11/30/2006

Japanische Wirtschaft wächst im 58. Monat hintereinander

Letzte Woche hat die japanische Regierung hoffnungsweckende Statistiken zur Wirtschaft veröffentlicht. Meiner Meinung nach werden diese in der deutschsprachigen Medienlandschaft nicht ausreichend gewürdigt - soweit ich das aus Japan beurteilen kann jedenfalls.

Starker Export und Kapitalinvestitionen werden als Hauptantriebskräfte ausgemacht. Der momentane Boom übertrifft in der Länge vorhergehende Expansionsphasen der japanischen Wirtschaft: Im 58. Monat ist sie nun bereits im Plus!

Historisch einzigartig
Legendär ist der so genannte Izanagi-Boom, der einige Jahre später von der Bubble-Phase abgelöst wurde.

Konkrete Zahlen (Dauer der Expansionsphasen und durchschnittliches Wachstum):

Izanagi-Boom (Nov. 1965-Juli 1970/57 Monate): 11,5%
Bubble (Dez. 1986-Feb. 1991/51 Monate): 5,4%
Momentan (Feb. 2002-Nov. 2006/58 Monate): 2,4%

Der schwächere Anstieg ist deutlich erkennbar. Im Gegensatz zum Izanagi-Boom kann die japanische Wirtschaft heutzutage jedoch andererseits nicht von Aufholeffekten profitieren. Die Bubble ist des Weiteren als "falsche" Expansion ein Thema für sich. An die Blase und das folgende "verlorene Jahrzehnt" erinnert sich in Japan niemand gerne.

Rosige Aussichten
Als problematisch wird -neben eventuellen Gefahren durch ein Abschwächen der US-Wirtschaft- lediglich der nach wie vor relativ schwache Binnenkonsum genannt. Trotzdem ist wohl für die nächste Zeit mit einem weiteren Wachstum der japanischen Wirtschaft zu rechnen.

Die Nihon Keizai Shimbun, Japans anerkannteste Wirtschaftszeitung, hat in der aktuellen Ausgabe der Nikkei Weekly eine Umfrage unter insgesamt sechs Fiskalexperten und Think Tanks durchgeführt. Dabei bewegten sich die Vorhersagen für das Ausmaß des Wachstums zwischen 1,7 und 3,2% (für das Fiskaljahr 2007). Sämtliche Institute und Fachleute sehen weiterhin ein Wachstum bis ins Fiskaljahr 2008 vorher.

Sehr gute Aussichten also für Japan...

11/29/2006

Neue Umfrage: 28% der befragten Männer arbeiten mehr als 12 Stunden

"Japaner sind Arbeitstiere" sagt der Volksmund. Meiner Meinung nach ist dieses im ländlichen Raum weniger der Fall. Ganz grob gesagt kann man diesen Satz jedoch wohl so stehenlassen. Im Ausland kommt dieser Umstand besonders oft in seiner extremsten Ausprägung zum Ausdruck, dem Tod durch Überarbeitung (Karoshi: 過労死). An dieser Stelle habe ich über dieses Phänomen bereits gebloggt.

Wer mit Japanern zusammenarbeitet, stellt in vielen Fällen fest, daß sie "gerne" sehr lange im Büro verweilen -ohne sichtbar Ergebnisse zu produzieren. Ein Grund ist der -in Japan gesellschaftlich verankerte- Gruppenzwang nach dem Motto "Wenn mein Kollege/Chef nicht nach Hause geht, kann ich unmöglich selber aufbrechen".

Neue Umfrage zu Arbeitszeiten
So kann es dann auch schon mal vorkommen, daß man bis tief in die Nacht im Büro bleibt. Eine Unterfütterung für diese Aussage liefert eine am Sonntag dieser Woche veröffentlichte Studie des Research Institute for Advancement of Living Standards, eines japanischen Gewerkschaftsorgans.

Das Institut hat im September und Oktober dieses Jahres insgesamt 900 Arbeitnehmer(innen) befragt, die allesamt in der Privatwirtschaft tätig sind. 772 Menschen (85,8%) haben geantwortet.

Knapp ein Drittel der Männer arbeitet 12 Stunden und länger am Tag
Es kam heraus, daß 28% der beschäftigten Männer in Tokyo und Osaka 12 Stunden oder mehr am Tag in ihrer Arbeitsstelle verbringen. Unter den befragten Frauen war dieses bei lediglich 5% der Fall. Das Institut gab des Weiteren bekannt, daß bei den männlichen 30-40jährigen Arbeitnehmern sogar 33% die Hälfte des Tages oder mehr der Firma widmen.

Natürlich keine repräsentative Umfrage, der Indizcharakter ist aber mehr als deutlich. Man stelle sich eine solche Situation mal in Deutschland vor...

11/26/2006

Innovation aus Japan (42): Nervenkranke mit ALS kommunizieren mit neuem Hitachi-Produkt

Japan ist eine Techniknation, das ist eine Binsenweisheit. Im riesigen Markt für Medizintechnik sind die Japaner (jedenfalls im Vergleich zu etwa Deutschland oder den USA) eher schwach aufgestellt. So stammen zB knapp 100% (!) aller Herzschrittmacher in Japan aus dem Ausland!

Hilfe bei ALS durch neues Hitachi-Produkt
Hitachi kann jedoch mit einem innovativen Produkt aufwarten, das Menschen, die unter ALS leiden, das Leben bedeutend erleichtern kann. Bei ALS handelt es sich um eine Nervenkrankheit, bei der ua das Gehirn angegriffen wird und die auch auf den ganzen Körper durchschlägt. Hier mehr darüber. Ein großes Problem stellt die dabei einhergehende Muskellähmung dar, die die Atmung und somit das Kommunizieren mit der Umwelt erschweren oder unmöglich machen.

