgestellt. Sie wurde von der Japanese Federation of Textile, Chemical, Food, Commercial, Service and General Workers' Unions (Website nur in Japanisch) durchgeführt.

Der Gewerkschaftsverband fand heraus, daß unter den weiblichen Teilzeit-Beschäftigten im Lande etwa ein Drittel unbezahlte Überstunden machen müssen. Dabei summierte sich diese Arbeitszeit im Durchschnitt auf knapp 10 Stunden im Monat.

Die Umfrage basiert auf die Antworten von 3.600 befragten Japanerinnen, die in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind und wurde zwischen April und Oktober dieses Jahres erhoben.

Laut den Angaben kommen 80% der Frauen aus dem Dienstleistungs- bzw. Distributionssektor - traditionell die Branchen in Japan, in denen Teilzeitkräfte besonders gerne eingesetzt werden.

11/03/2006

Japanische Firmen müssen ausländische Mitarbeiter bei Regierung melden

Gestern hat die japanische Regierung angekündigt, daß Wirtschaftsbetriebe bald Informationen über alle ausländische Beschäftigte übermitteln müssen, wenn sie diese neu einstellen bzw. entlassen. Japaner koreanischer Herkunft werden von dieser Regelung ausgenommen.

Die Regierung verspricht sich von dieser Maßnahme eine Eindämmung von illegaler Beschäftigung von Ausländern. Das Ministry of Health, Labor and Welfare (Kouseiroudoushou, 厚生労働省) wird dem Parlament einen entsprechenden Gesetzesentwurf in der ersten Hälfte des nächsten Jahres vorstellen.

Es ist geplant, daß die Informationen Angaben zum Namen, zur Herkunft und zum Visum (Art und Dauer) umfassen. Bei Nichterfüllung werden die entsprechenden Firmen mit einem Bußgeld von 300.000 Yen (~2.004 Euro/~3.193 Franken) belegt.

Im Moment ist es in Japan so, daß Firmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern Informationen über ausländische Beschäftige an die Regierung weitergeben können - aber nicht müssen. Nach den Angaben hat die Regierung kürzlich bei 155.000 angefragten Unternehmen von 94.000 auch entsprechende Angaben erhalten (Anzahl, Geschlecht und Nationalität der Ausländer).

Meinung
Sieht mir persönlich mehr nach einer rein administrativ-statistischen Angelegenheit aus. Ob sich Betriebe mit krimineller Energie von einer solchen Regelung und dem (sehr geringen) Bußgeld einschüchtern lassen ist wohl zweifelhaft. Für die Firmen, die Ausländer beschäftigen, bedeutet das alles auf jeden Fall schon mal mehr Bürokratie...

11/02/2006

In eigener Sache: Emails wieder empfangbar

Meine Emailadresse (siehe unten) funktioniert wieder. Aber: Nie wieder Lycos!

Fragen, Kritik usw. sind weiterhin herzlich willkommen.

Innovation aus Japan (38): Sanyo mit erstem solarbetriebenem Batterieladegerät der Welt

Sanyo geht es ja zur Zeit gar nicht gut. Die Firma hat letzte Woche auf einer Pressekonferenz in Tokyo einige Produktinnovationen vorgestellt, die helfen sollen, das Ruder herumzureißen. Darunter ein Batterieladegerät in Form eines niedlichen Hunds (!) und ein elektrischer Handwärmer. Naja.

Sanyo mit neuem Produkt auf Solartechnik-Basis
Viel interessanter finde ich diese wirkliche Weltinnovation. Die Sanyo-Chefin Tomoyo Nonaka (ja, eine Frau an der Spitze eines japanischen Elektronikkonzerns) hat es sich nicht nehmen lassen, das erste solarbetriebene Batterieladegerät der Welt persönlich vorzustellen. Das Produkt trägt den Namen Sanyo Eneloop Solar Charger.

Fotos: Sanyo Eneloop Solar Charger (u.a. mit Frau Nonaka)


Technische Details
Das Gerät ist in der Lage, zwei Eneloop-Batterien (so heißt die Batterienserie Sanyos) aus Nickel-Hydrid der Größe AA in 2 1/2 Stunden aufzuladen. Dazu werden wiederum 4 Batterien eingesetzt (auf Lithium-Ionen-Basis), die sich im Charger selbst befinden. Man braucht etwa 6 Sonnentage, um diese geräteinternen Batteren durch Solarenergie aufzuladen.

