7/31/2006

Wieviel manche Gaijin-Firmen in Japan verdienen können: Das Beispiel Oracle Japan in 2006

Der amerikanische Softwareriese Oracle hat vor einigen Tagen die Ertragszahlen für 2006 in Asien/Japan bekanntgegeben.

Im Fiskaljahr 2006 stiegen die Erträge in der Region Asien (Japan inkl.) um 18% auf satte 2 Mrd. USD an.

Ein weiteres Indiz für das anhaltende Wirtschaftswachstum in diesem Gebiet der Erde.
Laut Oracle hat es ein Plus an Bestellungen und Aufträgen in sämtlichen Produktbereichen gegeben, wobei Middleware-Lösungen (Software zum Datenaustausch zwischen unterschiedlichen Anwendungen) mit einem Anstieg von 57% besonders begehrt waren.

Begleitet wurde diese Entwicklung von Oracles eigenen Anstrengungen, in Asien aktiver zu werden, z. B. in Form von Eintritten in neue Marktsegmente, Investitionen in China oder betrieblicher Restrukturierungen.

Aus Japan-Sicht interessant:
Ganze 40% der Erträge Oracles (790 Mio. USD) kommen aus Japan! Die Gewinne beliefen sich in dem Land auf insgesamt 279 Mio. USD im Fiskaljahr 2006.

Zusatzinfos:
1)
Oracle Japan (Website nur in Japanisch) existiert seit 1985. Der Japan-Ableger mit Hauptsitz in Tokyo beschäftigte zum Ende des letzten Jahres knapp 1.500 Menschen.

2)
Das erfolgreichste Produkt Oracles ist das Datenbankmanagement-
system Oracle Database.

3)
Oracle beschäftigt weltweit mehr als 50.000 Mitarbeiter in 145 Ländern. Der Hauptsitz der deutschen Niederlassung liegt in München.

7/30/2006

Matsushita investiert in Rußland und Brasilien

Die japanischen Medien sind ähnlich zur Situation in Deutschland voller Meldungen über Investitionen heimischer Unternehmen in Auslandsfirmen.

In diesen Tagen sind etwa die Pläne von Matsushita (松下電器産業株式会社) hervorzuheben, die Geld in die Herstellung von Hightech-Produkten im Ausland stecken.

Die Firma hat bekanntgegeben, im Laufe des Jahres die wachsende Nachfrage nach Flachbildschirmen in Brasilien und Rußland durch die direkte Produktion in diesen Ländern zu stillen.

Ab September werden in Kaliningrad LCD-Fernseher hergestellt. Matsushita will dort 50.000 Einheiten produzieren und im Fiskaljahr 2006 insgesamt 120.000 solcher Fernseher in Rußland verkaufen. Im darauffolgenden Jahr bereits soll der Verkauf auf 250.000 Einheiten mehr als verdoppelt werden!

In Brasilien beginnt in diesen Tagen die Produktion von Plasma-TVs. In Manaus sollen allerdings pro Jahr nur 10.000 dieser Geräte hergestellt werden. Mit diesem Schritt folgt Matsushita seinem Konkurrenten Sony, der bereits seit letztem Jahr in Brasilien Fernseher (LCDs) fertigen läßt.

Zusatzinfos:
1)
Die Hauptmarke von Matsushita ist Panasonic. Daneben vertreibt der Konzern auch Haushaltsgeräte (allerdings nur in Japan und China) unter dem Namen National, Hifi-Geräte (Technics) und verschiedene Elektronikprodukte unter der Marke Quasar (in den USA).

2)
Panasonic Deutschland hat den Hauptsitz in Hamburg und beschäftigt derzeit etwa 350 Menschen. Der Jahresumsatz 2002/2003 betrug etwa 720 Millionen Euro.

3)
Zustätzlich zur Produktion in Rußland und Brasilien will Matsushita in einem weiteren BRIC, nämlich Indien, investieren. Dort soll das Händlernetzwerk ausgebaut werden.

7/28/2006

Innovation aus Japan (VII): Kaugummi gegen Körper(!)geruch

Wer einmal in Japan war oder die Japaner genauer kennt, weiß, dass im Land eine Besessenheit gegenüber allem Ess- und Trinkbarem herrscht. Sehr gerne werden hier alle möglichen Lebensmittel aller Herren Länder genossen und auch mal in die japanische Küche integriert. Die Medien sind voller Kochsendungen, Reportagen über ausländische Spezialitäten, neuartige Rezepte usw.

Die japanische Lebensmittelindustrie geizt ebenfalls nicht mit Einfallsreichtum. Der einheimische Hersteller Kanebo hat seit kurzem einen neuen Kaugummi im Angebot:
Otoko Kaoru (オトコ香る, etwa "Männlicher Geruch").

Bild: Kanebos neues "Otoko Kaoru"-Kaugummi

Leider habe ich selbst den Kaugummi noch nicht testen können: Die von mir besuchten (zahlreichen!) Convenience Stores in Tokyo hatten ihn noch nicht im Programm oder er war ausverkauft.

Der Witz am Otoko Kaoru: Das Produkt sorgt nicht nur für einen frischen Atem, sondern auch für einen angenehmen Körpergeruch! Duftrichtung: Rosenduft!

Erreicht wird das durch den im Kaugummi enthaltenen Wirkstoff Geraniol, der beim Kauen vom Körper zunächst absorbiert und später in Verbindung mit Schweiß wieder ausgeschieden wird, was männlichem Körpergeruch entgegenwirken soll.
Darauf muß man auch erstmal kommen.

Kanebo spricht damit eine Zielgruppe von Männern zwischen 20 und 50 an.
Bereits letztes Jahr hatte die Firma ein Kaugummi und auch Bonbons mit ähnlicher Wirkung für Frauen auf den Markt gebracht. Nachdem sich zahlreiche Männer bei Kanebo meldeten, wurde nun auch Otoko Kaoru ins Rennen geschickt!

Der Kaugummi ist mit Litchi-, Apfel- und Minzgeschmack erhältlich und kostet im Handel 126 Yen (~86 Eurocent/~1,45 Franken).

UPDATE 29.07.2006
Ich habe Otoko Kaoru heute probieren können. Der Geschmack ist zunächst überraschend schwach. Ehrlich gesagt konnte ich -obwohl ich extra mehrere Kaugummis gekaut habe- keinen Effekt bezogen auf den Körpergeruch feststellen. Ich werde es noch einmal versuchen und "riechen lassen".

7/27/2006

Dell drängt auf lukrativen Farblaserdrucker-Markt Japans

Mal ein schönes Beispiel, wie man in Japan als ausländische Firma in eine lukrative Marktnische eindringen kann:
Dell Japan ist letzte Woche in den schnell wachsenden Markt für Bürolaserdrucker mit Farbausgabe eingestiegen.

Pro Jahr werden etwa 300.000 dieser Drucker verkauft, wobei die Wachstumsrate bei knapp 20 Prozent liegt. Im Klartext: Da wird ordentlich Geld verdient.

Der Markt wurde bis jetzt von japanischen Firmen wie Epson oder Canon beherrscht.
Epson hat eine ganze Serie dieser Geräte mit abgestuftem Preissystem im Angebot ("Offirio", Website nur in Japanisch), die sogar im japanischen TV beworben werden!

Bild: Glamourgirl Kou Shibasaki in einer Offirio-Werbung

Der hier gezeigte LP-M5500 kostet im japanischen Handel (Listenpreis) 298.000 Yen (~2018 Euro/~3.183,81 Franken).

Dell will solche Preise demnächst deutlich unterbieten! Ein erstes Modell für den Bürogebrauch etwa, was seit letzter Woche in Japan verkauft wird (17 Farbseiten pro Minute), kostet nur 89.800 Yen (~609,22 Euro/~960, 32 Franken). Die Drucker werden in China hergestellt.

Dell plant, in Japan preislich ähnlich aggressiv auch im Verkauf von Farb-Nachfüllsets vorzugehen.

Zusatzinfo:
1)
Dell Japan gibt es bereits seit 1993. Jedoch ist die Firma erst seit 2 Jahren auch im japanischen Druckermarkt aktiv, hat aber bis dato nur Modelle für den Privatgebrauch verkauft.

2)
Noch ein kurzes Wort zu Canon:
Ich habe neulich gelesen, daß die Firma vom Reingewinn her (nicht gerade eine unwichtige Kennzahl) in Japan nur von Toyota (natürlich), Nissan und Honda übertroffen wird (produzierender Wirtschaftszweig). Nicht schlecht.

7/26/2006

Sony Japan zieht sich aus Electronic-Dictionary-Markt zurück

Viele Japaner sind versessen darauf, Fremdsprachen zu lernen. Ganz oben auf der Hitliste steht natürlich Englisch. Es folgen Französisch, Spanisch, Italienisch und Deutsch. Andere Sprachen spielen hier kaum eine Rolle.