Auf diese Art gelähmte Menschen können dieses Problem ab sofort zumindest teilweise mit dem neuen Hitachi-Produkt "Kokoro Gatari" (in deutsch etwa: "Das Herz spricht") überwinden. Das Kokoro Gatari mißt die Durchblutung im Gehirn und kann immerhin "Ja"- und "Nein"-Antworten interpretieren. Der betroffene Mensch ist also nicht mehr gänzlich von der Außenwelt verschlossen. Bei ALS ist es nämlich unter Umständen nicht mal mehr möglich zu blinzeln!

Funktionsweise
Um die Funktion sicherzustellen, trägt der Patient ein Stirnband, daß an ein Meßgerät angeschlossen ist. Ein "Ja" wird erzeugt, in dem der Patient sein Gehirn besonders stark anregt, zB durch das Lösen einer Mathematikaufgabe. Bei einem "Nein" sollte es dagegen zu einer Entspannung kommen. Eine Antwort erfolgt in durchschnittlich 36 Sekunden. Hitachi gibt die Quote "richtiger" Antworten mit 80% an.

Bilder: Kokoro Gatari von Hitachi


Lange Produktionsgeschichte
Ich habe erst gestern von diesem Produkt in der Zeitung gelesen. Es ist in Japan seit einigen Monaten erhältlich, erste "Nutzerberichte" jedoch werden erst jetzt langsam bekannt. Am gestrigen Sonntag wurde das Gerät in Yokohama bei einem Medizinersymposium ausführlich vorgestellt, an dem 600 Experten teilnahmen.

Bei Hitachi begann man bereits 1999, über solch ein Produkt nachzudenken. Kommerzialisiert wurde das Gerät im Dezember 2005. Es wurde in Kooperation mit der Japan ALS Association und dem Spezialhersteller Excel of Mechatronix (beide Websites nur in Japanisch) entwickelt. Das Kokoro Gatari wurde auch vom japanischen Gesundheitsministerium bezuschußt.

JAL steht unter Druck und stellt (Revolution!) ausländische Stewardessen ein

Die japanische Fluggesellschaft JAL ist meiner Meinung nach die beste in Japan, hatte in den letzten Monaten aber verstärkt mit Profitabilitätsproblemen zu kämpfen. JAL ist vor ANA die größe Fluggesellschaft Japans.

Erste Maßnahmen im August
Als eine Maßnahme wurde im August bekannt, daß ab Oktober einige internationale Ziele ganz aus dem JAL-Angebot gestrichen bzw. eingeschränkt angeflogen werden. Darunter u.a. Flüge nach Australien, Manila und Chicago.

Preiserhöhungen und Aktienverkäufe im Oktober
Am 1. Oktober erhöhte JAL dann auch die Kerosinaufschläge für Überseeflüge um 700 Yen auf 5.600 Yen (je nach Route), um die stark steigenden Treibstoffkosten aufzufangen. Den Angaben nach sind die Kerosinkosten im laufenden Fiskaljahr für JAL im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 20 Mrd. Yen gestiegen.

Im Oktober wurde des Weiteren eine ganze Reihe an Maßnahmen angekündigt, mit denen die Fluglinie wieder in bessere Zeiten geführt werden soll. Um die Profitziele einzuhalten, werden demnächst etwa Aktien des Unternehmens verkauft und Umstruktierungen innerhalb des JAL-Managements durchgeführt.

"Revolution im November"
Nun das: JAL will nun tatsächlich Gaijin, und zwar von den Philippinen, als Flugbegleiter einstellen. An sich ist dieses nichts Ungewöhnliches, da etwa JAL Deutschland auch eine Reihe deutscher Stewardessen an Bord arbeiten läßt. Fast revolutionär für das arbeitsmarkttechnisch -im Vergleich etwa zu Westeuropa- fast hermetisch abgeriegelte Japan ist jedoch der Umfang der Maßnahme.

Am heutigen Sonntag beginnt die aktive Anwerbung potentieller nichtjapanischer Flugbegleiter(innen) in Manila. Zunächst sollen 20 Mitarbeiter eingestellt und bereits ab Dezember dieses Jahres eingearbeitet werden.

Die neuen Flugbegleiter(innen) sollen zumindest fürs erste nur auf internationalen Flügen eingesetzt werden. Sie arbeiten nicht direkt für JAL, sondern für deren Tochterfirma JALways. JALways fliegt aus Japan heraus ausschließlich ausländische Ziele wie zB das bei Japanern sehr beliebte Guam an.

Meinung
Wieder eine kleine, aber bemerkenswerte Änderung in der japanischen Wirtschaft und ein leichtes Aufbrechen von Strukturen. Ganz sicher werden weitere -nicht zuletzt aufgrund der dramatischen demographischen Entwicklung hierzulande- folgen.

Der Arbeitsmarkt scheint dabei eine entscheidende Rolle zu spielen. Neulich erst wurde ein -wenngleich mehr symbolisches- Abkommen wiederum mit den Philippinen beschlossen, die ausländischen Pflegekräften unter Umständen den Weg nach Japan öffnen. Ich hatte an dieser Stelle bereits darüber gebloggt.

Diese Maßnahme ist ganz besonders im Gesundheitsbereich auch bitter nötig und muß nach Meinung vieler Experten unbedingt ausgeweitet werden. In Japan sind bereits Fälle bekannt, wonach ganze Krankenhäuser bzw. Kliniken -besonders auf dem Land- ihren Betrieb schließen mußten. Grund: Zuwenige Pflegekräfte und Krankenschwestern!