Gar nicht so uninteressant. Was viele Leute gar nicht wissen: Nicht etwa Deutschland oder ein anderes europäisches Land ist führend in der Photovoltaik, sondern Japan. Nun ja, angesichts der schmalen Rohstoffbasis des Landes auch nicht soo verwunderlich.

Der Sanyo Eneloop Solar Charger soll bereits am 21.11. in Japan auf den Markt kommen. Ein Verkauf außerhalb des Landes ist zunächst nicht vorgesehen. Der Preis soll bei 20.000 Yen (~133,77 Euro/~212,66 Franken) liegen. Ganz schön teuer!

10/31/2006

Industrieverband Keidanren will Gaijin-Firmen blockieren

Der 1. Deutsche Japan-Business-Blog hat es sich ja zum Ziel gemacht, über News, Trends und Innovationen aus Japan zu berichten, die zum einen persönlich kommentiert werden (Blog eben) und zum anderen unter den Radar europäischer Medien fallen.

Eine solche Nachricht ist etwa am heutigen Tage zu vermelden. Ich glaube nicht, daß irgendwo anders darüber berichtet wird - und schon gar nicht in deutscher Sprache!

Keidanren versus ACCJ und EBC
Es geht um eine Initiative des in Japan außerordentlich einflußreichen Verbandes der japanischen Industrie, des "Nippon Keidanren" (日本経団連). Gegenüber dieser Organisation nimmt sich die Macht des BDI in Deutschland fast verschwindend klein aus.

Die beiden einflußreichsten Industrielobbys unter Kontrolle von Gaijin sind zum einen die American Chamber of Commerce (ACCJ) und zum anderen das European Business Council (EBC). Das EBC ist eine Interessensvereinigung von 18 europäischen Handelskammern in Japan und repräsentiert 3.000 Firmen aus Europa. Die DIHK ist ebenso Mitglied wie die Handelskammern aus der Schweiz und Österreich.

Keidanren will Mergers verhindern
Die ACCJ und das EBC gehen nun seit gestern öffentlich auf Konfrontationskurs mit dem Keidanren. Hintergrund sind Berichte, wonach die Japaner derzeit ersuchen, massiv auf Parlamentarier einzuwirken - Ziel: Erschwernis von Mergers durch Gaijin-geprägte Firmen mit heimischen Unternehmen.

Konkret will das Keidanren verhindern, daß Ausländer -durch Aktientausch erreichte- sogenannte "Triangular Mergers" durchführen können. Den Berichten nach soll der Verband wohl fordern, daß eine ausländische Firma zuvor in Japan gelistet sein muß: Ein Brocken also, der solch ein Vorgehen praktisch unmöglich macht!

Die ACCJ und das EBC haben gemeinsam eine Erklärung verabschiedet, in der sie sich über die Initiative des Keidanren beschweren und auf die sowieso schon blamabel schlechte Position Japans in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) aufmerksam machen. Diese kann sich durch eine solche Regulierung natürlich nur weiter verschlechtern.

Zusatzinfos
1)
Dazu muß man wissen, daß Japans Anteil von FDI am BIP bei 2,2% liegt. In China liegt dieser Wert bei 14,3%. Japans Quote in 2005 war so schlecht wie seit 1996 nicht mehr.

2)
Die ACCJ und das EBC haben zudem betont, daß an Japans Börsen zur Zeit nur etwa 30 Firmen aus dem Ausland notiert sind - dazu noch mit gebremstem Wachstum in der letzten Zeit.

3)
Politischer Hintergrund für die Maßnahme des Keidanren: Im Mai 2007 tritt ein neues Gesetz in Japan in kraft, wonach es in- und ausländischen Firmen erlaubt wird, sich durch Aktientausch mit japanischen Unternehmen zu verschmelzen. Aus Angst vor einer M&A-Welle aus dem Ausland wurde dieses Gesetz bereits um ein Jahr verschoben!

4)
Das Keidanren repräsentierte zur Jahresmitte 1.351 Einzelunternehmen, 130 Industrieverbände und 47 regional organisierte Wirtschaftsvereinigungen - also mehr oder weniger die gesamte japanische Wirtschaft!

5)
Ein ausführlicher Bericht von mir zu M&A in Japan (Hintergrund und aktuelle Fälle) finden Sie hier!

10/30/2006

In eigener Sache: Email-Service ist down

Leider macht mir mein Webhost, über den ich meine Site www.markteintritt-japan.de betreibe, Probleme.

