10/31/2006

Industrieverband Keidanren will Gaijin-Firmen blockieren

Der 1. Deutsche Japan-Business-Blog hat es sich ja zum Ziel gemacht, über News, Trends und Innovationen aus Japan zu berichten, die zum einen persönlich kommentiert werden (Blog eben) und zum anderen unter den Radar europäischer Medien fallen.

Eine solche Nachricht ist etwa am heutigen Tage zu vermelden. Ich glaube nicht, daß irgendwo anders darüber berichtet wird - und schon gar nicht in deutscher Sprache!

Keidanren versus ACCJ und EBC
Es geht um eine Initiative des in Japan außerordentlich einflußreichen Verbandes der japanischen Industrie, des "Nippon Keidanren" (日本経団連). Gegenüber dieser Organisation nimmt sich die Macht des BDI in Deutschland fast verschwindend klein aus.

Die beiden einflußreichsten Industrielobbys unter Kontrolle von Gaijin sind zum einen die American Chamber of Commerce (ACCJ) und zum anderen das European Business Council (EBC). Das EBC ist eine Interessensvereinigung von 18 europäischen Handelskammern in Japan und repräsentiert 3.000 Firmen aus Europa. Die DIHK ist ebenso Mitglied wie die Handelskammern aus der Schweiz und Österreich.

Keidanren will Mergers verhindern
Die ACCJ und das EBC gehen nun seit gestern öffentlich auf Konfrontationskurs mit dem Keidanren. Hintergrund sind Berichte, wonach die Japaner derzeit ersuchen, massiv auf Parlamentarier einzuwirken - Ziel: Erschwernis von Mergers durch Gaijin-geprägte Firmen mit heimischen Unternehmen.

Konkret will das Keidanren verhindern, daß Ausländer -durch Aktientausch erreichte- sogenannte "Triangular Mergers" durchführen können. Den Berichten nach soll der Verband wohl fordern, daß eine ausländische Firma zuvor in Japan gelistet sein muß: Ein Brocken also, der solch ein Vorgehen praktisch unmöglich macht!

Die ACCJ und das EBC haben gemeinsam eine Erklärung verabschiedet, in der sie sich über die Initiative des Keidanren beschweren und auf die sowieso schon blamabel schlechte Position Japans in Bezug auf ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) aufmerksam machen. Diese kann sich durch eine solche Regulierung natürlich nur weiter verschlechtern.

Zusatzinfos
1)
Dazu muß man wissen, daß Japans Anteil von FDI am BIP bei 2,2% liegt. In China liegt dieser Wert bei 14,3%. Japans Quote in 2005 war so schlecht wie seit 1996 nicht mehr.

2)
Die ACCJ und das EBC haben zudem betont, daß an Japans Börsen zur Zeit nur etwa 30 Firmen aus dem Ausland notiert sind - dazu noch mit gebremstem Wachstum in der letzten Zeit.

3)
Politischer Hintergrund für die Maßnahme des Keidanren: Im Mai 2007 tritt ein neues Gesetz in Japan in kraft, wonach es in- und ausländischen Firmen erlaubt wird, sich durch Aktientausch mit japanischen Unternehmen zu verschmelzen. Aus Angst vor einer M&A-Welle aus dem Ausland wurde dieses Gesetz bereits um ein Jahr verschoben!

4)
Das Keidanren repräsentierte zur Jahresmitte 1.351 Einzelunternehmen, 130 Industrieverbände und 47 regional organisierte Wirtschaftsvereinigungen - also mehr oder weniger die gesamte japanische Wirtschaft!

5)
Ein ausführlicher Bericht von mir zu M&A in Japan (Hintergrund und aktuelle Fälle) finden Sie hier!

10/30/2006

In eigener Sache: Email-Service ist down

Leider macht mir mein Webhost, über den ich meine Site www.markteintritt-japan.de betreibe, Probleme.

Folgerichtig erreichen mich zur Zeit auch keine Emails unter der Adresse "anfrage@markteintritt-japan.de".

Bei Fragen oder Kritik bitte ich meine Leser, vorübergehend die Adresse "markteintritt_japan@hotmail.de" zu benutzen.

METI vergibt neue Milliardenkredite an Klein- und Mittelunternehmen

Wer für eine längere Zeit in Japan gelebt hat, wird um das Phänomen des "Hoshounin" (保証人) nicht herumkommen. Dabei handelt es sich um einen Bürgen, auf den Japaner bei bestimmten Verträgen beim Aufkommen von Problemen zurückgreifen können.

Am bekanntesten ist das Hoshounin-Prinzip, das übrigens nicht auf Gaijin beschränkt ist, bei Mietverträgen. Mittlerweile gibt es Ausnahmen, aber normalerweise muß man vor dem Abschluß einen in Japan lebenden Menschen als Bürgen benennen können.

Japaner oder Gaijin ist in der Regel egal, ein Japaner im Ausland zählt jedoch nicht! Es können auch "Nichtpersonen" -etwa der Arbeitgeber oder die Universität- als Bürgen angegeben werden.

Die Methode wird auch bei Kreditverträgen angewendet. Vergibt eine Bank einen Kredit an die auch in Japan stark vertretenen Klein- und Mittelunternehmen (KMU), ist es hierzulande so, daß der Besitzer persönlich als Hoshounin eingesetzt werden muß.

METI durchbricht Hoshounin-Prinzip bei KMU
Natürlich ist mit solch einer Vereinbarung eine persönliche Bürde verbunden: Platzt der Kredit, kann sich die Bank am Privatvermögen des Besitzer des betreffenden KMU schadlos halten. Das allmächtige Ministry of Economy, Trade and Industry (bekannt als METI, Keizaisangyoushou: 経済産業省) möchte diesem Treiben nun ein Ende setzen.

Bereits ab nächsten Frühling ist es geplant -in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Finance (Zaimushou: 財務省)- ein neues Darlehenskonzept einzuführen, daß ohne Bürgschaften funktioniert. Die beiden Ministerien werden dann Gelder an KMU vergeben, ohne daß Privatleute mit ihrem persönlichen Vermögen haften müssen.