11/24/2006

Japan und die EU handeln Mega-Deal über Fusionsenergie aus

Im rohstoffarmen Industriestaat Japan ist die Frage nach der Versorgung mit Energie für Bevölkerung und Unternehmen sozusagen ein systemimmanentes Problem.

Kooperation zur Entwicklung alternativer Energie
Am Mittwoch haben Vertreter der EU und Japans einen breitangelegten Kooperationsvertrag geschlossen, bei dem es um Forschung an Fusionsenergie geht. Dabei handelt es sich um eine Energiequelle, die neben Kernspaltung und Solartechnik als eine der hoffnungsvollen Zukunftsalternativen neben Kohle oder Erdöl gilt.

In der Hauptsache geht es bei der Vereinbarung um partnerschaftliche Projektarbeiten zwischen EU und Japan. Es ist geplant, einen Testreaktor zu entwickeln, mit dem die Potentiale der Fusionsenergie demonstriert werden können.

Unterteilung in drei Unterprojekte
Im Rahmen des EU-Japan-Abkommens sollen insgesamt drei Projekte angegangen werden:
1) Aufbau des International Fusion Energy Research Center zur Simulation von Fusionsenergieexperimenten mit "Supercomputern"

2) Entwicklung des Tokamak-Programms zur Durchführung großangelegter Experimente

3) Fertigstellung der International Fusion Materials Irradiation Facility

Der Kooperationsvertrag läuft über 10 Jahre, wobei die EU 340 Mill. Euro investiert hat.

Zusatzinfos
Am Dienstag sind bereits unabhängig von diesem bilateralen Abkommen die Verhandlungen bezüglich des ITER-Projekts (Internationaler Thermonuklearer Experimenteller Reaktor) abgeschlossen worden. Daran sind neben der EU auch Japan, Südkorea, die USA, Rußland, China und Indien beteiligt. Ziel: Der Aufbau eines Kernfusionsreaktors.

11/23/2006

Innovation aus Japan (41): Neuer "Super"-Drucker von Toshiba

Ein Ableger des japanischen Elektronik-Konzerns Toshiba, Toshiba Tec (東芝テック, Website nur in Japanisch) hat bereits im August dieses Jahres einen neuartigen Drucker auf den Markt gebracht, den ich allerdings erst gestern persönlich in einem Geschäft in Tokyo entdeckt habe.

Weltweit einzigartige Funktion
Es handelt sich um den B-SX8R. Der Clou am Gerät: Es ist in der Lage, ein Blatt Papier zu bedrucken, den Inhalt nach dem Wiedereinlegen in den Druckerschacht gegebenenfalls zu löschen und dann wieder neu zu bedrucken! Dieser Vorgang ist mit einem Blatt bis zu 500mal wiederholbar!

Video: Toshiba Tecs B-SX8R in Aktion



Wenn Sie das Video nicht sehen können, bitte hier klicken!

Spezialpapier macht Funktion möglich
Zu diesem Zweck ist besonderes Papier notwendig, das in seiner Beschaffenheit etwas an früheres Fax-Papier erinnert und speziell pigmentiert ist. Das plastikbasierte Papier ist recyclebar und enthält Pigmente, die sich bei 180 Grad Celsius schwarz verfärben und somit insgesamt ein Druckbild ergeben. Bei Temperaturen zwischen 130 und 170 Grad verwandelt sich die Farbe in weiß. Das entsprechende Blatt kann somit wiederverwendet werden.

Der Effekt: Ein verminderter Ausstoß an Co2 und geringerer Papierverbrauch. Im Video kann man sehr gut sehen, daß der Lösch- und Druckvorgang zügig vonstatten geht!

Bild: Toshiba Tecs Drucker


Der B-SX8R hat die Maße 417×787×308mm und wiegt 40 Kg. Im Moment ist der Drucker nur in Japan zu haben (mit offenem Preismodell, der Preis wird also nicht von ToshibaTec festgelegt).

11/22/2006

Schindler Japan (7): Ersatz des Unglücks-Aufzugs durch Mitsubishi-Modell

Weitere und neuere Berichte zum "Fall" Schindler Japan in zeitlicher Reihenfolge:
hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006),
hier (04.07.2006)
hier! (08.07.2006)
hier
(14.07.2006)
hier (22.07.2006)
hier (14.12.2006)

Der "Fall Schindler Japan" (Website nur in Japanisch) liegt ja nun schon einige Monate zurück. Das Unglück, bei dem ein japanischer Schüler im Juni dieses Jahres in einem Aufzug des Fahrstuhl-Produzenten aus der Schweiz auf tragische Weise getötet wurde, hatte hierzulande ein massives Medienecho ausgelöst. Der Unfall ereignete sich in Tokyo in einem Wohnhaus.

Starke Kritik an Schindler Japan
Neben der Kritik am betreffenden Aufzug an sich bzw. dessen offensichtlich mangelhafter Wartung richtete sich der Zorn der japanischen Öffentlichkeit besonders gegen das Management. Es hatte sich geweigert, die Verantwortung für den Unfall zu übernehmen und somit grob gegen japanische Gepflogenheiten verstoßen - und das auch noch als Gaishikei (外資 系, also Firma mit ausländischem Hintergrund)!

Ich habe bereits mehrfach über diesen aufsehenerregenden Fall gebloggt (s. Links unten).

Mitsubishi statt Schindler
Am Montag wurde unter massivem Interesse japanischer Medien ein neuer Fahrstuhl im Appartmenthaus eingesetzt, in dem der Unfall passierte. Es hat 23 Etagen und steht in Minato. Statt eines Schindler-Aufzugs ist nun ein Modell von Mitsubishi Electric (Mitsubishi Denki: 三菱電機) installiert.