Die Japaner geben auch gerne sehr viel Geld aus, um ihre entsprechenden Kenntnisse zu verbessern. Was Wunder, ist doch der Fremdsprachenunterricht hierzulande sehr schlecht.

Im Gegensatz zu Deutschland existieren entsprechend in Japan tausende und abertausende von Sprachschulen, die von allen Schichten der Bevölkerung (jung, alt, Hausfrauen, Berufstätige, Schüler) frequentiert werden.
In Tokyo beispielsweise haben sich Anbieter wie Nova, Berlitz (Berlitz-Site nur in Japanisch) usw. darauf konzentriert, die Schulen möglichst in Bahnhofsnähe zu betreiben, um die Attraktivität zu erhöhen.

Anders als in Deutschland kann man sich in japanischen Elektronikmärkten unter einer unüberschaubaren Flut an Electronic-Dictionaries (電子辞書, denshi jisho) das passende heraussuchen. Die Auswahl ist wirklich unglaublich groß.

Im Moment ist in Japan beispielsweise das SR-V5000TR von Seiko sehr beliebt.

Bild: SR-V5000TR von Seiko


Der Markt für diese Geräte in Japan wird von Seiko, Sharp und Casio beherrscht.

Sony Japan
(Website nur in Japanisch) hat gestern bekannt gegeben, die Entwicklung und Produktion elektronischer Wörterbücher vollständig aufgegeben zu haben

Als Gründe wurden die Übermacht der Konkurrenz sowie sinkende Marktanteile angegeben. Damit folgt Sony einer Ankündigung, die bereits im Mai der japanischen Presse gegenüber gemacht wurde.

Ich selber habe mir im Jahre 1999 einen "Data Discman" von Sony gekauft, mit dem ich bis heute sehr zufrieden bin. Es konnte mit verschiedenen "Electronic Books" bestückt werden, also Wörterbüchern, Romanen, Reiseführern usw., die auf Mini-CD-Roms gebrannt waren. Ich hatte ein Japanisch-Englisch-Wörterbuch und einen Kanji-Führer.

Das DD-170 war sehr teuer, bietet aber viele hervorragende Funktionen und ist auch sehr gut verarbeitet. Die Produktion dieser Geräte wurde aber vor Jahren eingestellt. Schade eigentlich...

Bild: Electronic Book DD-170

7/25/2006

Nintendo Japan (mal wieder) mit hervorragenden Zahlen

Fragt man in Deutschland einen Firmen-Manager nach Nintendo, sind "Sind das nicht diese Computerspielhersteller aus Japan?" oder "Machen die nicht dieses Kinderspielzug" wohl als Antworten am ehesten zu erwarten.

Nintendo als Unternehmen ist in Japan hoch angesehen
Was dort keiner weiß: Nintendo Japan (Website nur in Japanisch) genießt hier auch als Unternehmen einen vorzüglichen Ruf. Erst letzte Woche hat die Nihon Keizai Shimbun eine Erhebung unter über 1.000 Firmen in Japan durchgeführt, wobei Nintendo dank hervorragender Unternehmenszahlen seinen Mitarbeitern die höchsten Boni zahlen konnte!

Bei Untersuchungen, welche japanische Firma die beste Gesamt-Performance vorweisen kann, liegt Nintendo mit schöner Regelmäßigkeit an der Spitze. Und das bereits seit Jahren.

Hervorragende Geschäftszahlen in 2006
Da wundert es nicht, wenn Nintendos Gewinn im zweiten Quartal des laufenden Geschäftsjahres um 10 Prozent gestiegen ist. Der Nettogewinn wuchs auf 15,6 Mrd. Yen (105,8 Mio. Euro/~166,58 Mio. Franken), von 14,1 Mrd. Yen (~95,6 Mio. Euro/~150,54 Mio. Franken) im Vorjahr.

Der Umsatz in diesem Quartal kletterte nach 70,7 Mrd. Yen (~479,8 Mio. Euro /~755,42 Mio. Franken) im Vorjahreszeitraum auf 130,9 Mrd. Yen (~888,2 Mio. Euro/~1,39 Mrd. Franken). Nicht schlecht.

Der operative Gewinn beträgt 28,8 Mrd. Yen (~195,5 Mio. Euro/~307,76 Mio. Franken). Nintendo hat den operativen Gewinn im Vergleich zu 2005 damit versiebenfacht.

Aussichtsreiche Produktpalette
Die Firma hat seit Markteinführung 2001 einen schweren Stand mit ihrem Gamecube in Japan. In Europa und den USA laufen die Geschäfte ebenfalls eher zufriedenstellend. Sony ist mit ihrer Playstation 2 weltweit viel erfolgreicher.

Bild: Nintendos stationäres Videospielsystem Gamecube


Der Star in Nintendos Hardware-Lineup ist ganz eindeutig das Nintendo DS. Nintendo verdient sich mit diesem Gerät besonders in Japan eine goldene Nase: An der Hardware selbst, an den selbst produzierten Games und an Spielen von Drittanbietern, die horrende Lizenzgebühren an Nintendo zu entrichten haben!

Bild: Nintendos portable Konsole Nintendo DS

Eine diese Woche in Japan erschienene neue Version des Gameboy-Nachfolgers in pink war am Tag des Erscheinens übrigens sofort ausverkauft.

Bild: Das DS in pink


Man kann damit rechnen, daß der Erfolg Nintendos auch in absehbarer Zukunft anhält. Der Nachfolger des Gamecube, das Nintendo Wii, wird im Herbst dieses Jahres in Japan herauskommen und wurde zu Anfang von vielen Industrieexperten belächelt.

Bild: Nintendos neuestes Baby "Wii" (ab Herbst in Japan)

Mittlerweile hat sich das Bild gedreht und viele Softwarehersteller bemühen sich um eine Lizenzierung durch Nintendo.

Wenn ich über mehr Finanzmittel verfügte, ich würde bei Nintendo-Aktien durchaus zuschlagen.
Nach den hervorragenden Quartalszahlen ist sie an der Börse in Tokyo auf 20.840 Yen pro Aktie gestiegen...

Zusatzinfo:
Einige weitere Infos zu Nintendo befinden sich
hier und
hier !

7/24/2006

Yahoo verdient weiterhin gut in Japan

Yahoo.co.jp ist wohl "traditionell" eines der beliebtesten Internetportale überhaupt in Japan.

Eine Ursache dafür, daß es Ebay nie in Japan geschafft hat, Fuß zu fassen ist die Yahoo-Auktionsseite (nur in Japanisch). Diese erfreut sich insbesondere unter der Jugend Japans enormer Beliebtheit. Die Seite ist hier -ähnlich wie Ebay in Deutschland oder den USA- quasi konkurrenzlos.

Als ich 2000/2001 in Japan als Undergraduate studierte, habe ich über einige Monate die Ebay-Japan-Site beobachtet: Es war kaum etwas los. Als ich nach einer längeren Unterbrechung wieder reinschaute, war die Seite schließlich ganz weg.

Ebay Japan beschäftigte zu Spitzenzeiten 17 Mitarbeiter. DIe Firma gibt es inzwischen nicht mehr.

Yahoo Japan dagegen hat jetzt bekannt gegeben, im 2. Quartal dieses Jahres den Rekord-Reingewinn von 13,2 Milliarden Yen (~89,57 Mill. Euro/~140,9 Mill. Franken) eingefahren zu haben (ein dickes Plus von 28,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Der Umsatz lag bei 49,3 Mrd.Yen (~334,45 Mill. Euro/~526, 24 Mill. Franken).

Das Betriebsergebnis legte sogar um 30,3 Prozent auf 24 Milliarden Yen (~162,77 Mill. Euro/~256,38 Mill. Franken) zu.

Als Hauptgrund für diese Zahlen gab Yahoo Japan die Belebung des heimischen Anzeigenmarktes an.

7/22/2006

Über 12 Millionen verkaufter Autos in Japan mit niedriger Schadstoffemission

Nach Angaben der japanischen Regierung wurden bis zum Ende des Fiskaljahres 2005 (also zum 31.03. dieses Jahres) insgesamt 12,19 Millionen Autos mit niedriger Schadstoffemission verkauft, die der entsprechenden japanischen Definition genügen.

Das ist insbesondere im Lichte der Tatsache überraschend, daß die Regierung ursprünglich eine Zahl von 10 Millionen angepeilt hatte, die noch dazu erst im Fiskaljahr 2010 (!) erreicht werden sollte.

In Japan wird der Absatz solcher Autos seit 2004 mit attraktiven Steuervergünstigungen gefördert.

Toyota geht mit gutem Beispiel voran
Ein aktuelles Beispiel für ein "low emission vehicle" ist der Toyota Estima Hybrid, der seit einigen Tagen in Japan auf dem Markt ist.