Folgerichtig erreichen mich zur Zeit auch keine Emails unter der Adresse "anfrage@markteintritt-japan.de".

Bei Fragen oder Kritik bitte ich meine Leser, vorübergehend die Adresse "markteintritt_japan@hotmail.de" zu benutzen.

METI vergibt neue Milliardenkredite an Klein- und Mittelunternehmen

Wer für eine längere Zeit in Japan gelebt hat, wird um das Phänomen des "Hoshounin" (保証人) nicht herumkommen. Dabei handelt es sich um einen Bürgen, auf den Japaner bei bestimmten Verträgen beim Aufkommen von Problemen zurückgreifen können.

Am bekanntesten ist das Hoshounin-Prinzip, das übrigens nicht auf Gaijin beschränkt ist, bei Mietverträgen. Mittlerweile gibt es Ausnahmen, aber normalerweise muß man vor dem Abschluß einen in Japan lebenden Menschen als Bürgen benennen können.

Japaner oder Gaijin ist in der Regel egal, ein Japaner im Ausland zählt jedoch nicht! Es können auch "Nichtpersonen" -etwa der Arbeitgeber oder die Universität- als Bürgen angegeben werden.

Die Methode wird auch bei Kreditverträgen angewendet. Vergibt eine Bank einen Kredit an die auch in Japan stark vertretenen Klein- und Mittelunternehmen (KMU), ist es hierzulande so, daß der Besitzer persönlich als Hoshounin eingesetzt werden muß.

METI durchbricht Hoshounin-Prinzip bei KMU
Natürlich ist mit solch einer Vereinbarung eine persönliche Bürde verbunden: Platzt der Kredit, kann sich die Bank am Privatvermögen des Besitzer des betreffenden KMU schadlos halten. Das allmächtige Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) möchte diesem Treiben nun ein Ende setzen.

Bereits ab nächsten Frühling ist es geplant -in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Finance (Zaimushou: 財務省)- ein neues Darlehenskonzept einzuführen, daß ohne Bürgschaften funktioniert. Die beiden Ministerien werden dann Gelder an KMU vergeben, ohne daß Privatleute mit ihrem persönlichen Vermögen haften müssen.

Der Zins soll dabei bei bei den standardmäßigen 2,35 % für 5-Jahres-Darlehen stehen und mit einem Aufschlag zwischen 0,2% und 0,3% für das Zahlungsausfallrisiko versehen werden. Das METI schätzt, daß mit diesem neuen Programm im ersten Jahr etwa 150 Mrd. Yen (~1 Mrd. Euro/~1,6 Mrd. Franken) ausgeschüttet werden.

Das ist in der Tat eine stolze Zahl. Überhaupt scheint das METI in der letzten Zeit in diesem Bereich extrem aktiv zu werden. Man beachte z.B. auch meinen Bericht vom 30. September (Japanische Regierung gibt Pleiteunternehmen eine 2. Chance)! Auch das dort bebloggte Programm war ja bereits auf japanische KMU ausgerichtet.

10/28/2006

Innovation aus Japan (37): NEC und NTT stellen Babysitter-Roboter vor

Mal wieder ein Bericht über ein neues Produkt aus Japans Roboterindustrie. Hat Deutschland eine? Ich glaube nicht.

Kollaboration zwischen NEC und NTT
Es handelt sich um eine Ko-Produktion der japanischen Megakonzerne NEC und NTT. Der wirklich sehr "kawaiie" neue Roboter trägt den Namen "Papero" (Partner-Type-Personal-Robot) und ist als elektronischer Babysitter für Kleinkinder entwickelt worden!

Bilder: NECs und NTTs Papero-Roboter


Viele Funktionen eingebaut
Der Clou: Papero steht nicht nur da und kann 1-2 Sätze aufsagen, sondern ist wirklich multifunktional. Der Roboter kann singen, tanzen, Kindern zuhören und z.T. sogar antworten!

NTT hat bei diesem Roboter die Verbindungsmöglichkeit zu Handys eingebracht. Es ist besorgten Eltern möglich, bei Abwesenheit den Roboter anzurufen. Daraufhin wird auf dem Handydisplay angezeigt, was daheim gerade vonstatten geht: Die entsprechende Kamera sitzt dabei hinter der Augen von Papero! Wenn der Roboter zudem merkt, daß das Kind nicht anwesend ist, wird nach einiger Zeit automatisch ein Alarmsignal an das Handy der Eltern abgesetzt.