Der andere Aufzug, der sich noch im Haus befindet, ist von Schindler, wird aber bis März 2007 ebenfalls durch einen Mitsubishi ersetzt.

Bild: Der Bürgermeister von Minato bei einem Probelauf des neuen Aufzugs


Laut den Behörden belaufen sich die Gesamtkosten für den Austausch der beiden Fahrstühle auf 160 Mill. Yen (~1,06 Mill. Euro/~1,68 Mill. Franken).

11/21/2006

Allianz japanischer Klein- und Mittelunternehmen bringt Satelliten in den Orbit

Japan ist ja -eigentlich wie alle Industrienationen- weltweit durch seine großen Unternehmen bekannt: Sony, Toyota und Matsushita kennt jedes Kind. Insgesamt existieren in Japan knapp 1,5 Millionen Firmen. Allerdings -und dieses hat Japan ebenso mit allen anderen großen Industriestaaten gemein- sind 99% dieser Unternehmen klein oder mittelgroß und der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Es ist genau dieser Typ an Wirtschaftsbetrieben, der auch in Japan das Rückgrat der Wirtschaft bildet.

Neuer Satellit mit Technologie von Klein- und Mittelunternehmen
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Kreativität und Forschungskraft japanischer KMU stellt ein neuer Satellit dar, der in Kooperation zwischen mehreren Firmen entwickelt wurde. Er wurde vergangenen Donnerstag in Osaka vorgestellt und trägt den Namen "Sohla" (Space Oriented Higashiosaka Leading Association, Website nur in Japanisch).

Bilder: Satellit Sohla-1


Funktion und weitere Details
Der Zweck des Satelliten ist die Beobachtung von Wolken. Unter der Bezeichnung "Astro Technology Space Oriented Higashiosaka Leading Association" wurde dazu im Jahre 2002 in Higashi-Osaka eine Vereinigung von Ingenieuren ins Leben gerufen. Das Ziel: ohne Einschaltung von Großunternehmen einen funktionsfähigen Satelliten zu bauen.

Das Ziel wurde erreicht: Der Satellit ist in Form eines Würfels designt (50cmx50cmx50cm) und 50Kg schwer.

Die Vermarktung ist für das Fiskaljahr 2008 an Bord einer sogenannten H-IIA-Rakete geplant. Sohla-1 kann auch massenproduziert werden und wird demnächst in Osaka auf einer Technikmesse als Prototyp ausgestellt.

11/18/2006

Volkswagen Japan will Verkäufe durch neues Finanzierungsprogramm ankurbeln

Sehr gerne würde ich noch mehr über die Aktivitäten deutscher Firmen in Japan bloggen. Aber wo es nichts zu berichten gibt...

Eine Ausnahme bildet heute Volkswagen. Volkswagen Japan (Website nur in Japanisch) hält sich seit Jahren für einen Mittelklasseanbieter recht gut im hiesigen Markt - einheimische Konkurrenz für Polo, Golf oder Passat gibt es ja nun weiß Gott zur genüge.

VW mit neuem Darlehensprogramm für potentielle Neukunden
Die Volkswagen Group Japan KK hat nun angekündigt, mit einem neuen Darlehenssystem Käufern den Kauf eines ihrer Automobile finanziell zu erleichtern. Konkret wird die den Kunden entsprechende zugebilligte Summe aus der Differenz zwischen dem Restwert des betreffenden Autos und seinem aktuellen Listenpreis gebildet.

Die Nikkei Weekly, in der ich von diesem Plan gelesen habe, berichtet, daß Volkswagen auf diese Weise besonders seine höherpreisigen Modelle besser absetzen will. Nach dem Ablauf des Darlehenszeitraums zielt die Firma demnach weiterhin darauf ab, daß Kunden dann neue Autos kaufen und Volkswagen somit konstant ein Pool an hochwertigen Gebraucht-PKW zur Verfügung steht.

Weniger Bürokratie, mehr Schulung
Im Moment benutzen nur etwa 20% der VW-Käufer solche Darlehensprogramme. Diese Zahl soll bis Ende des Jahres 2008 auf 40% hochgeschraubt werden.

Dieses soll dadurch erreicht werden, daß der administrative Hintergrund solcher Darlehen entbürokratisiert werden soll. VW besitzt zur Zeit 77 Verkaufsstellen in Japan, bei denen dieses bereits erreicht ist. Die restlichen der insgesamt 248 VW-Dealerships sollen bis Ende 2007 nachziehen.

Dieses Vorgehen soll durch ein gezieltes Training der Verkäufer flankiert werden, in denen die Details des neuen Finanzierungsprogramms ausführlich erklärt werden sollen.

11/16/2006

Neuer Komplex mit Tokyos höchstem Bürohaus bei rapide steigenden Immobilienpreisen

Die japanische Wirtschaft erholt sich, was auch in den letzten Monaten deutlich an den Immobilienpreisen im Wirtschafts- und Verwaltungszentrum Tokyo abzulesen war.

Steigende Wohnungspreise
Gestern hat das Japan Real Estate Economic Institute bekannt gegeben, daß im Vergleich Oktober 2006 zu Oktober 2005 die Anzahl der zum Verkauf stehenden Eigentumswohnungen um satte 28,8% auf 6.037 gefallen ist. Dabei sind die Durchschnittspreise pro Wohnung um 2,42 auf 43,47 Mill. Yen gestiegen. Pro Quadratmeter wurden die Preise um 33.000 auf 578.00 Yen erhöht.