Bild: Toyota Estima Hybrid


Eingebaut ist ein 2,4-Liter-Benzinmotor (Leistung: 110 kW / 150 PS), ein Elektromotor (105 kW / 143 PS) und eine Nickel-Metallhydrid-Batterie. Für den Antrieb der Hinterachse sorgt ein zweiter Elektromotor (50 kW / 68 PS) .

Der neue Toyota glänzt beim Benzinverbrauch damit, daß er bereits heute die Anforderungen der ab 2010 geltenden japanischen Standards um 20 Prozent unterbietet. Die CO2-Emissionen liegen nach den Regeln des Ministry of Land, Infrastructure and Transport (国土交通省) bei niedrigen 116 Gramm pro Kilometer.

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß die Japaner den deutschen Autobauern auf diesem Feld um Jahre voraus sind...

Schindler Japan (VI) ist nicht allein

Weitere Berichte zum "Fall" Schindler Japan
hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006),
hier (04.07.2006)
hier! (08.07.2006)
hier
(14.07.2006)
hier (22.11.2006)
hier (14.12.2006)

Die wochenlange Hexenjagd auf Schindler Japan erfährt jetzt eine Wiederholung. Wer meinte, die massive mediale Kritik an der Schweizer Firma hätte etwas mit der ausländischen Herkunft zu tun, sieht sich nun getäuscht.

In den letzten Tagen wird im TV und in den Zeitungen Japans über Paloma berichtet, trotz des Namens eine durch und durch japanische Firma mit Sitz in Nagoya.

Paloma stellt eigentlich alles her, was mit Gasversorgung in Gebäuden zu tun hat: Boiler, Heizungen, Öfen usw.

Nach Schindler ein viel größerer PR-Skandal
Der Skandal, der die Firma nun umgibt, läßt den "Fall Schindler" fast harmlos aussehen. Nach Medienangaben sind defekte Wasserboiler Schuld am Tod von insgesamt über 20 Menschen. Beinahe noch schlimmer: Diese Todesserie zieht sich über 20 Jahre hin.

Bereits im Jahre 1985 war der erste Tod eines Kunden der Firma zu beklagen. Grund war eine fehlerhafte Manipulation eines Sicherheitsteils an einem Paloma-Wasserboiler. Die Firma wußte offenbar bereits seit 1982 von der mangelnden Qualität ihrer Produkte, ein Rückruf fand jedoch nicht statt!

Das Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, 経済産業省) hatte letzte Woche den Tod von 17 Menschen durch Kohlenmonoxidvergiftung nach Benutzung von Paloma-Boilern bekanntgegeben. Einen Tag später gab die Firma selbst 10 Vergiftungen und 5 weitere Todesfälle bekannt.

2 weitere Tage später, am Donnerstag letzter Woche, entschuldigten sich hochrangige Paloma-Manager persönlich bei der Familie eines Opfers, eines 21-jährigen Studenten, der 1996 an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung starb.

Der Skandal in den Medien
Der Skandal wird sicher noch einige Tage und Wochen durch die Medien gehen. Die Mutter des Studenten habe ich sehr oft im TV gesehen. Wieder und wieder hört man sie ihre (natürlich berechtigten) Vorwürfe gegen Paloma vorbringen. Auch das Zimmer, in dem der Mann starb und der fehlerhafte Wasserboiler sind sehr oft zu sehen gewesen.

Im staatlichen Fernsehsender NHK habe ich heute abend zur besten Sendezeit (ab 22.00 Ortszeit) eine Sonderreportage gesehen, in der live zu diversen Angehörigen der Opfer geschaltet wurde. Der Moderator hat dazu einen im Studio aufgebauten Wasserboiler zur Erklärung der Unfälle benutzt.

Natürlich kriegt die Firma, wie jüngst Schindler, auch in vielen anderen Sendungen und Artikeln ihr Fett ab. Genug Angriffsfläche haben die Medien ja.

Noch ein Kommentar zu Schindler
Klickt man auf die Homepage von Paloma ist selbst auf der englischen Seite eine Entschuldigung zu sehen. Jene auf der japanischen Page ist aber weitaus detailierter.

Ich verstehe nur nicht, warum Schindler Japan auf ihrer Homepage (nur in Japanisch) noch immer eine IMHO vollkommen unpassende Meldung verbreitet.

Die erste offizielle Mitteilung war ein 6-Zeiler! Schlimmer: Sie enthielt keine Entschuldigung an die Familie des Opfers des Unfalls mit dem Schindler-Aufzug, nur eine Beileidsbekundung.

Die zweite ist hier auch in Englisch zu lesen (sie stammt vom 06.Juni). Sie enthält im übrigen wieder keine Entschuldigung an die Opfer (das wurde später nachgeholt, siehe Links unten) und noch einen weiteren Faux Pas.

Da steht:
"(...) however at this time (on June 6th, 2006) we would like to stress that we are convinced that there is no reason to attribute the accident to either the design or the installation of the elevator".

Problem:
Dieser Satz ist IMHO absolut "unjapanisch". Der Aufzug ist von Schindler. Dieses Weiterschieben von Verantwortung ist besonders in Japan absolut unangebracht. Selbst wenn man direkt nichts mit dem Unfall zu tun hat, muß man in diesem Land eben genau als die größte beteiligte Firma ohne Wenn und Aber die Verantwortung übernehmen.

Meiner Meinung nach sollte die entsprechende Meldung durch eine bedingungslose Entschuldigung an das Opfer bzw. an dessen Angehörigen ersetzt werden.
Ich verstehe persönlich nicht, warum zumindest die japanischen Angestellten von Schindler nicht darauf hinweisen...

7/21/2006

Großbritannien (warum nur die?) übernimmt Japans "Cool Biz"-Kampagne

Das Klischee des japanischen Geschäftsmanns: wuselig, immer nett lächelnd, dicke Nickelbrille, klein, glatt gezogener Scheitel und höchst konservativ gekleidet.

Zumindest mit dem letzten Punkt hat Japans Regierung bereits letztes Jahr versucht, Schluß zu machen.

In einer vorbildlichen Aktion (mit Premier Koizumi als höchstrangigem "Model") hat die japanische Regierung die Aktion "Cool Biz" (Website nur in Japanisch) ins Leben gerufen. Demnach sollten Büroangestellte -vorwiegend Männer- in den heißen Sommermonaten sich so locker wie möglich kleiden dürfen.

Business-Men in Shorts habe ich in Japan noch nie gesehen, aber die ganze Kampagne hat durchaus Erfolg gehabt. Viele Männer verzichten auch in diesem Jahr auf Jackett und Krawatte - Koizumi und viele andere Kabinettsmitglieder inklusive.

Bild: Koizumi als "Cool-Biz"-Modell


Das Ziel von "Cool Biz" ist nicht nur eine Verbesserung des körperlichen Wohlbefindens sondern auch ein Beitrag zum Umweltschutz. Sitzt man lockerer gekleidet im Büro muss man plausiblerweise die Klimaanlage (sonst in japanischen Bürogebäuden eine Art Lebensretter!) weniger stark hochdrehen als mit voller Bürokrieger-Montur.

"Cool Biz" hat nun offensichtlich auch in Großbritannien Wirkung hinterlassen. Die Trades Union Congress, der Dachverband aller Gewerkschaften des Landes, hat offiziell eine mit "Cool Work" bezeichnete Kampagne angestoßen, die sich auf das japanische Vorbild beruft. Wie in Japan auch wird dabei eingesehen, daß natürlich von Fall zu Fall "konservative" Kleidung nicht zu ersetzen ist. So etwa bei Kundengesprächen, offiziellen Anlässen usw.

Dieses Beispiel aus Japan sollte IMHO in viel mehr Ländern Schule machen.

Zusatzinfos:
1)
Im letzten Winter wurde in Japan analog zu "Cool Biz" die Aktion "Warm Biz" ins Leben gerufen, um Heizkosten und Energie in japanischen Büros einzusparen.

2)
Eine Umfrage ergab letztes Jahr, daß etwa die Hälfte der japanischen "Salary Men" (サラリーマン, japanisch-englisches Wort für "businessmen") die "Cool Biz"-Vorgaben angenommen haben. Das halte ich für bemerkenswert viel.

3)
Das vielleicht wichtigste Resultat: Vom 1. Juni bis zum 30. September 2005 (der offiziellen Laufzeit von "Cool Biz") wurden in Japan nach Angaben des Umweltministeriums satte 460.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Menge, die 1 Million japanische Haushalte pro Monat verbrauchen!

4)
Die Sommer in Zentraljapan sind außergewöhnlich heiß und schwül. Durchschnittstemperaturen Juni: 21,8 Celsisus, Juli: 25,4 Celsius und August: 27,1 Celsius.
Für die gefühlte Hitze kann man jedoch durchaus jeweils 5 Grad dazu addieren....