Desweiteren kann man Papero einfache Emails schicken, die den Roboter anweisen, das überwachte Kind mit kurzen Sätzen zu loben (etwa "Gut gemacht!") oder ihm etwas vorzusingen.

Dazu kann Papero auch Fotos von seinem Schützling schießen. NEC und NTT haben angekündigt, daß diese gesammelt und auf eine Blog-Seite gestellt werden können, um so die körperliche Entwicklung der Kinder zu dokumentieren.

Papero soll im November in zwei Kindertagesstätten in der Präfektur Yamanashi (Mt. Fuji) bis Jahresende getestet werden, bevor das Produkt vermarktet wird.

Die Funktionen sind wirklich beeindruckend vielfältigHier paßt der Satz "Die Japaner mal wieder" ausnahmsweise wirklich.

10/26/2006

Innovation aus Japan (36): Toshibas Cyberhelm versetzt Nutzer in virtuelle Welt

Hmmm, diese neulich in Tokyo vorgestellte Innovation vom Elektronikgiganten Toshiba sieht erstens ziemlich seltsam aus und befindet sich zweitens noch in der Prototypen-Phase.

Trotzdem ist mir die Erfindung, eine Art Cyberhelm, einen kurzen Bericht im 1. Deutschen Japan-Business-Blog wert.

Mit dem Helm ist es dem Träger möglich, sich in die "Welt" zu versetzen, die innerhalb des Geräts auf einen Bildschirm (Größe: 40 cm) projiziert wird. Bewegt der Nutzer den Kopf, bewegt sich das Bild synchron mit und vermittelt so den Eindruck, tatsächlich in der künstlichen Welt zu sein!

Bild: Toshibas Cyberhelm im Einsatz


Laut Toshiba kann man den Kopf dabei vertikal bis zu 120 Grad und horizontal bis zu 160 Grad drehen. Infrarot-Sensoren, die sich außen auf dem Helm befinden, erfassen die entsprechenden Bewegungen.

Das Gerät ist 2,7 Kilo schwer. Es hebt sich von bereits erhältlichen Cyber"brillen" dadurch ab, daß die "reale" Welt durch die helmartige Bauweise komplett abgeschottet wird.

Toshiba will das Gadget in etwa 2-3 Jahren vermarkten. Die Zielgruppe wird -man ahnte es bereits- insbesondere bei Videospielern gesehen.

10/24/2006

Softbank (ehemals Vodafone Japan) läutet Preiskrieg in Japans Handymarkt ein

Die japanischen Preise für die Nutzung von Handys werden in der nächsten Zeit wohl dramatisch in den Keller gehen.

Vodafone wurde zu Softbank
Vodafone hatte sich ja durch den Aufkauf von Japan Telecom (66,7% Anteil) und dem Handy-Ableger J-Phone (69,7%) im Oktober 2001 mit seinem Japan-Abenteuer ganz gewaltig in die Nesseln gesetzt. Nach der Erkenntnis, daß hierzulande nichts für den englischen Konzern zu holen ist, wurde Vodafone KK dann im März dieses Jahres an den japanischen Technologie-Riesen Softbank verkauft.

Mittlerweile ist das Rebranding (Vodafone -> Softbank) in Japan offiziell abgeschlossen, nachdem eine riesige Marketing-Kampagne (TV, Printmedien, Radio, Werbung in Nahverkehrsmitteln) durchgeführt wurde.

Softbank mit Überraschung
Masayoshi Son, CEO von Softbank, hat es sich gestern nicht nehmen lassen, höchstpersönlich eine Revolution auf dem Multimilliarden-Markt für Handys in Japan einzuläuten. Auf einer hierzulande medial vielbeachteten Pressekonferenz wurden von ihm massive Änderungen im Preissystem von Softbank angekündigt.

Bild: Masayoshi Son bei der Pressekonferenz


Massive Preissenkungen
Die Konkurrenz (NTT Docomo und KDDI mit seiner Handymarke "au") sieht sich nun mit folgenden Änderungen beim Rivalen konfrontiert:

- bei einigen Angeboten werden bis zu 70% Preissenkungen realisiert
- alle Konkurrenzangebote werden innerhalb von 24 Stunden durch Softbank unterboten
- Softbanks Preise werden regelmäßig um mindestens 200 Yen (~1,34 Euro/~2,12 Franken) niedriger sein als die der Rivalen
- eine neuartige Flatrate wird eingeführt: Für 2.880 Yen (~19,23 Euro/~30,58 Franken) können Softbank-User für einen Monat die meiste Zeit des Tages umsonst miteinander telefonieren und sich Emails zusenden

Für Japans Konsumenten -zB mich- sind das natürlich gute Nachrichten!