Der Zins soll dabei bei bei den standardmäßigen 2,35 % für 5-Jahres-Darlehen stehen und mit einem Aufschlag zwischen 0,2% und 0,3% für das Zahlungsausfallrisiko versehen werden. Das METI schätzt, daß mit diesem neuen Programm im ersten Jahr etwa 150 Mrd. Yen (~1 Mrd. Euro/~1,6 Mrd. Franken) ausgeschüttet werden.

Das ist in der Tat eine stolze Zahl. Überhaupt scheint das METI in der letzten Zeit in diesem Bereich extrem aktiv zu werden. Man beachte z.B. auch meinen Bericht vom 30. September (Japanische Regierung gibt Pleiteunternehmen eine 2. Chance)! Auch das dort bebloggte Programm war ja bereits auf japanische KMU ausgerichtet.

10/28/2006

Innovation aus Japan (37): NEC und NTT stellen Babysitter-Roboter vor

Mal wieder ein Bericht über ein neues Produkt aus Japans Roboterindustrie. Hat Deutschland eine? Ich glaube nicht.

Kollaboration zwischen NEC und NTT
Es handelt sich um eine Ko-Produktion der japanischen Megakonzerne NEC und NTT. Der wirklich sehr "kawaiie" neue Roboter trägt den Namen "Papero" (Partner-Type-Personal-Robot) und ist als elektronischer Babysitter für Kleinkinder entwickelt worden!

Bilder: NECs und NTTs Papero-Roboter


Viele Funktionen eingebaut
Der Clou: Papero steht nicht nur da und kann 1-2 Sätze aufsagen, sondern ist wirklich multifunktional. Der Roboter kann singen, tanzen, Kindern zuhören und z.T. sogar antworten!

NTT hat bei diesem Roboter die Verbindungsmöglichkeit zu Handys eingebracht. Es ist besorgten Eltern möglich, bei Abwesenheit den Roboter anzurufen. Daraufhin wird auf dem Handydisplay angezeigt, was daheim gerade vonstatten geht: Die entsprechende Kamera sitzt dabei hinter der Augen von Papero! Wenn der Roboter zudem merkt, daß das Kind nicht anwesend ist, wird nach einiger Zeit automatisch ein Alarmsignal an das Handy der Eltern abgesetzt.

Desweiteren kann man Papero einfache Emails schicken, die den Roboter anweisen, das überwachte Kind mit kurzen Sätzen zu loben (etwa "Gut gemacht!") oder ihm etwas vorzusingen.

Dazu kann Papero auch Fotos von seinem Schützling schießen. NEC und NTT haben angekündigt, daß diese gesammelt und auf eine Blog-Seite gestellt werden können, um so die körperliche Entwicklung der Kinder zu dokumentieren.

Papero soll im November in zwei Kindertagesstätten in der Präfektur Yamanashi (Mt. Fuji) bis Jahresende getestet werden, bevor das Produkt vermarktet wird.

Die Funktionen sind wirklich beeindruckend vielfältigHier paßt der Satz "Die Japaner mal wieder" ausnahmsweise wirklich.

10/26/2006

Innovation aus Japan (36): Toshibas Cyberhelm versetzt Nutzer in virtuelle Welt

Hmmm, diese neulich in Tokyo vorgestellte Innovation vom Elektronikgiganten Toshiba sieht erstens ziemlich seltsam aus und befindet sich zweitens noch in der Prototypen-Phase.

Trotzdem ist mir die Erfindung, eine Art Cyberhelm, einen kurzen Bericht im 1. Deutschen Japan-Business-Blog wert.

Mit dem Helm ist es dem Träger möglich, sich in die "Welt" zu versetzen, die innerhalb des Geräts auf einen Bildschirm (Größe: 40 cm) projiziert wird. Bewegt der Nutzer den Kopf, bewegt sich das Bild synchron mit und vermittelt so den Eindruck, tatsächlich in der künstlichen Welt zu sein!

Bild: Toshibas Cyberhelm im Einsatz


Laut Toshiba kann man den Kopf dabei vertikal bis zu 120 Grad und horizontal bis zu 160 Grad drehen. Infrarot-Sensoren, die sich außen auf dem Helm befinden, erfassen die entsprechenden Bewegungen.

Das Gerät ist 2,7 Kilo schwer. Es hebt sich von bereits erhältlichen Cyber"brillen" dadurch ab, daß die "reale" Welt durch die helmartige Bauweise komplett abgeschottet wird.

Toshiba will das Gadget in etwa 2-3 Jahren vermarkten. Die Zielgruppe wird -man ahnte es bereits- insbesondere bei Videospielern gesehen.

10/24/2006

Softbank (ehemals Vodafone Japan) läutet Preiskrieg in Japans Handymarkt ein

Die japanischen Preise für die Nutzung von Handys werden in der nächsten Zeit wohl dramatisch in den Keller gehen.

Vodafone wurde zu Softbank
Vodafone hatte sich ja durch den Aufkauf von Japan Telecom (66,7% Anteil) und dem Handy-Ableger J-Phone (69,7%) im Oktober 2001 mit seinem Japan-Abenteuer ganz gewaltig in die Nesseln gesetzt. Nach der Erkenntnis, daß hierzulande nichts für den englischen Konzern zu holen ist, wurde Vodafone KK dann im März dieses Jahres an den japanischen Technologie-Riesen Softbank verkauft.

Mittlerweile ist das Rebranding (Vodafone -> Softbank) in Japan offiziell abgeschlossen, nachdem eine riesige Marketing-Kampagne (TV, Printmedien, Radio, Werbung in Nahverkehrsmitteln) durchgeführt wurde.

Softbank mit Überraschung
Masayoshi Son, CEO von Softbank, hat es sich gestern nicht nehmen lassen, höchstpersönlich eine Revolution auf dem Multimilliarden-Markt für Handys in Japan einzuläuten. Auf einer hierzulande medial vielbeachteten Pressekonferenz wurden von ihm massive Änderungen im Preissystem von Softbank angekündigt.

Bild: Masayoshi Son bei der Pressekonferenz


Massive Preissenkungen
Die Konkurrenz (NTT Docomo und KDDI mit seiner Handymarke "au") sieht sich nun mit folgenden Änderungen beim Rivalen konfrontiert:

- bei einigen Angeboten werden bis zu 70% Preissenkungen realisiert
- alle Konkurrenzangebote werden innerhalb von 24 Stunden durch Softbank unterboten
- Softbanks Preise werden regelmäßig um mindestens 200 Yen (~1,34 Euro/~2,12 Franken) niedriger sein als die der Rivalen
- eine neuartige Flatrate wird eingeführt: Für 2.880 Yen (~19,23 Euro/~30,58 Franken) können Softbank-User für einen Monat die meiste Zeit des Tages umsonst miteinander telefonieren und sich Emails zusenden

Für Japans Konsumenten -zB mich- sind das natürlich gute Nachrichten!