7/20/2006

Innovation aus Japan (VI): Größter Plasma-TV der Welt von Panasonic

Panasonic, die berühmteste Elektronikmarke des japanischen Megakonzerns Matsushita (松下電器産業株式会社) , bringt bereits seit einigen Jahren Plasmafernseher unter dem Namen VIERA heraus.

Gestern wurden 4 neue Modelle angekündigt. Das kleinste Modell hat eine Bildschirmgröße von 1,27 Metern (!), es folgen 1,47 Meter und 1,65 Meter große Monitore.

Der Star dieser Reihe ist jedoch der mit TH-103PZ600 bezeichnete Riesenfernseher. Hier beträgt die Bildschrimdiagonale satte 2,61 Meter! Selbstredend hat Panasonic mit diesem Monster den größten Plasmabildschirm der Welt im Programm.

Bild: TH-103PZ600 von Panasonic

Sämtliche Fernseher verarbeiten natürlich High Definition-TV-Signale (1080 Pixel, progressiv) und stellen Bilder mit einer hervorragenden Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixeln dar.

Die "kleinen" Modelle sollen in Japan am 1. September auf den Markt kommen, der TH-103PZ600 folgt etwa einen Monat später.
Preise stehen noch nicht fest.

Im staatlichen TV-Sender NHK wurde die Enthüllung der neuen Fernseher übrigens sogar in den Hauptnachrichten gezeigt.
Nicht schlecht. In meiner Wohnung hätte das größte Modell gar keinen Platz...

Zusatzinfos:
1)
Die Hauptmarke von Matsushita ist Panasonic. Daneben vertreibt der Konzern auch Haushaltsgeräte (allerdings nur in Japan und China) unter dem Namen National, Hifi-Geräte (Technics) und verschiedene Elektronikprodukte unter der Marke Quasar (in den USA).

2)
Panasonic Deutschland hat den Hauptsitz in Hamburg und beschäftigt derzeit etwa 350 Menschen. Der Jahresumsatz des Deutschland-Ablegers 2002/2003 betrug etwa 720 Millionen Euro.

7/19/2006

Innovation aus Japan (V): Sharp-Telefon mit Spezialfunktionen gegen unerwünschte Anrufer

Unerwünschte Anrufe auf Handys und Festnetztelefone sind selbst im sonst sicheren Japan nichts Außergewöhnliches. Es gibt neben automatisierten Anrufen (es klingelt einmal, eine unbekannte Nummer erscheint auf dem Display, man ruft zurück und ist schon der Betrogene) auch personalisierte.

Ein japanischer Bekannter von mir wurde letztes Jahr über Tage hinweg telefonisch von der Yakuza belästigt. Ein ihm unbekannter Mann rief ihn zu jeder Tages- und Nachtzeit an und wollte Geld erpressen.

Klar, daß die Industrie da -zumindest auf dem Handymarkt- aktiv geworden ist. So enthält beispielsweise das V801SA von Sanyo (in Japan von Vodafone bzw. Softbank angeboten) einige Funktionen, um unerwünschten Anrufen etwas entgegenzusetzen.

Bild: Vodafone V801SA von Sanyo

Die Bedienungsanleitung in Englisch mit genaueren Details finden Sie hier.


Sharp Japan (Website nur in Japanisch) verkauft nun seit letztem Samstag (15.07.2006) ein Festnetztelefon mit integriertem Fax, das als erstes Gerät der Industrie Schutzfunktionen gegen Belästigung durchs Telefon anbietet.

So können Anrufe bis zu 45 Sekunden aufgezeichnet und dann sofort wieder abgespielt werden, um Störer zu entmutigen. Zudem können auch zuvor selbst aufgenommene Sprachnachrichten oder Töne als Antwort auf einen unerwünschten Anruf wiedergegeben werden. Alternativ kann das UX-D56CL (ein weiteres Handteil inkl.) bzw. das UX-D56CW (zwei weitere Handteile inkl.) auch Glockenläuten abspielen.

Bild: Sharps neues Festnetztelefon UX-D56CL

Das Telefon wird von Sharp mit einem offenen Preismodell verkauft. Im Handel kostet das UX-D56CL etwa 32.000 Yen (~218 Euro/~341 Franken)), das UX-D56CW ist für knapp 40.000 Yen (~273 Euro/~427 Franken) zu haben.
Pro Monat will Sharp 20.000 Einheiten herstellen.

Zusatzinfo:
Die IMHO sehr guten Festnetztelefone von Siemens sind in japanischen Elektronikmärkten nicht zu finden. Der einzige Ort, an dem ich solche Geräte in Japan jemals gesehen habe, war in der Zentrale von Siemens Japan selbst!

Japan vor neuem Freihandelsabkommen mit Indien

Ein bilaterales Freihandelsabkommen zwischen Japan und Malaysia trat erst am Mittwoch letzter Woche (12.07.2006) in kraft, da kündigt sich bereits das nächste an.

Ministerpräsident Koizumi und sein indischer Amtskollege Singh vereinbarten am Montag, wahrscheinlich noch in diesem Jahr offizielle Verhandlungen aufzunehmen.

In einer vorgelagerten Potentialstudie wird von riesigen Marktchancen für Unternehmen aus beiden Ländern gesprochen. Das Abkommen soll weitreichenden Charakter haben und ausländische Investitionen, Handel und Geschäfte mit Serviceleistungen erleichtern.

Es wird besonders viel Hoffnung in die Tatsache gesetzt, daß sich Indien mit seinen Stärken in der Software-Herstellung und Japan als Produzent hochqualitativer Hardware gut ergänzen können.

Als besonders problematisch dagegen wird der Zugang zum traditionell besonders stark vom Staat geschützten Agrarsektor Japans herausgestellt.

Zusatzinfo:
Neben Malaysia hat Japan auch noch Freihandelsabkommen zwischen Singapur und -man höre und staune- Mexiko geschlossen.

Credit Suisse Japan mit riesigem Investmentvorhaben in Japan

Ich blogge ja aus Japan heraus hauptsächlich für eine Zielgruppe, die Bezug zu Deutschland, Österreich oder der Schweiz hat.

Leider läßt insbesondere die Aktivität deutscher Firmen in diesem Lande sehr zu wünschen übrig. Das seit Jahren notorische Handelsdefizit zulasten Deutschlands ist auch bekannt.

Ich würde gerne mehr über Schweizer, deutsche und österreichische Firmen bloggen, aber wo es nichts zu bloggen gibt....

Deshalb bin ich froh, hier über die Credit Suisse Group bzw. deren Japan-Tochter (Website nur in Japanisch) berichten zu können.

Das alteingessesene Finanzinstitut hat scheinbar ebenfalls Hoffnung in eine deutliche Verbesserung der japanischen Wirtschaft. Und wie. Die Credit Suisse will über die nächsten Jahre mit 200-300 Milliarden Yen (~1,36 bis~ 2,05 Mrd. Euro/~ 2,13 bis ~3,2 Mrd. Schweizer Franken) die Investmentsparte seiner japanischen Niederlassung stärken.

Dieses Geld ist für Grundstücksgeschäfte und non-recourse loans (Darlehen ohne Rückgriffsmöglichkeit) in Japan bestimmt, soll aber vornehmlich in den Unternehmenssektor fliessen.

Um dieses Vorhaben auch personell zu stemmen, soll die Zahl der entsprechenden Positionen in Japan von 20 auf 40 erhöht werden.

7/18/2006

Tsukuba-City erleidet teuren Schiffbruch mit Windenergie-Flop

Die Stadt Tsukuba (Präfektur Ibaraki, 50 KM von Tokyo entfernt) hat 300 Millionen Yen (~2.043.000 Euro/~ 3.191.000 Franken) durch ein Projekt verschwendet, das eigentlich in Bezug auf den Umweltschutz gut gemeint war.

Aber der Reihe nach. Im Juli letzten Jahres hat die Stadtregierung beschlossen, in einem Pilotprojekt zunächst 23 Windmühlen an 19 öffentlichen Schulen einzusetzen, die dort die Stromversorgung sicher stellen sollten.

Wie sich nun herausstellt war die ganze Aktion ein totaler Flop. Die Windanlagen wurden von der Waseda University (eine der Top 3-Unis in Japan) und einer Venture-Firma entwickelt und installiert.

Problematisch ist nur, daß die Windmühlen a) an falschen Orten aufgestellt wurden und b) offenbar viel zu klein sind.

Die Gesamtmenge an erzeugtem Strom bis zum April dieses Jahres beläuft sich auf 1.895 Kilowattstunden. Das ist nur ein Prozent der vorhergesagten Menge! Alleine ein durchschnittlicher japanischer Haushalt verbraucht pro Jahr in etwa das doppelte!

Die Durchmesser der installierten Windmühlen lagen bei 5,3 Metern. Um die angestrebte Menge an Strom zu erreichen wären jedoch dreimal so große Mühlen notwendig gewesen.