Tokyo Midtown als neuer Mega-Komplex
Dazu passend folgende Meldung:
In Tokyo gibt es nach Roppongi Hills und Omotesando Hills (beide eher für den dickeren Geldbeutel) demnächst einen neuen ultramodernen Geländekomplex, das so genannte Tokyo Midtown. Dieser ist ebenfalls für das "Gaijin-Viertel" Roppongi geplant und wird von Mitsui Fudosan realisiert.

Bereits ab Ende März 2007 soll das Gelände fertig sein und 10 Hektar umfassen. Es ist vorgesehen, daß Tokyoter dort ein Museum, Luxus-Shops, Luxus-Apartments, Büros und ein Hotel begutachten können.

Größtes Bürohaus Tokyos
Mitsui Fudosan kündigte heute zudem an, daß in Tokyo Midtown das mit 248 Metern größte Bürohaus der Stadt entstehen wird. Als Mieter haben sich bereits Yahoo Japan und Fuji Film eingeschrieben. Laut der Firma handelt es sich beim dem Hotel um kein Geringeres als das Ritz Carlton, das Museum wird Suntory Museum of Art heißen. Konkret sind des Weiteren 517 Wohnungen und 130 Läden und Restaurants geplant!

11/14/2006

Sanyo mit neuem "revolutionärem" Gehaltssystem

In vielen japanischen Unternehmen ist sie noch üblich: Die Vergütung nach Alter des betreffenden Mitarbeiters bzw. nach der Länge der Betriebszugehörigkeit. Im Zweifelsfalle entscheidet also nicht (nur) die Leistung über die Höhe des Gehalts. Diese Praxis ist heute noch immer besonders in traditonellen japanischen Firmen gang und gäbe und durchaus kein Vorurteil!

Sanyo mit neuem Ansatz
Am heutigen Dienstag hat nun jedoch immerhin der Elektronikriese Sanyo in Osaka bekannt gegeben, daß diese ungeschriebene Regel betriebsintern mit Macht durchbrochen werden soll. Was in anderen Industrieländern selbstverständlich ist, gilt ab sofort auch hier: Das Gehalt von Sanyo-Mitarbeitern soll sich demnach auf konkrete Ergebnisse im jeweils laufen Fiskaljahr beziehen. Dazu sollen auch mittel- und langfristig erzielte Leistungen berücksichtigt werden!

Einteilung der Belegschaft
Sanyo will seine Belegschaft in diesem System in drei Gruppen unterteilen:
- Mitarbeiter mit Spezialwissen und spezifischen Kenntnissen
- Manager
- Top-Management

Aufbauend auf dieser Unterteilung sollen den Mitarbeitern in den jeweiligen Gruppen Einzelziele diktiert werden, die auf 3 bis 5 Jahre ausgerichtet sind. Je nachdem, wie diese Ziele erfüllt werden, fällt auch das Gehalt des betreffenden Mitarbeiters bzw. seine Aussicht auf einen Karrierefortschritt aus.

Meinung
Sanyo ist nicht die erste japanische Firma, die mit solchen Maßnahmen vorgeht. Doch ist diese Nachricht wegen der Größe und Bedeutung dieser Firma schon besonders beachtenswert. Ich bin mir sicher, daß dieser fast als "Pionierleistung" zu bezeichnende Plan weiter Schule machen wird.

Man merkt schon, daß alte Strukturen in der japanischen Wirtschaft weiter aufbrechen. Phänomene wie immer mehr M&A, Personalentlassungen, Postprivatisierung, Verbesserung der Lage der Frauen, leichte Öffnung des Arbeitsmarktes, fortwährende Auflösung der Keiretsu sind nur einige Zeugen dieser Entwicklung.

11/13/2006

Innovation aus Japan (40): Bau neuer Büro- und Ladenflächen über Tokyoter Parkplätzen

Innovationen müssen nicht immer in Form eines Produktes das Licht der Welt erblicken, sondern können auch als Service bekannt werden.

Büros und Geschäfte über Parkplätzen
Ein gutes Beispiel für eine Service-Innovation made in Japan ist Phil Corp. (Website nur in Japanisch), eine erst ein Jahr alte Venture-Firma aus Tokyo. Der Kernbereich des Unternehmens ist ein wohl weltweit einmaliges Konzept: Der Verkauf bzw. die Vermietung von Büro- oder Ladenflächen über parkenden Autos!

Ich habe von dieser Story in der Nikkei Weekly gelesen.

Bilder: Konzeptzeichnungen

Dabei handelt es sich mitnichten um eine spinnerte Idee, sondern um ernsthaftes Business: Bereits 100 Aufträge hat Phil in der Tasche, so etwa von Restaurants, Cafes, Schönheitssalons oder Ladenbetreibern!

Sichere Bauweise
Als erstes Büro ist Phil selbst in einem solchen Komplex beheimatet. Dabei werden über Parkflächen in Tokyo mehrheitlich aus Glas und Metall bestehende "Kästen" hochgezogen, die dann für verschiedene Zwecke genutzt werden können.

In Akasaka wird gerade der zweite Kasten gebaut: 50 Quadratmeter auf sechs Metallpfosten (aus Leichtaluminum). Dort wird nach der Fertigstellung ein kleines Restaurant einziehen! Im erdbebengefährdeten Tokyo besonders wichtig: Die Kästen entsprechen den Sicherheits-Standards, die auch an gewöhnliche Gebäude gestellt werden.

Zukunftspläne
Die Miete wird der Firma nach in etwa den ortsüblichen Mieten für gewöhnliche Objekte der jeweils identischen Größe entsprechen oder leicht darunter liegen.