Zusatzinfos
1)
In Japan gibt es etwa 93 Millionen Handybenutzer.

2)
Hintergrund für das Timing der Aktion von Softbank ist eine Neuerung im japanischen Handymarkt, die heute in kraft tritt. Ab sofort können Kunden bei einem Wechsel der Handyfirma gegen Zahlung einer Gebühr von etwa 5.000 Yen (~33,39 Euro/~53,10 Franken) ihre Telefonnummer behalten. Die Emailadresse muß jedoch geändert werden.

3)
Der charismatische Chef von Softbank, Masayoshi Son, ist nicht nur mehrfacher Milliardär, sondern auch reichster Mann Japans. Ich habe gelesen, daß er -als Sohn koreanischer Einwanderer- während der Schulzeit regelmäßig von seinen Mitschülern vermöbelt wurde. Jetzt kann er darüber wohl nur müde lächeln.

4)
Softbank ist zur Zeit nach NTT (56% Marktanteil) und KDDI (28%) mit 16% die Nr. 3 in Japan. Andere Anbieter spielen keine Rolle. Son hat auf der Pressekonferenz mitgeteilt, daß ihn die hohen Gewinne der beiden Rivalen stören und Softbank einen größeren Anteil am "Kuchen" will.

Siemens Japan ist nun eine Holding-Gesellschaft

Mal wieder eine Nachricht von einer deutschen Firma aus Japan, wenn auch eine wenig spektakuläre. Allerdings wird darüber nur kaum in europäischen Zeitungen o.ä. berichtet werden, also wird die Meldung hier bebloggt.

Siemens hat seine fünf Japan-Töchter in einer Holding zusammengeführt, um die Aktivitäten hierzulande vollständig integrieren zu können.

Zur neu gegründeten Holding "Siemens Japan" gehören nun:
Siemens-Asahi Medical Technologies (Website nur in Japanisch)
Siemens VDO Automotive (Website nur in Japanisch)
Yaskawa Siemens Automation & Drives (Website nur in Japanisch)
Yaskawa Siemens Numerical Controls
Mochida Siemens Medical Systems (Website nur in Japanisch)

10/21/2006

Innovation aus Japan (35): Tabakindustrie investiert 80 Mrd. Yen in neue Automatentechnologie

Die Japaner rauchen sehr gerne. Und Zigaretten sind komischerweise gerade im ansonsten nicht allzu billigen Japan wirklich sehr günstig. Eine Packung Marlboro etwa kostet nur 320 Yen (~2,13 Euro/~3,39 Franken), wobei gerade erst die Preise wegen einer Steuererhöhung angezogen haben.

Jugendliche werden ausgesperrt
In 2008 wird nun zur Abschreckung jugendlicher Raucher ein System an Zigarettenautomaten eingeführt, über das nur noch Erwachsene an die Glimmstengel gelangen. Das Rauchverhalten jugendlicher Japaner wird als ein großes Gesundheitsproblem angesehen. Und in der Tat ist etwa in meinem Bekanntenkreis die Anzahl solcher Jugendlicher sehr hoch!

Das System wurde bereits ausführlich in der Praxis getestet. Einmal in Chiba in 2002 (für ein Jahr) und einmal in der Provinz (in Tanegashima, Präfektur Kagoshima). Die Tests verliefen jeweils erfolgreich.

Neues elektronisches Automatensystem
Ab 2008 sollen nun erwachsene Raucher eine spezielle Karte an Automaten halten und nur noch so an Zigaretten gelangen können. Industrieverbände geben die Kosten für den Bau der Automaten und die Entwicklung der Verkaufssysteme mit insgesamt 80 Mrd. Yen (~534 Mill. Euro/~848 Mill. Franken) an.

Man muß die Karten als Interessent beantragen. Raucher in den Präfekturen Kagoshima und Miyazaki können dieses bereits ab Dezember 2007 tun, alle anderen ab Februar 2008. Die entsprechenden Formulare können in Tabakläden erworben oder im Internet runtergeladen werden. Dazu sind Foto und Geburtsnachweis notwendig.

Bild: Elektronisches Automatensystem


In Kagoshima und Miyazaki werden die ersten Automaten im März 2008 aufgestellt. Danach folgt schrittweise der Rest Japans folgt. Es gibt viel zu tun: In Japan existieren nicht weniger als 620.000 Zigarettenautomaten!

Die neuen Karten heißen "Taspo" (Tobacco, Access und Passport) und haben auch eine Bezahlfunktion für weitere Anwendungen.

Man wird sehen, wie in der Öffentlichkeit die Taspo angenommen wird. In Deutschland soll ein ähnliches System ja ab Januar in Betrieb genommen werden.

10/20/2006

Bosch will in Japan weiter expandieren

Bosch Japan ist eine der größten Gaijin-Firmen im Lande überhaupt. Seit Jahren schon verdient sich das Unternehmen hier eine goldene Nase.

Ich selbst bin schon einige Male mit Bosch-Mitarbeitern (die jeweils gerade nicht im "Dienst" waren) ins Gespräch gekommen. Alle haben Bosch Japan über den grünen Klee gelobt.

Expansionspläne
Vorgestern habe ich nun in der Nihon Keizai Shimbun gelesen, daß Bosch in Japan weiter expandieren will. Die Tochter soll ein weltweites Zentrum zur Entwicklung von Kleinwagen-Komponenten werden.

Um das zu erreichen soll die Zahl der Ingenieure um immerhin 15% von jetzt 1.300 auf 1.500 erhöht werden (bis 2009). Sie sollen sich vor allem um die Entwicklung von Bremssystemen und Motorenbestandteilen kümmern.

Dazu sollen mehr Mitarbeiter aus Deutschland nach Japan geschickt werden, um die Kommunikation zwischen dem Mutterhaus und der Tochterfirma weiter zu verbessern.