Die Stadt Tsukuba hat die Waseda University und die Venture-Firma nun auf 300 Millionen Yen Rückzahlung verklagt. Weitere eigentlich geplante millionenschwere Projekte wurden abgesagt.

Sony vs. Nintendo: Amazon Japan akzeptiert jetzt Vorbestellungen

Amazon Japan hat jetzt damit begonnen, Vorbestellungen für die neusten Videospielkonsolen von Sony (Playstation3) und Nintendo (Wii) anzunehmen. Beide Konsolen erscheinen in Japan im Herbst dieses Jahres.

Dazu hat der Versandhändler Bestell- und Produktinformationsseiten mit allen Spielen für die zwei Konsolen eröffnet: Die finalen Liefertermine und Preise werden den Kunden auf Wunsch via Email mitgeteilt, nachdem sie verfügbar sind.

Bild: Sony High-End Videospielkonsole (Bluray inkl.) Playstation 3



Bild: Nintendos Konter in Form des Wii


Dazu veröffentlicht Amazon Japan wöchentlich eine kleine Grafik, die den Stand der Vorbestellungen aufgeteilt nach den verschiedenen Konsolen zeigt. Momentan liegt die Sony PlayStation3 (das upgegradete 60 Gigabyte-Modell) knapp vor Nintendos Wii. Das PlayStation3-Standardmodell mit 20 GB Festplatte liegt dagegen deutlich zurück.

Das Diagramm ist hier einsehbar.

Zusatzinfo:
Ein Artikel von letzter Woche zur anstehenden Konsolenschlacht in Japan ist hier nachzulesen.

7/17/2006

Japanische Unternehmen mit Problemen im Recruitment von Absolventen

Ich habe heute im japanischen TV einen Bericht über einen neuen "Trend" im hiesigen Arbeitsmarkt gesehen, der insbesondere den KMU schwer zu schaffen macht. Die japanischen Unternehmen haben zur Zeit große Probleme, Universitätsstudenten einzustellen.

Großer Bedarf, wenig Nachwuchs
Dieses Jahr wird der japanweite Bedarf mit knapp 820.000 Absolventen angegeben. Das ist ein Anstieg von satten 18% im Vergleich zum Vorjahr. Wenn die Wirtschaft brummt, steigt eben auch die Neigung, mehr Personal einzustellen.

Im Bericht wurde eine Personalmesse gezeigt, die am 6. Juli im Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum Tokyos, dem Stadtteil Shinjuku, stattfand. Obwohl etwa 150 Unternehmen daran teilnahmen, war die Messe fast menschenleer!

Ein interviewter Chef eines Herstellers von Handysoftware beschwerte sich, daß er seit dem Frühling nach Leuten sucht. Trotzdem konnte er bislang nur 19 von 25 Stellen für Absolventen besetzen und sagte schwere Probleme für die japanische Wirtschaft im Allgemeinen vorher. Er hat sich dem Bericht zufolge in seiner Verzweiflung an professionelle Recruitmentfirmen gewandt.

Eigene Erfahrungen
Ich bin auch im Moment auf der Suche nach einer interessanten Position in Tokyo. Letzte Woche hatte ich übrigens selber ein Job-Interview bei einer solchen Recruitmentfirma! Dieser hatte ich meinen Lebenslauf zukommen lassen mit der Bitte, sich bei mir zu melden, wenn einer ihrer Kunden eine adäquate Stelle zu besetzen hat.

Die Firma will mich jedoch selbst als Recuitment-Consultant einstellen. Der Chef dieses Recruiters hat übrigens auch von einem steigenden Bedarf an Personal in Japan für die nächsten Jahre vorhergesagt. Gut für mich...

Als ich 2000/2001 als Student in Japan war haben sich meine Kommilitonen übrigens noch gewunden, passende Stellen zu finden. Heute hat sich das Bild dagegen offensichtlich komplett gewendet.

Zusatzinfos:
Japanische Unternehmen (auch jene unter ausländischer Leitung) stellen Universitätsabsolventen vornehmlich zum April jeden Jahres ein.
Außerplanmäßige Einstellungen sind äußerst selten.

Japanische Studenten kümmern sich außergewöhnlich früh um eine Arbeitsstelle. Die überwältigende Mehrheit der Studenten weiß bereits einem Jahr vor dem Abschluß (also im 3. Studienjahr), bei welcher Firma sie in Zukunft arbeiten!

Innovation aus Japan (IV): Sharp revolutioniert Solarenergie

Was viele Leute wohl nicht wissen: Sharp stellt nicht nur Unterhaltungselektronik her, sondern ist auch gleichzeitig der weltweit größte Hersteller von Solarzellen!

Die Firma hat jetzt ein neues Produkt entwickelt, dessen Leistung etwa doppelt so hoch wie die gängiger Solar"batterien" ist, die sich zB auf Häuserdächern wiederfinden.

Das Solarzellenystem besteht im Wesentlichen aus einem Motor und einer beweglichen Platte, auf der nebeneinander die 7 Quadratzentimeter großen Solarzellen platziert sind.

Die Anlage merkt sich die Position der Sonne zu bestimmten Zeiten und weiß auch, wielange die Sonne am installierten Ort scheint. Die "Solarzellenplatte" bewegt sich entsprechend dieser Daten in einem 90-Grad-Winkel zur Sonne und kommt somit auf eine Effizienz in der Stromerzeugung von 36 Prozent.
Gängige Solarzellen können lediglich einen Wert von 15 bis 20 Prozent aufweisen.

Zusatzinfo:
Das neue Sharp-Solarzellensystem soll nächstes Jahr auf den Markt kommen. Zielgruppe sind den Angaben nach Stromkraftwerke und Fabrikanlagen. Die Preisgestaltung ist noch unbekannt.

7/16/2006

Innovation aus Japan (III): Waschmaschine von Sanyo braucht kein Wasser mehr

Normalerweise sind Waschmaschinen nicht so sexy und die neue von Sanyo ist in Japan auch schon ein paar Wochen "alt". Aber ich war heute in der Yamanote-Line (meistbefahrene Bahnlinie in Zentral-Tokyo) in einem Zug, den Sanyo komplett als Werbeträger für ihre "Aqua"-Waschmaschine gebucht hat.
Leider hatte ich keinen Fotoapparat dabei, die Plakate waren sehr gut gemacht. Und zwar so gut, daß ich das Gerät kurz vorstellen will. Außerdem ist ja Japan nicht gerade als Innovationsland bekannt, wenn es um Umweltschutztechnik geht.

Ich frage mich zunächst, warum Sanyo eine Waschmaschine, die als größten Clou eigentlich KEIN Wasser braucht, Aqua nennt. Aber naja.

Bild: Sanyos neuestes Baby, die Waschmaschine Aqua AWD-AQ1


Der AWD-AQ1 ist übrigens auch gleichzeitig ein Trockner und ist in weiß bzw. Metallic Brown erhältlich.

Funktionsweise
Die Waschmaschine benutzt zur Reinigung statt Wasser Ozon. Dazu wird durch den im Gerät eingebauten Ozongenerator Sauerstoff in Ozon umgewandelt und in der Trommel auf den Inhalt gesprüht. Effekt: Düfte, Bakterien und -bis zu einem gewissen Grad- auch Schmutz werden so eliminiert (Airwash-Funktion).
Besonders empfindliche Objekte können auf ein in der Trommel befindliches "Regal" gelegt werden. Ein "Wasch"gang dauert etwa eine halbe Stunde.

Bild: Befüllung der Waschmaschine


Alternativ kann auch wie gewohnt mit Wasser gewaschen werden.
Dann kommt der zweite Clou des AWD-AQ1 zum Einsatz: Das Wasser des vorherigen Waschgangs fließt nicht ab, sondern wird in einem Tank innerhalb der Maschine gespeichert. Das schmutzige Wasser kann durch den Einsatz von Ozon gereinigt werden und steht beim nächsten Einsatz des Geräts wieder zur Verfügung (Sanyo nennt das Aqualoop-Funktion).
Nicht schlecht. So werden nach Angaben der Firma aus den beim Gebrauch von Frischwasser benötigten 78 Litern ganz einfach 50 Liter.

Das Gerät kostet 262.500 Yen (~1787 Euro/~2792 Franken) und ist vorerst nur in Japan erhältlich.

Zusatzinfo:
Sanyo hat zur Erklärung ihrer Aqua-Waschmaschine auch eine englischsprachige Website eingerichtet, die sich hier befindet. Dort ist auch eine Reihe weiterer interessanter Funktionen des Geräts aufgeführt.

Im Waschmaschinenraum meines Apartmenthauses sind sowohl Trockner als auch die Waschmaschinen übrigens Marke Sony!