Phil visiert für die Zukunft alleine in den 23 Bezirken Tokyos über 30.000 potentielle Objekte an. Bisher ist es in Japan so, daß für die Nutzung von Raum über einem Stück Land "Luftrechte" erworben werden mußten - etwa für die häßlichen Stromleitungen, die das Stadtbild Tokyos verschandeln. Diese pfiffige Firma kauft diese Rechte ebenfalls, aber nutzt sie nur anders.

Meinung
Phil hat ein sehr gutes Timing für diese Business-Idee bewiesen. Raum ist in Tokyo wie bekannt immer knapp, nur mit dem Unterschied, daß die Immobilienpreise in dieser Stadt in den letzten Monaten zT stark angestiegen sind. Keine schlechte Idee, also....

11/11/2006

Geld verdienen mit dem 1. Deutschen Japan-Business-Blog: Nintendo Aktie steigt steil an

Die Leser meines Blogs kennen meine Prognose aus dem Juli 2006, daß Nintendos Aktie in Zukunft weiter stark steigen wird. Videospiele sind so etwas wie mein privates Fachgebiet, auch wenn ich kaum mehr Zeit dafür habe.

Im Juli hatte ich bei 20.840 Yen pro Nintendo-Aktie ein Ansteigen "prophezeit". Dann ging es hier und hier und hier weiter.

Was soll ich sagen, heute steht die Aktie bei 25.330 Yen. Leider hatte ich keine finanziellen Mittel, aber vielleicht ja ein Leser ;).

Neue Prognose zu Sony
Heute ist in Japan die Playstation 3 herausgekommen.

Meine Prognose (bitte natürlich als unfundierte Einzelmeinung mit extremster Vorsicht genießen!):
Das Gerät wird ein Erfolg, Sony mit der PS3 wieder Weltmarktführer und BluRay wird die HD-DVD als Nachfolgeformat der DVD schlagen. BluRay ist in der PS3 bereits eingebaut - d.h. die Käufer können mit dem Gerät auch auf BluRay-Discs gespeicherte Filme ansehen!

Die Aktie steht bei 4.670 Yen. Meine persönliche Meinung bis Jahresende: Kaufen!

Bekleidungskette Uniqlo expandiert nach Amerika

Wer einmal in Japan war, dem dürften die Läden von Uniqlo aufgefallen sein: Dort kann man Bekleidung kaufen, die preisgünstig, leidlich modisch und qualitativ akzeptabel ist. Man kann wohl näherungsweise sagen, daß Uniqlo so etwas wie das C&A oder H&M Japans ist. Auf der Website kann man sich einen guten Eindruck von den Uniqlo-Produkten machen.

Neueröffnung in den USA
Gestern hat Fast Retailing, der Mutterkonzern von Uniqlo, einen Flagship-Store eröffnet; mit 36.000 Quadratmetern (!) der größte der Kette. Aber nicht in Harajuku, Shinjuku oder Shibuyal, sondern in SoHO/New York!

Das ist das erste Mal, daß die Marke Uniqlo den japanischen Heimatmarkt verläßt. Kein Wunder: Es wird geschätzt, daß dieser 10 Billionen Yen Wert ist! Damit stellt Japan das zweitgrößte Absatzgebiet für Textilien in der Welt dar.

Am meisten Sorgen über den neuen Konkurrenten dürfte sich wohl GAP machen. Der amerikanische Konzern hat es im Gegensatz zu Uniqlo jedoch geschafft, sich im Ausland einen Namen zu machen. Die Marke GAP kennt in Japan wohl fast jeder.

Bisher wenig Erfolg im Ausland
Fast Retailing hat bereits in Großbritannien schon so etwas wie einen Schiffbruch erlitten. Nachdem das Unternehmen zu Spitzenzeiten dort 21 Shops betrieb, waren es dieses Jahr nurmehr deren acht. Diese fahren zudem Verluste ein, genau wie die vier Shops in den USA, die 1,3 Mrd. Yen Miese in 2005 machten. In Hong Kong ist Fast Retailing mit nur einem Laden vertreten - dieser ist jedoch profitabel.

Trotzdem scheint es der Konzern mit der Expansion in den USA ernst zu meinen. Nicht nur, daß der Flagship-Store selbst einiges kosten dürfte, dazu wird nach Unternehmensangaben mit einem Firmenaufkauf in nächster Zeit geliebäugelt.

Zusatzinfo
1)
98% der Umsätze der Fast Retailing-Gruppe (mit Hauptsitz in Tokyo) werden in Japan erzielt.

2)
Der Konzern läßt 90% der Waren in China herstellen.

11/08/2006

Schweiz und Australien streben Handelsabkommen mit Japan an

Am heutigen Dienstag sind Neuigkeiten bezüglich erneut geplanter Freihandelsabkommen durchgesickert, die Japans Weltmarktposition weiter stärken könnten.

Dabei handelt es sich zum einen um die Schweiz und zum anderen um Australien. Beide Pläne sind natürlich unabhängig voneinander zu sehen, zufällig aber heute gleichzeitig heute bekannt geworden.

Abkommen 1: Australien-Japan
Wer einmal in Japan war, weiß, daß wirklich viele Australier hier leben und Japaner grundsätzlich sehr viel von Australien halten. Der Handel zwischen den beiden Ländern ist ebenfalls rege und belief sich für das Jahr 2005 auf knapp 4 Billionen Yen (~26,6 Mrd. Euro/~42,4 Mrd. Franken).

Auf den Philippinen findet im Dezember der East Asia Summit statt, auf dem sich Japans Ministerpräsident Abe und sein australischer Konterpart Howard formal auf Vertragsverhandlungen bezüglich eines bilateralen Freihandelsabkommens festlegen werden.