Zusatzinfos
1)
In Japan gibt es etwa 93 Millionen Handybenutzer.

2)
Hintergrund für das Timing der Aktion von Softbank ist eine Neuerung im japanischen Handymarkt, die heute in kraft tritt. Ab sofort können Kunden bei einem Wechsel der Handyfirma gegen Zahlung einer Gebühr von etwa 5.000 Yen (~33,39 Euro/~53,10 Franken) ihre Telefonnummer behalten. Die Emailadresse muß jedoch geändert werden.

3)
Der charismatische Chef von Softbank, Masayoshi Son, ist nicht nur mehrfacher Milliardär, sondern auch reichster Mann Japans. Ich habe gelesen, daß er -als Sohn koreanischer Einwanderer- während der Schulzeit regelmäßig von seinen Mitschülern vermöbelt wurde. Jetzt kann er darüber wohl nur müde lächeln.

4)
Softbank ist zur Zeit nach NTT (56% Marktanteil) und KDDI (28%) mit 16% die Nr. 3 in Japan. Andere Anbieter spielen keine Rolle. Son hat auf der Pressekonferenz mitgeteilt, daß ihn die hohen Gewinne der beiden Rivalen stören und Softbank einen größeren Anteil am "Kuchen" will.

Siemens Japan ist nun eine Holding-Gesellschaft

Mal wieder eine Nachricht von einer deutschen Firma aus Japan, wenn auch eine wenig spektakuläre. Allerdings wird darüber nur kaum in europäischen Zeitungen o.ä. berichtet werden, also wird die Meldung hier bebloggt.

Siemens hat seine fünf Japan-Töchter in einer Holding zusammengeführt, um die Aktivitäten hierzulande vollständig integrieren zu können.

Zur neu gegründeten Holding "Siemens Japan" gehören nun:
Siemens-Asahi Medical Technologies (Website nur in Japanisch)
Siemens VDO Automotive (Website nur in Japanisch)
Yaskawa Siemens Automation & Drives (Website nur in Japanisch)
Yaskawa Siemens Numerical Controls
Mochida Siemens Medical Systems (Website nur in Japanisch)

10/21/2006

Innovation aus Japan (35): Tabakindustrie investiert 80 Mrd. Yen in neue Automatentechnologie

Die Japaner rauchen sehr gerne. Und Zigaretten sind komischerweise gerade im ansonsten nicht allzu billigen Japan wirklich sehr günstig. Eine Packung Marlboro etwa kostet nur 320 Yen (~2,13 Euro/~3,39 Franken), wobei gerade erst die Preise wegen einer Steuererhöhung angezogen haben.

Jugendliche werden ausgesperrt
In 2008 wird nun zur Abschreckung jugendlicher Raucher ein System an Zigarettenautomaten eingeführt, über das nur noch Erwachsene an die Glimmstengel gelangen. Das Rauchverhalten jugendlicher Japaner wird als ein großes Gesundheitsproblem angesehen. Und in der Tat ist etwa in meinem Bekanntenkreis die Anzahl solcher Jugendlicher sehr hoch!

Das System wurde bereits ausführlich in der Praxis getestet. Einmal in Chiba in 2002 (für ein Jahr) und einmal in der Provinz (in Tanegashima, Präfektur Kagoshima). Die Tests verliefen jeweils erfolgreich.

Neues elektronisches Automatensystem
Ab 2008 sollen nun erwachsene Raucher eine spezielle Karte an Automaten halten und nur noch so an Zigaretten gelangen können. Industrieverbände geben die Kosten für den Bau der Automaten und die Entwicklung der Verkaufssysteme mit insgesamt 80 Mrd. Yen (~534 Mill. Euro/~848 Mill. Franken) an.

Man muß die Karten als Interessent beantragen. Raucher in den Präfekturen Kagoshima und Miyazaki können dieses bereits ab Dezember 2007 tun, alle anderen ab Februar 2008. Die entsprechenden Formulare können in Tabakläden erworben oder im Internet runtergeladen werden. Dazu sind Foto und Geburtsnachweis notwendig.