7/15/2006

Neuer (offiziell) anerkannter Fall von Tod durch Überarbeitung (Karoshi) in Japan

Im europäischen Meinungsbild über Japan hat sich ein Phänomen -bedingt durch die immanente Radikalität- besonders stark eingebrannt.

Die Rede ist von "Karoshi" (過労死), dem Tod durch Überarbeitung.

Am Mittwoch hat das japanische "Health, Labor and Welfare Ministry" (厚生労働省) den Tod eines jungen Japaners als Karoshi anerkannt.

Der bei Fujitsu Ltd. angestellte Mann (28) beging bereits im März 2002 Selbstmord im Wohnheim seines Arbeitgebers (in Japan stellen viele Unternehmen ihren Angestellten betriebseigene Wohnheimplätze verbilligt zur Verfügung).

Zeitungsangaben nach machte der Mann über einen Zeitraum von sieben Monaten 60 Überstunden pro Monat. Im letzten Monat vor seinem Tod stieg diese Zahl sogar auf 180 Stunden an!

Der Mann war für die Erstellung von Bedienungsanleitungen für Gesundheitsprodukte bei Fujitsu zuständig.

Die Klage seiner Eltern beim Atsugi Labor Standards Inspection Office (Präfektur Kanagawa) ging kurz nach seinem Tod ein. Es sollte jedoch über 4 Jahre dauern, bis ihr auch stattgegeben wurde. Dazu entschuldigte sich das Office auch offiziell für den Tod ihres Sohnes.

Die Firmen, die ich bis jetzt in Japan von innen gesehen habe, haben gottlob niemals auch nur den Eindruck gemacht, sie würden ihre Mitarbeiter 180 Stunden pro Monat länger arbeiten lassen. Weitere Kommentare sind da wohl überflüsssig.

Zusatzinfos:

Der erste Tod durch Karoshi wird auf das Jahr 1969 taxiert, als ein 29-jähriger Japaner nach extremer Überarbeitung durch einen Herzschlag starb.
Die offizielle Anerkennung dieser Todesart ist extrem selten. In 2001 etwa waren 143 Fälle zu zählen, bei denen das japanische Gesundheitsministerium Karoshi feststellte.

7/14/2006

Wieder Neues von Schindler Japan (V)

UPDATE:
Weitere Beiträge zu Schindler Japan sind:

hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006)
hier (04.07.2006)
hier (08.07.2006)
hier (22.07.2006)
hier (22.11.2006)
hier (14.12.2006)

Eine neue Blamage für den gebeutelten japanischen Ableger des Schweizer Aufzug- und Rolltreppenherstellers Schindler.

Am Mittwoch waren in Tokyo aufgrund eines Defekts 2 Menschen für 30 Minuten in einem Schindler-Aufzug gefangen.

Peinlichkeit 1:
Einer davon war ein Schindler-Mitarbeiter.

Peinlichkeit 2:
Der besagte Lift ist im Nachbarhaus des Gebäudes installiert, in dem letzten Monat ein japanischer Schüler von einem Schindler-Aufzug zerquetscht wurde.

Die beiden Personen im Lift blieben -Gott sei Dank- unverletzt. Der Aufzug sollte vom 10. Stock des Gebäudes runterfahren, blieb jedoch im 9. Stock stecken.

Von diesem neuerlichen Vorfall habe ich dieses Mal nicht im TV erfahren(was aber nichts heißen muß), sondern gestern in mehreren japanischen Tageszeitungen davon gelesen.

Japanische Notenbank gibt Null-Zins-Politik auf

Das war zu erwarten:
In Tokyo teilte die Zentralbank mit, daß der Zinssatz für Tagesgeld von 0 auf 0,25 Prozent angehoben wird.

Der Zinssatz lag seit Februar 1999 mit kurzen Unterbrechungen bei Null. Ziel war es, die für Japan notorische Deflationsspirale in ihrer Wirkung abzumildern.

Offenbar ist man der Meinung, daß die Wirtschaft im Moment stark genug brummt, um so einen Zinssatz auszuhalten. Mehr dazu hier.

7/13/2006

Innovation aus Japan (II): Roboter (powered by Bluetooth+Handy) für Japans Manager und andere Streßleidende

Die Japaner sind besessen von Robotik. Ein Bericht von mir zu Robotern speziell für ältere Menschen ist hier.

Jetzt gibt es einen neuen Roboter (Website hier, nur in Japanisch), über den auch im japanischen Fernsehen extensiv berichtet wird.

Es handelt sich um einen "Desktop Hobby Robot", den der Hersteller Systec Akazawa "Plen" getauft hat. Desktop, weil der Roboter durch seine kleinen Maße auch auf einem Schreibtisch betrieben werden kann.

Bild: Plen, der neueste Roboter aus Japan

Der Roboter ist ein reines Fun-Produkt. Der Clou: Er läßt sich über Bluetooth mit dem Handy steuern. Und wie: Um die Bewegungen möglichst flexibel und flüssig aussehen zu lassen, ist Plen an insgesamt 18 Stellen beweglich.

Viele Funktionen und Features
Der größte Vermarktungsclou ist darin zu sehen, daß der Roboter neben vielen anderen Albernheiten auch auf einem Skateboard und Rollerblades fahren kann. Ich persönlich finde das Design von Plen wirklich ganz kawaii (niedlich). Es gibt häßlichere Spaßroboter.
Man kann Plen hier beim Skaten in Aktion sehen (dazu benötigen Sie Quicktime auf Ihrem Computer).

Technische Rahmendaten
Der Roboter wird durch einen 33MHz 32bit ARM7 CPU-Prozessor angetrieben, unterstützt neben Bluetooth auch USB und bietet eine RS 232-Schnittstelle.

Plen ist 23 cm hoch und wiegt 700 Gramm. Man kann ihn 25 Minuten am Stück betreiben, bevor er wieder aufgeladen werden muß.

Der Roboter ist direkt von der Website des Herstellers zu beziehen und kostet 262.500 Yen (~1795 Euro/~2813 Franken).
Die Firma ist übrigens in Osaka beheimatet und hat nur 25 Mitarbeiter.


Weitere Fotos:


Harley Davidson Japan ruft Motorräder zurück

Auch amerikanische Firmen machen Fehler in Japan. Zumindest kleine, wie in diesem Fall.

Harley Davidson Japan
(Website nur in Japanisch) hat jetzt insgesamt 3.163 Motorräder zurückrufen müssen.

Die Firma hat 2 Modelle herausgebracht, bei denen im Nachhinein technische Probleme an den Bremsen festgestellt wurden. Die Motorräder wurden aus den USA importiert. Betroffen sind Importe aus dem Zeitraum September 2003 bis Juli 2005.

Harley Davidson Japan warnt davor, daß das Bremslicht nicht erlischt, wenn der Fahrer die Bremse nicht mehr betätigt.

Es hat schon Gaijin-Firmen in Japan gegeben, die mit größeren Katastrophen leben mußten.

Zusatzinfos:

Harlez Davidson ist in Japan seit 1989 mit einer eigenen Niederlassung vertreten. Die legendäre Motorradmarke beschäftigt hier knapp 60 Mitarbeiter.

7/12/2006

Es gibt kein deutsches Bier in Japan

Naja, jedenfalls fast nicht.

Heute habe ich im Fernsehen stolze Mitarbeiter der japanischen Brauerei Kirin gesehen, die im ersten Halbjahr diesen Jahres ihren Erzfeind Asahi nach Marktanteilen (DER heiligen Kuh unternehmerischer Kennzahlen in Japan) schlagen konnte.

Besonders aufgrund der hohen Popularität von Kirins "Happoshu" (発泡酒, Biersorten mit niedrigem Malz-Gehalt) gelang es der Firma ihren Marktanteil auf 37,6 Prozent zu steigern (+10,7 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr).
Asahi
verlor im selben Zeitraum 4,3 Prozentpunkte und landete bei 37,3 Prozent.

Eine weitere Erklärung für diesen Erfolg mag in Kirins Sponsoring der japanischen Nationalelf bei der WM in Deutschland zu sehen sein.


Zusatzinfo:

Es gibt zwei Hauptarten von Bier in Japan: Neben "normalem" Bier ist auch das oben angesprochene Niedrigmalz-Pendant Happoshu erhältlich. Auf Happoshu müssen Hersteller weniger Steuern zahlen, was sich auch in niedrigeren Verkaufspreisen niederschlägt.
Bizarrerweise (jedenfalls aus europäischer Sicht) ist in fast allen Bieren Japans Reis als Inhaltsstoff enthalten. Das trifft auch auf einige Biere aus dem Westen zu, z.B. auf Budweiser (in Japan von Kirin vertrieben)!


Meinung:
Als Deutscher hat es mich schon bei meinem ersten Aufenthalt in Japan gewundert, warum die deutschen Brauereien kaum im Lande vertreten sind. Fragt man die Japaner nach Deutschland, kommt nämlich nahezu immer "Bier und Würstchen" als Antwort.