Hinter verschlossenen Türen wurde von beiden Ländern bereits an Machbarkeitsstudien gearbeitet. Es wurde wohl von Australien kritisiert, daß Japan Agrarprodukte (etwa australisches Beef) von etwaigen Zollbefreiungen ausnehmen will. Grund: Der Schutz der heimischen Agrarindustrie.

Laut Gerüchten will Australien den Japanern in diesem Punkt wohl entgegen kommen. Desweiteren will Japan, daß Australien Zölle auf sämtliche japanische Industriegüter vollständig abschafft. Dieser Punkt bezieht auch japanische Autos (oftmals ein Reizthema bei solchen Abkommen) ein.

Abkommen 2: Schweiz - Japan
Schweizerische Produkte genießen in der Regel ein hohes Ansehen in Japan. Bemerkenswert ist das Handelsplus, daß die Europäer seit mittlerweile etwa 10 Jahren gegenüber Japan vorweisen können: Ca. 6 Mrd. Franken (~3,76 Mrd. Euro) Exportwert stehen japanische Importe in der Höhe von knapp 3 Mrd. Franken (~ 1,88 Mrd. Euro) gegenüber!

Die Schweizer Ministerin für Wirtschaft Leuthard und der japanische Agrarminister Matsuoka haben sich am heutigen Dienstag in Bern darauf verständigt, so bald wie möglich ein Freihandelsabkommen zwischen den beiden Ländern auf die Beine zu stellen.

Seit Juli wird verhandelt, das Ende der Gespräche ist für das Ende dieses Jahres avisiert. Laut der Schweizer Seite sind wohl nur noch administrative Kleinigkeiten aus dem Weg zu räumen.

Meinung
Japans Aufbäumen gegen China geht also weiter. Ich habe mehrfach (hier und hier) über Freihandelsabkommen Japans gebloggt. In der Zukunft ist wohl sicher mit weiteren Vereinbarungen zu rechnen.

Alle Freihandelsabkommen Japans (bereits beschlossen/geplant):
Schweiz
Australien
Mexiko
Singapur
Malaysia
Indien
Philippinen

11/07/2006

Innovation aus Japan (39): Roboter als Empfangsdame und Portier im Krankenhaus

Es war klar, daß eine solche Maßnahme zum ersten Mal in einem Krankenhaus in Japan zu beobachten ist: Roboter als Kollegen der menschlichen Mitarbeiter!

Drei Roboter in Provinz-Krankenhaus
Am Aizu Central Hospital in Aizu-Wakamatsu (200 Kilometer nördlich von Tokyo) verrichten seit letzter Woche insgesamt 3 Roboter Arbeiten, die bisher wohl eher Menschen vorbehalten waren. Das Krankenhaus (900 Betten) hat sich das Trio insgesamt 60 Mio. Yen (~399.000 Euro/~638.000 Franken) kosten lassen.

Einsatz im Empfang
Ein Roboter wird als "Empfangsdame" (schreckliches Wort) eingesetzt. Er kann die Besucher am Eingang des Krankenhauses begrüßen und sogar Anfragen beantworten. Der Roboter versteht dabei sogar den lokalen Aizu-Dialekt!

Auf seiner Brust kann man eine elektronische Karte des Krankenhauses begutachten. Desweiteren kann der geneigte Besucher sich eine Wegbeschreibung direkt vom Roboter ausdrucken und in die Hand geben lassen.

Roboter als Portiers
Dazu gesellen sich zwei weitere Roboter, die sich selbstständig als Wegweiser bzw. Gepäckträger betätigen. Diese sind 1,3 Meter hoch und bewegen sich auf 2 Rädern. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 1,5 KM/angegeben. Spezielle Sensoren verhindern Kollisionen mit Menschen oder Gegenständen, indem sie die Umgebung mit einer Frequenz von 40x in der Sekunde analysieren.

Bilder: Portier-Roboter


Wenn sich die Batterie dem Ende nähert, geht der entsprechende Roboter zum Wiederaufladen automatisch auf eine entsprechende Station. Er orientiert sich bei seinem Einsatz an Farbbändern, die in den Krankenhausfluren angebracht sind.

Der Hersteller aller drei Roboter ist die Firma Tmusk aus Kitakyushu.

11/06/2006

Weniger Gehalt für Japans Baby-Boomer und viele unbezahlte Überstunden für Teilzeitkräfte

Ich berichte heute über 2 Neuigkeiten aus der japanischen Wirtschaft, die wohl beide kaum den Weg aus Japans Presse- und TV-Landschaft ins Ausland finden werden und inhaltlich z.T. verwandt sind. In beiden Fällen geht es um Vergütungen.

Aktive Baby-Boomer müssen mit Gehaltskürzungen rechnen
Die erste Nachricht betrifft die zahlenmäßig starke Generation der Baby-Boomer (Dankaisedai: 団塊世代) Japans, also der Menschen, die in den Nachkriegsjahren 1945 bis 1949 geboren wurden. In den japanischen Medien wird schon seit langem heiß über die baldige "Verrentungswelle" bei der Dankaisedai und die Folgen für die Wirtschaft des Landes diskutiert.

Die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News hat am heutigen Montag die Ergebnisse eine Umfrage vorgestellt, wonach zu erwarten ist, daß in naher Zukunft viele Großfirmen Gehaltskürzungen bei den Baby-Boomern durchsetzen wollen.

Es wurden 32 Konzerne befragt. Etwa ein Drittel will besonders drastisch durchgreifen und die Bezüge dieser Mitarbeiter um 50% oder mehr senken. Laut Kyodo News geben die Firmen als Begründung eine "Degradierung" der Betroffenen oder andere Änderungen im Mitarbeiter-Status als Gründe an.