Bild: Elektronisches Automatensystem


In Kagoshima und Miyazaki werden die ersten Automaten im März 2008 aufgestellt. Danach folgt schrittweise der Rest Japans folgt. Es gibt viel zu tun: In Japan existieren nicht weniger als 620.000 Zigarettenautomaten!

Die neuen Karten heißen "Taspo" (Tobacco, Access und Passport) und haben auch eine Bezahlfunktion für weitere Anwendungen.

Man wird sehen, wie in der Öffentlichkeit die Taspo angenommen wird. In Deutschland soll ein ähnliches System ja ab Januar in Betrieb genommen werden.

10/20/2006

Bosch will in Japan weiter expandieren

Bosch Japan ist eine der größten Gaijin-Firmen im Lande überhaupt. Seit Jahren schon verdient sich das Unternehmen hier eine goldene Nase.

Ich selbst bin schon einige Male mit Bosch-Mitarbeitern (die jeweils gerade nicht im "Dienst" waren) ins Gespräch gekommen. Alle haben Bosch Japan über den grünen Klee gelobt.

Expansionspläne
Vorgestern habe ich nun in der Nihon Keizai Shimbun gelesen, daß Bosch in Japan weiter expandieren will. Die Tochter soll ein weltweites Zentrum zur Entwicklung von Kleinwagen-Komponenten werden.

Um das zu erreichen soll die Zahl der Ingenieure um immerhin 15% von jetzt 1.300 auf 1.500 erhöht werden (bis 2009). Sie sollen sich vor allem um die Entwicklung von Bremssystemen und Motorenbestandteilen kümmern.

Dazu sollen mehr Mitarbeiter aus Deutschland nach Japan geschickt werden, um die Kommunikation zwischen dem Mutterhaus und der Tochterfirma weiter zu verbessern.

Meinung
Ist schon interessant, daß eine deutsche Firma sich dazu entscheidet, in Japan mehr zu forschen und sich nicht etwa für das Mutterland Deutschland entscheidet. Bei Expansion in punkto Produktion hat man sich als Deutscher ja schon an Auslandspläne gewöhnt (in der Regel natürlich nach Osteuropa oder China), aber so!?

Andererseits auch nicht verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, welcher Staat in Sachen Kleinwagen weltweit die Nase vorn hat. Die Entscheidung wirft natürlich auch ein Schlaglicht darauf, wie viel Vertrauen Bosch in die Fähigkeiten der Japaner und das hiesige Umfeld im Allgemeinen hat.

Zusatzinfos
1)
Bosch Japan existiert seit 1972 als eigenständiger Japan-Ableger. Die Firma ist (natürlich) als japanische AG organisiert.

2)
Die Forschungseinrichtungen und Produktionsstätten Boschs sind über ganz Japan verteilt. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß die Firma hierzuland knapp 7.000 Menschen beschäftigt. Das Hauptquartier befindet sich in Shibuya.

10/18/2006

Innovation aus Japan (34): Matsushita entwickelt Roboter für Handling von Blutproben

Nach dem portablen und sprechenden Übersetzer von Sharp mal wieder eine Innovation aus Japan, die sich wie ein Versatzstück aus einem Science-Fiction-Roman liest.

Neue Arbeitsroboter
Matsushita Electric Works, 100%ige Tochter des japanischen Megakonzerns Matsushita (u.a. Panasonic), hat neuartige Roboter entwickelt, die das Handling von Blutproben effizienter machen können.

Bilder: Roboter von Matsushita (man beachte das kawaiie Gesicht auf dem Bildschirm!)


Die Roboter sollen in großen Laboratorien eingesetzt werden. Dabei arbeiten bis zu 10 Roboter gemeinsam. Sie können bis zu 9.000 Blutproben pro Stunde handlen. Laut Matsushita bewegen sich die Roboter dabei mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde umher.

Lasersystem zur Steuerung
Ein Hochpräzisionssystem auf Laserbasis (8 Meter um den jeweiligen Roboter herum) verhindert, daß die Maschinen in einen "Arbeitsstau" geraten bzw. ineinanderlaufen. Dazu merken die Roboter, wenn ihnen "der Saft" ausgeht und bewegen sich zu einer Ladestation, wenn die knapp möglichen 7 Stunden an durchgehendem Betrieb zu Ende sind!

Ein einzelner Roboter wiegt 150 KG und hat die Maße 600x755x1088 mm.