Meinung
Ist schon interessant, daß eine deutsche Firma sich dazu entscheidet, in Japan mehr zu forschen und sich nicht etwa für das Mutterland Deutschland entscheidet. Bei Expansion in punkto Produktion hat man sich als Deutscher ja schon an Auslandspläne gewöhnt (in der Regel natürlich nach Osteuropa oder China), aber so!?

Andererseits auch nicht verwunderlich, wenn man sich vor Augen führt, welcher Staat in Sachen Kleinwagen weltweit die Nase vorn hat. Die Entscheidung wirft natürlich auch ein Schlaglicht darauf, wie viel Vertrauen Bosch in die Fähigkeiten der Japaner und das hiesige Umfeld im Allgemeinen hat.

Zusatzinfos
1)
Bosch Japan existiert seit 1972 als eigenständiger Japan-Ableger. Die Firma ist (natürlich) als japanische AG organisiert.

2)
Die Forschungseinrichtungen und Produktionsstätten Boschs sind über ganz Japan verteilt. Das ist auch nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß die Firma hierzuland knapp 7.000 Menschen beschäftigt. Das Hauptquartier befindet sich in Shibuya.

10/18/2006

Innovation aus Japan (34): Matsushita entwickelt Roboter für Handling von Blutproben

Nach dem portablen und sprechenden Übersetzer von Sharp mal wieder eine Innovation aus Japan, die sich wie ein Versatzstück aus einem Science-Fiction-Roman liest.

Neue Arbeitsroboter
Matsushita Electric Works, 100%ige Tochter des japanischen Megakonzerns Matsushita (u.a. Panasonic), hat neuartige Roboter entwickelt, die das Handling von Blutproben effizienter machen können.

Bilder: Roboter von Matsushita (man beachte das kawaiie Gesicht auf dem Bildschirm!)


Die Roboter sollen in großen Laboratorien eingesetzt werden. Dabei arbeiten bis zu 10 Roboter gemeinsam. Sie können bis zu 9.000 Blutproben pro Stunde handlen. Laut Matsushita bewegen sich die Roboter dabei mit einer Geschwindigkeit von einem Meter pro Sekunde umher.

Lasersystem zur Steuerung
Ein Hochpräzisionssystem auf Laserbasis (8 Meter um den jeweiligen Roboter herum) verhindert, daß die Maschinen in einen "Arbeitsstau" geraten bzw. ineinanderlaufen. Dazu merken die Roboter, wenn ihnen "der Saft" ausgeht und bewegen sich zu einer Ladestation, wenn die knapp möglichen 7 Stunden an durchgehendem Betrieb zu Ende sind!

Ein einzelner Roboter wiegt 150 KG und hat die Maße 600x755x1088 mm.

10/17/2006

Japan weltweit Nr. 1 bei Patentanmeldungen

Japan ist eine Tüftlernation. Das ist auch ein Grund für die Existenz meines Blogs und die vielen Innovationen, die ich in dessen Rahmen hier Tag für Tag vorstellen kann. Nun wird von hoher Stelle ein Beleg für diese Ansicht geliefert.

Japan Nr. 1 bei Patentanmeldungen
Die WIPO (World Intellectual Property Organization) hat am heutigen Montag bekannt gegeben, daß in 2004 weltweit die meisten Patentanmeldungen in Japan eingegangen sind. Die Organisation ist eine NPO der Vereinigten Nationen.

Global wurden 1.599.000 Anträge registriert. An oberster Stelle steht Japan mit etwa 540.100 Anmeldungen, von denen etwa 368.400 in Japan selbst eingegangen sind (der Rest im Ausland bzw. unter WIPO-Bedingungen)!

Weitere Länder deutlich abgeschlagen
Mit deutlichem Abstand folgen die USA (346.300) und Südkorea mit knapp 157.600 Anmeldungen. Europa als ein Gebiet liegt zwischen diesen beiden Ländern auf Platz 3.

Die Zahl liegt für Deutschland alleine bei etwa 48.400. D.h., daß es deutsche Entwickler in Sachen Patentierungen nicht mal auf 10% der Werte Japans bringen! Ein Trost: In Europa ist Deutschland ganz klar in Führung. Auf Rang 2 folgt hier Großbritannien mit einem Wert von 19.100...

China holt stark auf
Sehr interessant die Entwicklung in China: Das Land wird in dem WIPO-Report nach Japan, den USA, dem Europäischen Patentamt und Südkorea auf dem 5. Rang geführt. Die Zahl der Patentanmeldungen in China hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre mehr als versechsfacht. Mit etwa 65.000 Anträgen übertrumpft China mittlerweile auch Deutschland!

Klar, Aussagen über die Qualität der Patentanmeldungen lassen sich aus solchen Statistiken nicht herauslesen. Aber einen Indizcharakter haben gerade solche Zahlen schon, gerade wenn sie so deutlich sind.

10/15/2006

Sony greift (mal wieder) Apples iPod an: Network-Walkman angekündigt

Der iPod von Apple hat ja in Japan eingeschlagen wie eine Bombe. In den hiesigen Elektronikmärkten sind jede Menge Quadratmeter nur für diese Geräte reserviert und das Wort "iPod" taucht auch bereits wie "Staubsauger" oder "Mikrowelle" auf den Etagenplänen auf.

Klar, daß Sony als Erfinder des Walkmans da gegensteuern muß. Genauso wie bei Panasonic (siehe Bericht hier) sehe ich allerdings wenig Chancen. Sony hat gepennt und der iPod ist einfach schon zu stark in die japanische "Mentalität" als cool und zuverlässig eingesickert. Je nach Marktforschungsinstitut werden Apple Marktanteile in Japan von 50% und mehr nachgesagt!

Sony mit erneutem Angriff
Am Donnerstag hat Sony nun einen wiederholten Versuch gestartet. Auf einer Pressekonferenz stellte das Unternehmen seinen neuen Network-Walkman vor, der mit einer stationären Stereoanlage -einer sogenannten NetJuke- verbunden werden kann. Eigentlich wird damit nur die Neuauflage der bisher erfolglosen digitalen Walkmen vorgestellt: Ganz neu ist das Produkt also nicht.

Bilder: Network-Walkman von Sony


Der auf den Fotos zu sehende Walkman aus der NW-S700F-Serie ist nur 88x27x17 mm groß und wiegt 47 Gramm. Durch eine Highspeed-Funktion reichen bereits 3 Minuten Batterie-Aufladen für einen 3stündigen Betrieb des Geräts.