Dominiert wird der Markt -wie auch aus obigen Zahlen ersichtlich- von heimischen Firmen, die eigentlich ganz gute Biere herstellen. Im Vergleich zu Deutschland sind die Preise übrigens exorbitant hoch.
Guckt man sich in japanischen Bars oder Supermärkten um, sind deutsche Biere trotz potentieller Imagevorteile fast kaum zu finden. Weitaus öfter sind Marken wie Budweiser oder Corona vertreten.

Wäre mal ein Thema für eine Diplomarbeit...

Yoshiaki Sakito (Apple Japan) kündigt Marketing-Job

Yoshiaki Sakito hat am Montag Apple Japan verlassen.

Der Vizechef der Marketing-Abteilung gilt als Marketing-Genie und steht maßgeblich hinter dem Mega-Erfolg des iPod in Japan (Website nur in Japanisch).

Bild: Marketing-Genie Sakito

Sakito wird vorübergehend von Phil Schiller ersetzt, der Senior Vice President von Apples weltweitem Marketing ist.

Die Nihon Keizai Shimbun berichtet, daß Sakito demnächst eine eigene Venture-Firma gründen will.

Automobilzulieferer Denso wird kinderfreundlicher

Der Umbruch im Denken japanischer Firmen geht weiter. Und wieder geht es um die Personalpolitik.

Der Automobilzulieferer Denso hat gestern mitgeteilt, daß er seinen Mitarbeitern ab November bis zu 5 Auszeiten gönnen will, in denen sie Vaterschafts- bzw. Mutterschaftsurlaub nehmen können. Maximal können die Mitarbeiter 3 Jahre der Firma fernbleiben.

Bis jetzt erlaubte Denso nur Auszeiten, bis Kinder 1 1/2 Jahre alt waren. In Zukunft wird das System dahingehend flexibilisiert, daß Eltern die Auszeiten in Anspruch nehmen können, bis ihre Kinder die Grundschule verlassen.

Nach Unternehmensangaben haben sich die Fälle in der Vergangenheit gehäuft, in denen Mitarbeiter ob der bisher starren Urlaubsregelung kurzerhand gekündigt haben, um sich um ihren Nachwuchs zu kümmern.

Der vorhergesagte Mangel an Arbeitskräften in der japanischen Wirtschaft wirft also seine Schatten voraus.

Zusatzinfo:

1)
Densos Zentrale ist in der japanischen Präfektur Aichi (wo u.a. auch Volkswagen stark präsent ist) beheimatet.

2)
Der Konzern ist weltweit in 32 Ländern vertreten und beschäftigt knapp 100.000 Menschen. Die Denso Automotive Deutschland GmbH hat ihren Sitz in Freising.
Der Umsatz der gesamten Unternehmensgruppe lag im letzten Fiskaljahr bei 27,3 Mill. USD.

7/11/2006

"Made in Japan" gibt es immer noch:

Kawasaki produziert in Japan für Boeing

Ein seit Jahrzehnten mit Sorge betrachtetes "Hot Topic" in Japan ist die Furcht vor "Kudoka", der graduellen Aushöhlung der industriellen Basis des Landes.

Der Hintergrund liegt auf der Hand:
Globalisierung, Öffnung des chinesischen Marktes, Nähe zu den viel billigeren Standorten China und Süostasien, niedrige Transportkosten, kaum noch existierende tarifäre Handelshemmnisse, hohes Lohnniveau in Japan.

Diese Faktoren besitzen eine große Durchschlagskraft und lassen sich auch in ferner Zukunft wohl nicht wegdiskutieren.

Es gibt aber doch noch Ausnahmen. Kawasaki Heavy Industries (川崎重工業) hat gerade am Montag ein Werk in Yatomi in der Präfektur Aichi fertiggestellt. Dort werden Teile für Flugzeuge der Marke Boeing 787 hergestellt (z.B. Rumpfteile), wobei die Produktionsanlage eine Größe von knapp 21.000 Quadratmetern hat. Das Investitionsvolumen beträgt 17 Milliarden Yen (~117 Mill. Euro/~183 Mill. Franken)

Bild: Boeing 787 (Konzeptfoto, das Flugzeug steht noch vor dem Jungfernflug)


Die Boeing 787 ist ein mittelgroßes Großraumflugzeug für Langstrecken, daß 200-300 Passagiere befördern kann. Das Flugzeug steht in Wettbewerb zum Airbus A350.

Meinung:
Interessanterweise haben sich insbesondere einige Großkonzerne Japans (mein kurzer Bericht zu Toshibas letzter entsprechender Ankündigung etwa ist hier) besonders in den letzten 3-4 Jahren entschlossen, diesen Trend zumindest teilweise umzukehren.

Die Investitionen im Heimatland gehen dabei quer durch alle Wirtschaftssektoren. Es fällt aber auf, daß bei diesem Phänomen High-Tech-Produkte besonders stark repräsentiert sind.
Dieses gilt speziell für Bildschirme: Canon und Toshiba planen eine gemeinsame Produktion in Hyogo, wo auch Matsushita Plasma-Screens herstellen will (beide in 2007). Sharp investiert in Mie in die Produktion von LCD-Bildschirmen, ein Gemeinschaftsunternehmen von Hitachi und Fujitsu plant die Herstellung von Plasmas in Miyazaki.

Es ließen sich weitere Beispiele anführen. IMHO wird es ähnlich wie in Deutschland eine duale Entwicklung geben: Zum Teil wird weiter oder wieder im "Mutterland" produziert, ein anderer Teil der Investitionen wird trotzdem weiter in Billiglohnländer gelenkt. Ein echtes Comeback Japans als Produktionsstandort wird es wohl nicht geben.

Innovation aus Japan (I)

Der japanische Elektronik-Konzern OKI trägt mit einem neuen Produkt zum Innovationsreigen des Landes bei.

Ende Juni hat die 100%ige Tochter Oki Environment Technologies (株式会社沖環境テクノロジー, Website nur in Japanisch) einen "Ozongenerator" im Miniformat herausgebracht, der besonders in Autos zur Geruchsbekämpfung eingesetzt werden soll.

Der so genannte Kaiteki My Car
(OZ-1) wurde zusammen mit einer Venture-Firma aus Okayama entwickelt.

Bild: Kaiteki My Car (OZ-1)


Das Gadget wiegt etwa 50 Gramm und ist 60x85x27 Milimeter groß. Das Kaiteki My Car reinigt die Luft im Innenraum von Autos (Tabak, Haustiere, Klimaanlage usw.) durch das Erzeugen von Ozon.

Zusatzinfos:
1) Das Produkt ist in 3 Farben erhältlich: schwarz, silberfarben und pink. Der Preis wird von OKI nicht vorgegeben, bewegt sich aber bei etwa 10.000 Yen (~69 Euro/~108 Franken).

2) Das Wort "Kaiteki" (快適) kann man in etwa mit "angenehm" ins Deutsche übersetzen.

7/10/2006

Toshibas neues High-Tech-Flagschiff RD-A1

UPDATE 13.07.2006:
Toshiba verschiebt den Verkauf des Geräts vom 14.07. auf den 27.07. Die Firma gibt Produktionsprobleme als Grund an.

RD-A1. Warum haben denn ausgerechnet solche Geräte oft solch dröge Namen?

Auf jeden Fall hat Toshiba jetzt in Japan einen neuen HD-DVD-Recorder rausgebracht, dessen Features mehr als beeindruckend sind.

Bild: Toshibas neuester Streich, der RD-A1 (bitte anklicken für größeres Foto)

Der Käufer kann mit dem RD-A1 den weltweit ersten Recorder in sein Regal stellen, der High Definition-Bilder bis 1080p verarbeiten kann (was einem natürlich nur nutzt, wenn der betreffende TV diese superhohe Auflösung auch darstellen kann).

Der Recorder bietet einen gigantischen Speicherplatz von 1 Terabyte (1000 Gigabyte), mit dem 130 Stunden (!) High-Definition im Gerät gespeichert werden können. Bei Bedarf lassen sich Aufnahmen auch auf eine HD-DVD brennen, die bis zu 4 Stunden bespielt werden können.

Das RD-A1 kommt am 14. dieses Monats in Japan heraus und ist vorerst nur hier erhältlich. Der Preis liegt bei 398.000 Yen (~2725 Euro/~4273 Franken).

Weitere Fotos (zur Vergrößerung bitte anklicken):





Meinung:

Nachdem Toshiba in Japan bereits mit dem ersten HD-DVD-Player der Konkurrenz in Form von Sony (die mit ihren Blu-Ray-Format erst im Herbst nachziehen, auch wenn es bereits erste Vaios mit integriertem Player/Brenner gibt) zuvorkam, ist jetzt der zweite folgerichtige Schritt getan.