Die Umfrage wurde letzten Monat durchgeführt und schloß Konzerne wie Japan Airlines, Canon, Toshiba oder etwa Toyota ein. Hintergrund: Die japanische Regierung hat erst kürzlich im Lichte der aktuellen Entwicklungen die empfohlene Altergrenze für die Verrentung von Arbeitskräften von 60 auf 65 hochgesetzt.

Unbezahlte Überstunden bei weiblichen Teilzeitkräften
Eine zweite - auf Vergütungen in Japan bezogene - Umfrage wurde ebenfalls heute vorgestellt. Sie wurde von der Japanese Federation of Textile, Chemical, Food, Commercial, Service and General Workers' Unions (Website nur in Japanisch) durchgeführt.

Der Gewerkschaftsverband fand heraus, daß unter den weiblichen Teilzeit-Beschäftigten im Lande etwa ein Drittel unbezahlte Überstunden machen müssen. Dabei summierte sich diese Arbeitszeit im Durchschnitt auf knapp 10 Stunden im Monat.

Die Umfrage basiert auf die Antworten von 3.600 befragten Japanerinnen, die in Teilzeit-Arbeitsverhältnissen beschäftigt sind und wurde zwischen April und Oktober dieses Jahres erhoben.

Laut den Angaben kommen 80% der Frauen aus dem Dienstleistungs- bzw. Distributionssektor - traditionell die Branchen in Japan, in denen Teilzeitkräfte besonders gerne eingesetzt werden.

11/03/2006

Japanische Firmen müssen ausländische Mitarbeiter bei Regierung melden

Gestern hat die japanische Regierung angekündigt, daß Wirtschaftsbetriebe bald Informationen über alle ausländische Beschäftigte übermitteln müssen, wenn sie diese neu einstellen bzw. entlassen. Japaner koreanischer Herkunft werden von dieser Regelung ausgenommen.

Die Regierung verspricht sich von dieser Maßnahme eine Eindämmung von illegaler Beschäftigung von Ausländern. Das Ministry of Health, Labor and Welfare (Kouseiroudoushou, 厚生労働省) wird dem Parlament einen entsprechenden Gesetzesentwurf in der ersten Hälfte des nächsten Jahres vorstellen.

Es ist geplant, daß die Informationen Angaben zum Namen, zur Herkunft und zum Visum (Art und Dauer) umfassen. Bei Nichterfüllung werden die entsprechenden Firmen mit einem Bußgeld von 300.000 Yen (~2.004 Euro/~3.193 Franken) belegt.

Im Moment ist es in Japan so, daß Firmen mit 50 oder mehr Mitarbeitern Informationen über ausländische Beschäftige an die Regierung weitergeben können - aber nicht müssen. Nach den Angaben hat die Regierung kürzlich bei 155.000 angefragten Unternehmen von 94.000 auch entsprechende Angaben erhalten (Anzahl, Geschlecht und Nationalität der Ausländer).

Meinung
Sieht mir persönlich mehr nach einer rein administrativ-statistischen Angelegenheit aus. Ob sich Betriebe mit krimineller Energie von einer solchen Regelung und dem (sehr geringen) Bußgeld einschüchtern lassen ist wohl zweifelhaft. Für die Firmen, die Ausländer beschäftigen, bedeutet das alles auf jeden Fall schon mal mehr Bürokratie...

11/02/2006

In eigener Sache: Emails wieder empfangbar

Meine Emailadresse (siehe unten) funktioniert wieder. Aber: Nie wieder Lycos!

Fragen, Kritik usw. sind weiterhin herzlich willkommen.

Innovation aus Japan (38): Sanyo mit erstem solarbetriebenem Batterieladegerät der Welt

Sanyo geht es ja zur Zeit gar nicht gut. Die Firma hat letzte Woche auf einer Pressekonferenz in Tokyo einige Produktinnovationen vorgestellt, die helfen sollen, das Ruder herumzureißen. Darunter ein Batterieladegerät in Form eines niedlichen Hunds (!) und ein elektrischer Handwärmer. Naja.

Sanyo mit neuem Produkt auf Solartechnik-Basis
Viel interessanter finde ich diese wirkliche Weltinnovation. Die Sanyo-Chefin Tomoyo Nonaka (ja, eine Frau an der Spitze eines japanischen Elektronikkonzerns) hat es sich nicht nehmen lassen, das erste solarbetriebene Batterieladegerät der Welt persönlich vorzustellen. Das Produkt trägt den Namen Sanyo Eneloop Solar Charger.

Fotos: Sanyo Eneloop Solar Charger (u.a. mit Frau Nonaka)


Technische Details
Das Gerät ist in der Lage, zwei Eneloop-Batterien (so heißt die Batterienserie Sanyos) aus Nickel-Hydrid der Größe AA in 2 1/2 Stunden aufzuladen. Dazu werden wiederum 4 Batterien eingesetzt (auf Lithium-Ionen-Basis), die sich im Charger selbst befinden. Man braucht etwa 6 Sonnentage, um diese geräteinternen Batteren durch Solarenergie aufzuladen.

Gar nicht so uninteressant. Was viele Leute gar nicht wissen: Nicht etwa Deutschland oder ein anderes europäisches Land ist führend in der Photovoltaik, sondern Japan. Nun ja, angesichts der schmalen Rohstoffbasis des Landes auch nicht soo verwunderlich.

Der Sanyo Eneloop Solar Charger soll bereits am 21.11. in Japan auf den Markt kommen. Ein Verkauf außerhalb des Landes ist zunächst nicht vorgesehen. Der Preis soll bei 20.000 Yen (~133,77 Euro/~212,66 Franken) liegen. Ganz schön teuer!