Man kann -sehr praktisch- direkt Musikstücke von seinen CDs auf den Player aufspielen, ohne einen PC benutzen zu müssen. Dazu hat das Gerät eine Rauschunterdrückungsfunktion.

Netjuke als Gegenstück zu iTunes
Netjuke ist das japanische Gegenstück zu iTunes, Apples Musik-Download-System. Der Clou an Sonys Konzept: Im Gegensatz zu iTunes brauchen Netjuke-User keinen Computer, um Musik auf ihre Player runterzuladen, da die Anlage selbst direkt mit dem Internet verbunden werden kann. Netjuke gibt es nur in Japan (bereits seit 2001). Die neue Netjuke (mit 80 oder 250 Gigabyte Festplatte) kann nun auch einfacher mit dem Network-Walkman verbunden werden.

Bild: Netjuke von Sony


Sonys weitere Pläne
Sony will Ende dieses Monats in Japan mit einer breit angelegten Marketingkampagne beginnen. Dazu hat der Konzern die britische Band Oasis engagiert, um auch eine etwas ältere Zielgruppe ansprechen zu können.

Sony hat auf der Pressekonferenz auch die Entwicklung eines tragbaren Musikplayers mit Bildschirm (zum Abspielen von Videos) angekündigt - also ein Konkurrenzprodukt zum Video iPod von Apple.

Ob diese Rechnung aufgeht? In einigen Wochen kommt ja auch noch Microsoft iPod-Konkurrent Zune....

10/13/2006

Prognose bewahrheitet sich: Nintendo-Aktie bei 25.000 Yen

Hat zufällig ein Leser Geld auf meine hellseherischen Fähigkeiten gesetzt?

Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch!

Ich habe hier im Juli zum ersten Mal von einem Steigen des Nintendo-Kurses fabuliert (dann ging es hier und hier weiter). Ende Juli stand die Aktie bei 20.840 Yen und ich jammerte, nicht genügend Geld für Aktienkäufe zur Verfügung zu haben. Sonst hätte ich wirklich zugeschlagen.

Heute sehe ich, daß die Nintendo-Aktie bei 25.000 Yen liegt. Für die neue Maschine "wii" laufen bereits erste TV-Spots, die meiner Meinung nach ziemlich geschickt gemacht wurden.

Meiner Prognose nach wird der wii einschlagen wie eine Bombe und Nintendoaktien zu weiteren Kurssprüngen veranlassen (bis Anfang des nächsten Jahres). Dann wird man sehen müssen, welche Spiele für die Konsole noch kommen...

Innovation aus Japan (33): Sharp entwickelt "sprechenden" Handheld-Übersetzer

Diese Innovation aus Japans Elektroniksektor liest sich wie ein Detail aus einem Science-Fiction-Roman, ist aber nicht nur wahr, sondern sogar marktreif.

Es handelt sich um eine Koproduktion von Sharp Japan (Website nur in Japanisch) und IBM Japan, wobei Sharp die Federführung bei diesem Projekt übernommen hat.

Übersetzer versteht gesprochenes Japanisch
Die neue Erfindung: Ein tragbares Übersetzungsgerät, das gesprochenes Japanisch in gesprochenes Englisch umwandelt! Alternativ sind auch Textübersetzungen möglich. Der Vorgang dauert nur wenige Sekunden. Dabei hat der kleine Apparat gerader mal die Größe eines PDAs.

Normalerweise ist solch eine Technik bisher PCs vorbehalten gewesen, aber der technische Fortschritt eben...

Bild: Portabler Übersetzer von Sharp


Die Hardware stammt von Sharp, wobei IBM Japan ihre Spracherkennungssoftware "Via Voice" zum neuen Produkt beitragen konnte.

Das neue Gerät wurde bereits Anfang des Monats auf der Ceatec Japan (Japans größte IT-Messe) in Chiba live gezeigt.

In Japan soll das Gerät Ende des Jahres auf den Markt kommen. Preis: Voraussichtlich etwa 60.000 Yen (~400 Euro/~638 Franken).

Klar, daß sowas als erstes von einer japanischen Firma kommen mußte...

10/12/2006

Innovation aus Japan (32): Batteriebetriebenes Auto "i Miev" von Mitsubishi

Mitsubishi Motors Japan (Website nur in Japanisch) hat gestern in Tokyo eine aufsehenerregende Pressekonferenz abgehalten, in der das neueste Baby des Konzerns vorgestellt wurde. Und es scheint, daß die Idee des batteriebetriebenen Autos noch nicht tot ist!

3. Generation des Batterie-Autos
Die Firma hat nämlich die Markteinführung ihres "i Miev" angekündigt, ihres elektrischen Autos der 3. Generation. Das "i Miev" basiert vom Design her auf Mitsubishis beliebten Kleinwagen "i".

Bild: "i Miev" von Mitsubishi Motors

Die Höchstgeschwindigkeit beträgt immerhin 130 km pro Stunde. Mit einer Batterieladung soll man je nach Fahrstil und äußeren Umständen 130 Meilen fahren können (mit 4 Passagieren).

Vor Markteinführung Testbetrieb mit 5 Partnern
Im Januar 2007 soll das neue Auto von 5 japanischen Stromkonzernen im Testbetrieb eingesetzt werden (Tepco, Chugoku Electric Power, Kyushu Electric Power, Kansai Electric Power und Hokuriku Electric Power). Damit sollen Erkenntnisse für die Praxis gesammelt, durch die die spätere Kommerzialisierung der Idee leichter fallen soll.

Außerhalb Japans soll das "i Miev" vorerst nicht vorgestellt werden. Nach Firmenangaben sei damit frühestens mit der Vorstellung der nächsten Generation batteriebetriebener Mitsubishis in 2010 oder 2011 zu rechnen.

Meinung
Interessant, daß sich fast nur Mitsubishi (sonst nur Subaru und einige kleinere Hersteller) mit diesem neuen Produkt gegen den Trend in der Automobilindustrie stemmt - nämlich die Idee eines elektrischen Autos einfach sterben zu lassen.

GM hat dieses ja bereits mit ihrem EV-1 getan undd amit für viel Wirbel in der Autoindustrie gesorgt. Sogar ein aktueller amerikanischer Dokumentarfilm (Who killed the electric car?) behandelt im Kino diese Thematik.