Ich persönlich glaube aber, daß sich das Blu-Ray-Format durchsetzen wird. Da kann Toshiba noch so schnell sein.
Den Hauptgrund sehe ich in der Tatsache, daß Sony die Technologie als trojanisches Pferd in ihre nächste Videospielkonsole Playstation 3 einbaut.
Trotz des horrenden Preises der PS3 (59.800 Yen/~407 Euro/~638 Franken für die Basisversion!) wird sich das Gerät sicher gut verkaufen. Dann hat man bereits einen Blu-Ray-Player in der Wohnung und kann sich die Technologie anschauen, ohne sich einen Player kaufen zu müssen. Hat damals mit der Playstation 2 (mit der man neben Spiel-DVDs auch Film-DVDs abspielen kann) ja auch prima geklappt.

Microsofts Weg, für Ihre in Japan gescheiterte Videospielkonsole X-Box 360 als Reaktion auf Sony einen externen HD-DVD-Player anzubieten, ist dagegen IMHO komplett falsch: So ein Plan ist in der Videospielgeschichte noch nie aufgegangen...

Neuer Matsushita-Chef fordert mehr Profit, Ausländer und Frauen (!) in seiner Firma

Am Freitag hat der neue Chef von Matsushita Electric Industrial (松下電器産業株式会社, Mutterkonzern von Panasonic), Ohtsubo Fumio (60), zunächst einmal mehr Profit für den Konzern gefordert.

Die für das nächste Fiskaljahr angepeilten 5% sollen bis 2010 auf 10% gesteigert werden - u.a. durch eine aggressivere Vermarktung von Flachbildfernsehern der Marke Panasonic.

Bild: Ohtsubo Fumio, Chef von Matsushita vor einem Flatscreen von Panasonic


Viel interessanter aus "Gaijin-Sicht" ist aber, daß Ohtsubo explizit gesagt hat, daß die Beschäftigung von mehr Ausländern und Frauen zu einer besseren Entwicklung der Unternehmenszahlen beitragen würde!

Das ist meines Wissens das erste Mal, daß der Vorsitzende eines solch bedeutenden japanischen Konzerns diese beiden "Randgruppen" der heimischen Arbeitswelt derart lobend erwähnt.

Also schon wieder ein kleines Indiz für einen Umbruch im Denken japanischer Traditionsfirmen in ihrer Personalpolitik.

Zusatzinfo:
Erst kürzlich fiel Matsushita durch die Zahlung von relativ hohen Extraprämien an seine Mitarbeiter/innen in Japan auf.

7/08/2006

Aufzüge von Schindler Japan erhalten schlechte Zensuren für Sicherheit (IV)

UPDATE:
Weitere Beiträge zu Schindler Japan sind
hier (26.06.2006)
hier (01.07.2006)
hier (04.07.2006)
hier (14.07.2006)
hier (22.07.2006)
hier (22.11.2006)
hier (14.12.2006)

Das japanische Ministry of Land, Infrastructure and Transport (国土交通省), hat vor einigen Wochen -unabhängig vom "Fall" Schindler- eine Umfrage zur Aufzug-Sicherheit in Regierungsgebäuden durchgeführt (Zeitraum April bis Juni 2006).

Diese Umfrage ist am Freitag in Japan erschienen.

Insgesamt wurden 2.002 Gebäude erfasst, in denen 4.705 Aufzüge installiert sind (von verschiedenen Herstellern).

Die durchschnittliche Quote an Funktionsstörungen in all diesen Aufzügen wurde mit 0,15 angegeben.

Allerdings hatten die Schindler-Erzeugnisse den Wert von 0,4 erreicht und wurden nur von einer einzigen (eher unbedeutenden) Firma überboten (0,74).

Ich bin wirklich gespannt, wie es mit dieser Firma in Japan weitergeht.

7/07/2006

Nintendo nennt Preis und weitere Details ihres "Wii" im September

Die Japaner lieben ihren Handheld von Nintendo, den Nintendo DS. Der Nachfolger des legendären Gameboy ist seit Monaten quasi überall sofort nach Erscheinen ausverkauft und kaum in den Regalen zu sehen. Auch in Europa erfreut sich das Gerät großer Beliebtheit.

Bild: Nintendo DS
(man beachte den Double-Screen und den Eingabestift für den Touchscreen)


Aus wirtschaftlicher Sicht ist interessant, daß Nintendo es mit dem DS geschafft hat, vollkommen neue Kundenschichten zu erschließen. Besonders zählen Frauen und ältere Menschen dazu, die sich z.B. in den Zügen Tokyos an zuvor unbekannten Gedächtnistrainingsspielen erfreuen - die auch von Nintendo kommen. Die Firma verdient mit dem Produkt also an Hard- und Software.

Bild: Gedächtnistrainingsspiel von Nintendo von Dr. Kawashima
(auch in Europa erhältlich)


Der nächste Streich ist eine stationäre Videospielkonsole, das so genannte Wii. Mit diesem Gerät will Nintendo dem Konkurrenzkampf zwischen Microsoft (X-BOX 360) und Sony (Playstation 3) ausweichen und bietet ein (im Vergleich) Low-Tech-Produkt an.

Bild: Nintendos nächste Videospielkonsole WII


Der Clou am WII ist neben zahlreichen anderen Gimmicks der Controller. Er hat nur wenige Bedienknöpfe und ähnelt (absichtlich) einer TV-Fernbedienung. Nintendo will damit Kunden gewinnen, die sonst von komplizierten Controllern mit vielen Tasten abgeschreckt werden. Der drahtlose Controller (Verbindung über Bluetooth) hat einen Bewegungssensor eingebaut, wodurch in den eigenen vier Wänden z.B. Baseball gespielt werden kann. Und zwar mit dem Controller als Schläger!

Bild: Wii-Controller



Bild: Der Controller in Aktion



Die Firma hat jetzt bekannt gegeben, daß im September der finale Preis und der genaue Lieferungstermin der Konsole verkündet wird. Fest steht, daß Wii in Japan im vierten Quartal dieses Jahres erhältlich sein wird.

Zusatzinfos:
1)
Die X-Box 360 von Microsoft kann man in Japan abschreiben. Das eigentlich fast tadellose Gerät ist im Land gnadenlos untergegangen und wird knapp 1.000 mal in der Woche verkauft. Eine katastrophale Performance.
Zum Vergleich: Das sechs Jahre alte und technisch hoffnungslos unterlegene Konkurrenzprodukt von Sony, die Playstation 2, hat sich z. B. in der Woche vom 12. bis zum 18.6. über 25.000 mal verkauft!

2)
Der Nachfolger der Sony-Konsole, die Playstation 3, erscheint in Japan im November. Das Basismodell (es gibt noch eine Version mit mehr Speicher) wird für heftige 59.800 Yen angeboten (~407 Euro/~638 Franken).

3)
Interessanterweise wird Nintendo mit ihrem Low-Tech-Ansatz scheinbar das Strategieziel erreichen, der Konkurrenz zu entfliehen und trotzdem Geld zu verdienen. Das Wii rangiert bei Umfragen von Videospielmagazinen, bei den am sehnlichsten erwarteten Produkten regelmäßig weit vor der Playstation 3!
Gemaga, ein bekanntes japanisches Videospielmagazin etwa, führte Anfang Juni eine Umfrage unter ihren Lesern durch.

Frage: Welche der folgenden 3 Next Generation-Konsolen wollen Sie in Zukunft kaufen?

Das Ergebnis:
65%: Wii

20%: PS3 (!)
14%: Xbox 360

Natürlich nicht repräsentativ, aber ähnliche Umfragen
brachten ähnliche Ergebnisse hervor. Nintendo kann es nur recht sein...

Wenn die Wirtschaft brummt, wird auch investiert

Das gilt jedenfalls für die japanischen Megakonzerne Toshiba und Honda, die beide Expansionspläne verkündet haben.

Der Wirtschaft in Japan geht es immer besser. Offensichtlich will die Regierung ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr um immerhin 0,2% auf 2,6% anheben. Das Wirtschaftsministerium hat verkündet, daß die derzeitige Erholungsphase die stärkste seit Ende des 2. Weltkriegs ist.

Toshiba will in der Präfektur Iwate in ein neues Werk investieren, das Flashmemory-Chips für elektronische Geräte wie z. B. Musik-Player herstellen soll.

Honda expandiert dagegen in Indien. Über die nächsten 10 Jahre sollen dort nach der Gründung einer Tochtergesellschaft immerhin 650 Mill. USD investiert werden.
Honda-Chef Fukui hat am Donnerstag gesagt, daß er Indien für den wichtigsten Wachstumsmarkt der Firma hält - interessanterweise noch vor China!
Honda hofft, bis 2010 seine Verkäufe in Indien bis 2010 auf 150.000 Autos pro Jahr zu verdoppeln.