Mal sehen, was Mitsubishi aus dem "i Miev" macht. Ernst genug scheinen sie ihre Vision ja zu nehmen.

In eigener Sache: Blog-Site von Zeit zu Zeit down

In letzter Zeit haben mich Emails von Lesern (aus Europa und Japan) erreicht, in denen die Erreichbarkeit meines Blogs bemängelt wurde.

Mir bleibt nichts anderes übrig, als mich dafür zu entschuldigen.

blogger.com wird zwar von Google betrieben (was so eigentlich zumindest auf ein Grundmaß an Qualität bzw. Zuverlässigkeit der entsprechenden Server schließen lassen sollte), war aber heute zB wieder für einige Stunden nicht zu erreichen.

Wenn das so weitergeht, werde ich den Anbieter wechseln. Für den Moment bitte ich alle Leser, im Falle der Nichterreichbarkeit zu warten und es dann später noch einmal zu versuchen.

10/11/2006

Hitachi will Mehrheit an Clarion übernehmen

Heute ist bekannt geworden, daß der japanische Mega-Konzern Hitachi den auf Automobile spezialisierten Elektronikhersteller Clarion übernehmen will. Am Morgen hat Clarion dem Plan Hitachis bereits zugestimmt.

Mehrheitsbeteiligung geplant
Hitachi ist seit Dezember 2004, als die Firma einen Anteil von 14,4% erwarb, bereits der größte Shareholder von Clarion. Der Anteil soll durch den Kauf von über 100 Millionen Clarion-Aktien auf 50% hochgeschraubt werden. Zeitungsangaben zufolge wird dieses Hitachi etwa 420 Mill. USD kosten, wenn 30% auf den Wert einer Clarion-Aktie (heutiger Kurs) aufgeschlagen werden.

Hitachi verkündete, daß diese Maßnahme die Antwort auf die Erwartung der Firma darstellt, daß der japanische und weltweite Markt für Autoelektronik (Stereoanlagen, Navigationssysteme) in der Zukunft stark wachsen wird.

Bild: DVD-Navigationssystem von 2006 mit eingebautem ipod-Zugang (Clarion VRX765VD)

Zusatzinfos
Clarion ist -gemessen an Marktanteilen- der fünftgrößte japanische Produzent von Navigationssystemen für Fahrzeuge. Bereits in der Vergangenheit hatte das in Tokyo beheimatete Unternehmen zusammen mit Hitachi bei der Entwicklung dieser Produkte kooperiert.

Die heute verkündete Maßnahme Hitachis ist also insofern nicht soo überraschend...

Innovation aus Japan (31) Matsushita mit neuem Transportsystem für Blumen

Die japanische Innovationswut macht auch vor relativ kleinen und exotischen Märkten bzw. Marktnischen nicht halt. Auch die Megakonzerne des Landes sind sich von Zeit zu Zeit für neue Lösungen in diesen Bereichen nicht zu schade:

Blumen können billiger transportiert werden
Matsushita Electric Industrial (Matsushita Denki Sangyou 松下電器産業, Mutterkonzern von Panasonic) hat in Zusammenarbeit mit Tsurumikaki (Blumen-Großhändler) und Iwatani Materials (Website nur in Japanisch) ein System entwickelt, mit dem Blumen auch bei Zimmertemperaturen bis 25 Grad transportiert werden können. Beim Einsatz dieser neuen Erfindung sollen Kosten gespart werden können.

Matsushita geht aus 2 Gründen von Kostenersparnissen für die Firmen aus, die das System nutzen wollen: Zum einen wird offensichtlich der Kühltransport (bei 10-15 Grad Celsius) von Blumen überflüssig. Zum anderen werden zur Lieferung keine speziellen Container mehr benötigt.

Neue Technik eingesetzt
Die neue Methode basiert auf eine spezielle Lichtanlage, die aus LEDs (DC 24V, 0,3A, 7,2W) and Cold-Cathode-Neon-Röhren (DC24V, 0,2A, 4,8W) besteht. Dieses System hilft, die Pflanzen durch Photosynthese länger frisch zu halten.

Vom 19.-21.10 findet in Tokyo die International Flower Expo statt. Auf dieser Messe will Matsushita das neue Transportsystem "live" vorstellen. Erste Machbarkeitsstudien letzten Monat verliefen wohl recht erfolgreich. Ab Ende 2006 soll die Produktion und Vermarktung dann in vollem Ausmaß beginnen.

Zusatzinfos
Weitere Blog-Berichte über Matsushita sind hier, hier und hier!

10/09/2006

Takeda Pharmaceuticals ist "beste" japanische Firma

Die angesehenste Wirtschaftszeitung Japans -vielleicht ganz Asiens- ist die mächtige Nihon Keizai Shimbun (日本経済新聞, auch als Nikkei -日経- abgekürzt).

Seit 28 Jahren nun führt die Zeitung einen "Corporate Excellence Survey" durch, in dem ausschließlich japanische Firmen Gegenstand der Untersuchung sind. So auch im Fiskaljahr 2006.

Takeda gewinnt
Gewonnen hat dieses Mal ein alter Bekannter, nämlich das im Westen (zumindest unter Industrie-Outsidern) eher unbekannte Pharma-Unternehmen Takeda
(武田薬品工業). Die Firma hatte den Spitzenplatz bereits in 2003 und 2004 erreicht. Letztes Jahr gewann noch Canon, die diesesmal auf Platz 5 abrutschten.

Im Fiskaljahr 2006 (endete im März dieses Jahres) half Takeda die hervorragende Umsatzrendite von 33% (!). Fanuc Ltd. (ein Maschinenbau-Unternehmen nahe dem Mt. Fuji) wurde 2., gefolgt vom Telekommunikationsgiganten NTT Docomo.

Zusatzinfos
1)
Takeda ist in Osaka beheimatet und beschäftigt weltweit etwa 15.000 Menschen.

2)
Takeda Deutschland ist in Aachen angesiedelt. Zum Konzern gehören auch noch die 100%igen Tochtergesellschaften Takeda Pharma in Österreich und die Takeda Pharma AG in der Schweiz.

3)
Ein älterer Beitrag zu Takeda findet sich hier.

4)
Die Nihon Keizai Shimbun analysiert für ihre Untersuchung nur börsennotierte Unternehmen (ohne Finanzfirmen und Start-Ups).
Die Auswahlkriterien lauten:
- Ausmaß und Qualität der Produkt-bzw. Servicepalette
- Profitabilität
- Stabilität
- Wachstumspotential

10/08/2006

Innovation aus Japan (30): Sharp entwickelt umweltfreundliche Farbe

Am Freitag gab Sharp Japan (Website nur in Japanisch) bekannt, daß die Entwicklung einer umweltfreundlichen Farbe für die Lackierung der elektronischen Produkte der Firma abgeschlossen ist. Die Innovation wurde in Zusammenarbeit mit Kansai Paint aus Osaka realisiert.

Der Clou an der neuen Farbe: Der Hauptbestandteil ist aus gewöhnlichem Kornmais gewonnene Stärke! Aus Pflanzen bestehende Farbe ist an sich nichts Neues. Das Produkt von Sharp jedoch trocknet jedoch im Vergleich doppelt so schnell. Gegenüber "chemischer" Farbe wird zudem beim Verbrennen weniger Kohlendioxid ausgestossen.

Bild: Sockel für Sharp-TV und Bestandteile der neuen Farbe


Die gemeinsame Entwicklung wurde von beiden Firmen bereits im Dezember des letzten jahres bekannt gegeben. Sharp benutzt die Farbe bereits bei der Lackierung der Sockel ihrer "Aquos"-Flachbildfernseher. Das Patent wird von Kansai Paint gehalten.

10/07/2006

Anzahl auf Sozialhilfe angewiesener Familien in Japan übersteigt 1 Million

Wie bekannt ist das japanische Sozialversicherungssystem besonders im Vergleich zum deutschen sehr löchrig. Die Schere zwischen arm und reich hat sich im Verlauf der Amtszeit von Junichiro Koizumi übrigens weiter geöffnet.

Ein Indiz für diese Aussage:
Das Ministry of Health, Labor and Welfare (Kouseiroudoushou, 厚生労働省) hat am Freitag bekannt gegeben, daß die Anzahl japanischer Familien, die finanzielle Hilfe vom Staat erhalten, zum ersten Mal in der Geschichte die Millionen-Marke überschritten hat. Dieses war im Fiskaljahr 2005 der Fall.

Die genaue Zahl liegt bei 1.041.508. Damit wird der 13. Anstieg in Folge in Japan beobachtet.

Im Detail haben 451.962 Haushalte von älteren Menschen Sozialhilfe bezogen. Behinderte und Kranke waren in 389.818 Haushalten Empfänger solcher Leistungen, während vaterlose Familien mit 90.531 Fällen zu Buche schlugen.

10/06/2006

Japans Wirtschaft wird mindestens bis 2017 weiter wachsen

Es deuten ja alle Anzeichen darauf hin, daß Japan seit einigen Monaten die wirtschaftliche Talsohle durchschritten hat.

Gestern hat das Dai-Ichi Life Research Institute (einer der führenden Think Tanks des Landes) eine Studie veröffentlicht, die genau diesen Trend noch einmal bestätigt.

Wachstum bis 2017 erwartet
Nach Aussage des Instituts wird die japanische Wirtschaft bis zum Ende des Fiskaljahres 2011 (also bis Ende März 2012) jährlich real um 2,1% wachsen. Es wird davon ausgegangen, daß auch danach - bis März 2017- diese Entwicklung anhält. Von 2012 bis 2017 soll die durchschnittliche Wachstumsrate jedoch nur noch 1,9% betragen.

Nominal erwartet Dai-Ichi Life, daß bis 2012 die Wirtschaft um 2,7% und danach um 2,4% wachsen wird.

Hauptsächlich demographische Einflüsse
Als Begründung für das relativ starke Wachstum bis 2012 sieht das Institut die stärkere Einbindung von Frauen und Jugendlichen in den Jobmarkt an. Dieses ist auch notwendig, wenn man sich vor Augen führt, daß in dieser Zeit eine große Anzahl an Babyboomern (Japaner, die nach dem 2. Weltkrieg geboren wurden) in den Ruhestand geht.

Dai-Ichi-Life erwartet, daß sich diese beiden Entwicklungen noch neutralisieren. Von 2017 an allerdings werde das demographische Problem Japans durchschlagen, das sich zB in einem Absinken der Bevölkerungszahl manifestiert und die Rekrutierung geeigneter Arbeitskräfte weiter erschwert.

Der Think Tank erwartet übrigens auch noch, daß die japanische Mehrwert- bzw. Verbrauchsteuer schrittweise bis 2017 auf 8% erhöht wird.

Es sieht also weiterhin sehr gut aus für die japanische Wirtschaft. Mal sehen, was der nächste Tankan (短観) sagt...

10/04/2006

Japanisches Arbeitsministerium zwingt hunderte Firmen zu Überstundenzahlungen

Überstunden sind innerhalb japanischer Firmen ja bekanntermaßen eine systemimmanente Plage.

Das Ministry of Health, Labor and Welfare (Kouseiroudoushou, 厚生労働省) bzw. die unterstellten Labor Inspection-Büros wollen diesem Treiben nun zumindest in Maßen einen Riegel vorschieben. Diese Einrichtungen können Unternehmen, die geleistete Überstunden nicht entlohnt haben, zu Zahlungen an die betroffenen Arbeitnehmer zwingen!

Große Summen
Im Fiskaljahr 2005 war dieses laut einer Mitteilung des Ministeriums bei insgesamt 1.524 Firmen landesweit der Fall. Diese hatten jeweils über 1 Mill. Yen (~6.666 Euro/~10.563 Franken) an Überstunden nicht bezahlt. Diese Zahl an "erwischten" Firmen ist Rekord in Japan.

Insgesamt belief sich die Gesamtsumme auf immerhin 23,3 Mrd. Yen (~1,55 Mrd. Euro/~2,46 Mrd. Franken). Das sind immerhin 700 Mill. Yen (~4,66 Mill. Euro/~7,39 Mill. Franken) mehr als im Fiskaljahr 2004. Die betroffenen Firmen mussten im Durchschnitt jeweils 15,29 Mill. Yen (102.000 Euro/161.000 Franken) nachbezahlen.

10/03/2006

Fujifilm steigt in Kosmetik- und Diätmarkt Japans ein

Was haben Fotofilme mit Schönheitsartikeln zu tun? Eigentlich gar nichts, möchte man meinen.

Fuji Photo Film steht allerdings vor solch gewaltigen strukturellen Herausforderungen, daß die Firma offenbar nicht anders kann, als in vollkommen "unternehmensfremde" Produktfelder zu diversifizieren. In der letzten Zeit hat Fuji Photo Film bereits 5.000 Menschen entlassen, was einem Drittel der Belegschaft der Film- und Kamera-Segmente des Unternehmens entspricht.

Neue Produkte zur Anpassung an Marktveränderungen
Vor einigen Tagen hat Fujifilm in Tokyo bekannt gegeben, nun auch Schönheits- und Diätprodukte produzieren zu wollen! Der Fotofilm-Markt bricht seit Jahren als Betätigungsfeld weg. Diese Maßnahme ist nun ein Teil der Unternehmensstrategie unter den CEO Shigetaka Komori mit dem Ziel des Markteintritts in den Medizin- und Life Sciences-Sektor!

Am 28. September hat der immer noch führende Fotofilmhersteller 3 Hautcreme-Artikel in Japan eingeführt, die auf Fototechnologien basieren. Zielgruppe sind Frauen zwischen 30 und 40.

Bilder: Markteinführung der neuen Fuji Photo Film-Produkte (mit Shigetaka Komori)


Dazu sollen 9 Produkte kommen, die zur Unterstützung von Diäten dienen sollen. Auch diese basieren auf Filmtechnologien.

Neue Wege bei der Vermarktung sollen Geld in die Kasse bringen
Fujifilm will die neuen Artikel in Eigenregie vermarkten. Als Vertriebskanäle sind lediglich das Internet und Telefon-Bestellungen vorgesehen.

Die Firma hofft, bereits im Fiskaljahr 2008 einen Umsatz von 10 Mrd. Yen (~66,7 Mill. Euro/~106 Mill. Franken) durch die erweiterte Produktpalette zu erzielen. Ein sehr ehrgeiziges Ziel...

10/02/2006

Innovation aus Japan (29): Sport-Walkman von Sony

In diesen Tagen bringt Sony in Japan ein neues Technik-Gadget heraus.

Es handelt sich um einen MP3-Stick mit einer Vielzahl eingebauter Funktionen (neben dem Abspielen von Musik natürlich).

Zielgruppe: Sportliche Japaner
Der Walkman ist aus Aluminium, nur 26 Gramm leicht und spritzwasserfest. Die Zielgruppe scheinen wohl auch aus folgendem Grund sportbegeisterte Japaner zu sein: In das NW-205F (2 GB Speicher) bzw. NW-203F (1 GB Speicher) ist nämlich noch ein Pedometer bzw. Schrittmesser integriert!

Für die, die beim Gehen oder Sport-Treiben ihren Kalorienverbrauch kontrollieren wollen ist auch ein Kalorienzähler eingebaut. Auch eine Stop-Uhr fehlt nicht, genauso wie ein Radio. Und das alles in einem 26 Gramm leichten Gerät!

Bilder: MP3-Walkman




Weitere Funktionen
Als zusätzliches Gimmick kann die Playlist auch noch der Schrittfrequenz angepasst werden: Läuft man etwa plötzlich schneller als zuvor, bemerkt das Gerät dieses und wechselt die Songreihenfolge entsprechend.

Der MP3-Player kann durch eine Quick-Charge Funktion mit nur 3 Minuten Aufladen von Batterien für 3 Stunden betrieben werden.

Das Gerät sollte eigentlich am 12.9. erscheinen, ist aber erst seit dem 23. September hierzulande erhältlich. Das NW-205F (2 GB Speicher) kostet 20.000 Yen (~134 Euro/~212 Franken), das NW-203F (1 GB Speicher) ist für 15.000 Yen (~100 Euro/ ~159 Franken) zu haben.

10/01/2006

Innovation aus Japan (28): Nissan-Navigationssystem mit "sprechendem" Internetzugang

Schon wieder Neues von Nissan Japan. Aber diesesmal geht es um eine Weltinnovation, die sicher auch bald von anderen Firmen übernommen wird.

Internet über Navigationssystem
Nissans japanisches Telematik-Service "Carwings" wird nämlich demnächst kräftig aufgebohrt. Am Freitag hat das Unternehmen in Tokyo angekündigt, seinen Kunden einen Internetzugang über die Nissan-Navigationssysteme anzubieten.

Der Zugang ist auf einige ausgesuchte Sites begrenzt, etwa Yahoo Japan (in Japan sehr populäres -viel mehr als in Europa- Portal für News, TV-Programm, Entertainment usw.), Sonys "So-net"-Blog and Nissans "Drive Navi" (ein Nissan-only Reiseblog). Die Websites sind nur in Japanisch lesbar.

Sprechendes Internet
Von diesen Sites werden RSS-Feeds automatisch in ein für die Nutzer der Navigationssysteme lesefreundliches Format umgewandelt. Der User sucht sich dazu vor der Fahrt die entsprechenden Sites aus. Der Clou: Fährt er dann los, werden ihm dann die Inhalte der RSS-Feeds vorgelesen! Nicht schlecht...

Dazu hat Nissan sein Telematiksystem inhaltlich verbessert, so daß ausgewählte Strecken nun schneller zum Ziel führen.

Bilder: Eindrücke von Nissan neuem Navigationssystem



Neue Hardware von Nissan
Die Firma bringt zu diesem Zweck neue Hardware raus: Ein Navigationssystem mit 30 GB Hard Disk, die 3.000 Lieder von Musik-CDs speichern kann. Es kann zudem alle 20 Minuten die Karten updaten -nach Nissan ist das schneller als bei jedem anderen Gerät der Welt.

Das System wird ab Herbst Nissan-Fahrern zur Verfügung stehen, zusammen mit dem neuen Skyline-Modell. Es wird ebenso wie Carwings im allgemeinen nur in Japan vermarktet.

Wenn wer von meinen Lesern gerade in Japan ist:
Das Navigationssystem wird im Rahmen der CEATEC JAPAN 2006 (Combined Exhibition of Advanced Technologies) gezeigt. Die Show läuft vom 3.-7.10. in der Makuhari Messe in Chiba (nahe Tokyo).